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Portugal: Geschichte, Politik, Bevölkerung und Geografie

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Touristen und Straßenverkäufer schlendern auf dem Platz des Handels vor dem Triumphbogen von der Augusta Straße (l) und der Reiterstatue Josés I.
Der Platz des Handels vor dem Triumphbogen von der Augusta Straße (l) und der Reiterstatue Josés I in Lissabon. © picture alliance/dpa | Lisa Ducret

Portugal war vor einem halben Jahrtausend eines der größten Königreiche der Welt. Heute gehört der iberische Staat zur EU und ist Mitglied der NATO.

Lissabon – Am 7. September 1822 verlor Portugal mit Brasilien eine seiner bedeutendsten Kolonien. An diesem Tag verkündete Kaiser Pedro I die Unabhängigkeit des südamerikanischen Landes. Dies markierte den Anfang vom Ende Portugals als wichtige Kolonialmacht. Als letzte verbliebene portugiesische Kolonie sagte sich Macau im Jahre 1999 von Portugal los.

Portugal: Von der Vorzeit bis zum Ende der Antike

Die Besiedlung Portugals begann bereits vor circa 500.000 Jahren durch verschiedene Vorgänger des Neandertalers. Auch für die darauffolgenden Epochen, die Alt- und Jungsteinzeit, wurden zahlreiche Belege für in verschiedenen Regionen des Landes lebende Siedler gefunden. Später betrieben die Phönizier mehrere Handelsplätze an der Algarve. Zwei Jahrhunderte danach ließen sich Griechen an der portugiesischen Küste nieder. In der Zeit vom 6. bis 3. vorchristlichen Jahrhundert kam es zur verstärkten Besiedlung Portugals durch Kelten, Iberer und Lusitaner, nach denen die Römer das Land „Lusitanien“ nannten.

Anschließend wurde der gesamte Süden der Iberischen Halbinsel zu einer Kolonie von Karthago. Bis ungefähr 200 v. Chr. vertrieben die Römer die Karthager. Anschließend romanisierten die Herrscher die Bewohner des heutigen Portugal. Aus der Verschmelzung des Latein mit den Sprachen der verschiedenen Volksstämme entstand die portugiesische Sprache. Durch die Völkerwanderung drangen die folgenden Volksgruppen auf die Iberische Halbinsel vor:

Durch sie wurde die römische Vorherrschaft zu Beginn des 5. Jahrhunderts beendet.

Portugal: Vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der zweiten portugiesischen Dynastie

Die Westgoten wurden bis zum Jahr 716 in Lusitanien vollständig von einem Berber-Heer besiegt. Damit begann die maurische Herrschaft über Portugal. Sie hatte im Laufe der folgenden Jahrhunderte einen großen sprachlichen und kulturellen Einfluss auf die Geschichte des Landes. Das christliche Königreich Asturien im Norden der Iberischen Halbinsel versuchte ab dem 9. Jahrhundert, Lusitanien von der muslimischen Fremdherrschaft zu befreien.

Das gelang schrittweise und wurde Ende des 11. Jahrhunderts durch die Gründung des unabhängigen Königreichs Portugal unter der Herrschaft des Hauses Burgund vollendet. Schließlich konnten die Asturier mit Unterstützung ausländischer Ritter auch die Algarve von den Mauren zurückerobern. Nach dem Untergang des Hauses Burgund (1383) riss das Haus Avis die Macht an sich und begründete die zweite Dynastie Portugals.

Portugal: Das Zeitalter der Entdecker

Die Könige aus dem Hause Avis machten Portugal zur führenden Seefahrernation. Heinrich der Seefahrer unternahm Entdeckungsreisen in die folgenden Erdteile:

Dort gründete die portugiesische Krone Kolonien, die den Staat schnell reich machten. Nachdem auch das Haus Avis untergegangen war, übernahmen die spanischen Habsburger das Königreich Portugal. Dieses Geschlecht herrschte bis 1640 und machte das Land zur spanischen Provinz. Der Herzog von Braganza führte erfolgreich eine Revolte gegen die spanische Vorherrschaft und begründete als König Johann IV die dritte portugiesische Dynastie.

Portugal: Von der Neuzeit bis zum Ersten Weltkrieg

Ab Mitte des 18. Jahrhunderts begann die Transformation Portugals in einen absolutistischen Staat. In mehreren Kriegen sicherte sich das Land die Unabhängigkeit gegenüber Spanien und Frankreich. 1807 kam es zur Besetzung Portugals durch die französische Armee unter Napoleon. Der König floh mit seinem Hofstaat nach Brasilien. Die Briten unterstützen die Portugiesen bei der Vertreibung der napoleonischen Truppen. 1821 bekam Portugal seine erste Verfassung.

Nach dem Untergang des Hauses Braganza trat das Haus Sachsen-Coburg und Gotha die Herrschaft über Portugal an und übte sie bis zum Jahre 1910 aus. Dann kam es aufgrund einer lang anhaltenden Wirtschaftskrise, die zu einer starken Verarmung großer Teile der Bevölkerung geführt hatte, zu einem Aufstand. In dessen Verlauf musste der letzte portugiesische König Karl I ins Exil fliehen. Am 5. Oktober 1910 wurde die Portugiesische Republik ausgerufen.

Portugal: Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart

Im Ersten Weltkrieg war Portugal zunächst offiziell eine neutrale Macht, unterstützte aber das befreundete Großbritannien. Im Frühjahr 1916 erklärte Deutschland daraufhin dem Land den Krieg. Portugal kämpfte ab diesem Zeitpunkt auf der Seite der Entente. Nach dem Ersten Weltkrieg geriet die erste Republik in schwere ökonomische und politische Krisen. Sie wurde durch einen Militärputsch im Jahre 1926 beendet. Der Zivilist António de Oliveira Salazar wurde von den Militärs zum Ministerpräsidenten gemacht und gründete 1933 den Estado Novo als autoritären Staat. Im Zweiten Weltkrieg verhielt sich Portugal neutral.

Salazar herrschte bis zum Jahre 1968. Die portugiesische Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg war von Kolonialkriegen geprägt. Marcelo José das Neves Alves Caetano übernahm die Regierungsgeschäfte und setzte den Kampf um die Kolonien, der Portugal wirtschaftlich stark schwächte und international isolierte, weiter fort. 1974 kam es zu einem erneuten Militärputsch, nach dem alle Kolonien bis auf Macau für unabhängig erklärt wurden. In den folgenden Jahren wurde versucht, in Portugal den Sozialismus einzuführen. Nachdem dieses Vorhaben gescheitert war, wurden 1976 die ersten freien Präsidentschaftswahlen durchgeführt. 1986 trat Portugal der Europäischen Gemeinschaft bei. Heute ist Portugal eine stabile Demokratie.

Portugal: Staat und Politik

Der portugiesische Staat ist als repräsentative Demokratie organisiert, mit einem semi-präsidentiellen Regierungssystem. Die Organe des Staates werden durch den Präsidenten, den Premierminister und seine Minister sowie das Parlament verkörpert. Alle fünf Jahre finden in Portugal freie und geheime Wahlen statt, um den Präsidenten zu wählen. Dieser ernennt den Premierminister und ist formell Oberkommandierender der Streitkräfte.

Die sozialistische Partei (PS) und die konservative sozialdemokratische Partei (PSD) beherrschen das politische Leben des Landes. Zu den kleineren Parteien Portugals gehören die rechtspopulistische Volkspartei (CDS) und die Kommunistische Partei (PCP).

Portugal ist außer in der EU Mitglied in den folgenden Organisationen:

Im Jahre 1999 führte Portugal den Euro ein.

Portugal: Die Geografie und große Städte

Die Fläche des Landes beträgt 92.212 Quadratkilometer. Portugal hat im Westen eine lange Küstenlinie am Atlantik und grenzt im Osten und Norden an Spanien. Die Geografie des Landes ist hügelig bis gebirgig. Während im Norden aufgrund des häufigen Niederschlages sehr fruchtbare Böden entstanden sind, ist es im Süden eher trocken. Die Wirtschaft des Nordens basiert aus diesem Grund vor allem auf dem Anbau von Wein, Gemüse und Obst. Dort hat sich, insbesondere im Bereich der Algarve, ein touristisches Zentrum entwickelt.

Lissabon ist die Hauptstadt Portugals. Sie liegt an der Atlantikküste an der Mündung des Flusses Tejo in einem stark erdbebengefährdeten Gebiet. Lissabon ist der Regierungssitz des Landes und hat rund eine halbe Million Einwohner. Die Stadt bildet das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum Portugals. Darüber gibt es einige weitere große Städte, unter anderem:

Portugal: Bevölkerung und Sprache

Portugal hat rund 10,3 Millionen Einwohner. Nahezu alle Bürger sprechen Portugiesisch als Muttersprache. Diese Sprache ist auch offizielle Amtssprache. Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung leben in den beiden Städten Porto und Lissabon.

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