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Reykjavík: Die Hauptstadt von Island

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Reykjavik, Hauptstadt von Island.
Reykjavik, Hauptstadt von Island. © IMAGO/Spencer Clark/robertharding

An den kürzesten Tagen des Jahres gibt es lediglich vier Stunden Sonnenlicht in Reykjavik, aber dafür sind die Nächte im Sommer so hell wie der Tag.

Reykjavik, die Hauptstadt und die größte Stadt des nordischen Inselstaates, liegt nur 269 Kilometer südlich des nördlichen Polarkreises und damit ist sie weltweit die am nördlichsten gelegene Hauptstadt. Der erste Siedler der heutigen Hauptstadt sah bei seiner Ankunft lediglich Rauch und Dampf, vermutlich von den Dämpfen der heißen Quellen in der Umgebung, und so benannte er den Ort auch danach, denn Reykjavik heißt übersetzt „Rauchbucht“. Dennoch war Reykjavik über Jahrhunderte nichts weiter als eine einfache und unbedeutende Ansammlung von wenigen Bauernhöfen und die heutige Hauptstadt wurde erst 1786 offiziell zur Stadt erklärt.

Die Stadt liegt auf der westlichen Seite am Atlantik an der Faxaflói-Bucht. In Reykjavik sind verschiedene Hochschulen sowie die meisten Fakultäten der Universität des Landes beheimatet. Der größte Teil der Bevölkerung lebt in Islands Hauptstadt, auch wenn Reykjavik nicht über einen Bahnhof verfügt, da auf Island keine Eisenbahnen existieren, aber es gibt ein effizientes öffentliches Verkehrssystem. Dafür ist Islands Hauptstadt die Stadt mit dem höchsten Autoaufkommen pro Kopf auf der Welt mit zahlreichen bis zu sechsspurigen Stadtautobahnen. Reykjavik verfügt über zwei Seehäfen, zum einen den alten Hafen, der vornehmlich von Fischern und Kreuzfahrtschiffen angelaufen wird und des Weiteren über den größten Frachthafen des Landes im Osten der Stadt.

Da Island die größte Vulkaninsel der Erde ist, wird Reykjavik hauptsächlich durch Erdwärme versorgt. Da die Geothermie im täglichen Leben ausgesprochen preiswert ist, wird sie in Islands Hauptstadt fast schon verschwenderisch benutzt. So werden im Winter vereinzelte Straßen und Gehwege in Reykjavik durch dicht unter der Oberfläche verlegte Leitungen, die stets geringe Wärme abgeben, oder durch die Abwärme der Fernwärmeheizungen beheizt. So hat sich Reykjavik zu einer blühenden und viel beachteten quirligen Metropole entfaltet, die immer mehr Inselbewohner anzieht, denn in der Zwischenzeit leben über 60% der Bevölkerung in der Hauptstadt.

Die Geschichte Reykjaviks – der Hauptstadt von Island

Die Geschichte Reykjaviks ist recht jung. Auch wenn sich bereits 874 der erste dauerhafte Siedler dort niederließ, wo heute die Stadt Reykjavik liegt, so waren über Jahrhunderte hinweg andere Orte von wichtigerer Bedeutung. Den Überlieferungen nach wurde Reykjavik von Ingólfur Arnasson, einem der ersten Siedler Islands, gegründet. Der Geschichte nach hatte er, wie bei den Wikingern üblich, sich dort niedergelassen, wo die kurz vor seiner Landung auf der Insel ins Meer geworfenen Holzstützen seines Hochsitzes angeschwemmt worden waren. Übrigens, das Stadtwappen Reykjaviks symbolisiert heute die Baumstämme und die Wellen des Meeres. Arnasson errichtete hier sein Domizil und inzwischen sind durch archäologische Ausgrabungen bewiesen, dass sich Wikinger aus Norwegen bereits im 9. Jahrhundert in dieser Gegend ansiedelten.

Aber es dauerte bis zum 18. Jahrhundert, bis Reykjavik zu größerer Bedeutung gelangte, denn vorher war der Ort unbedeutend, da er nur aus einigen Höfen bestand. Dennoch war seit dem 16. Jahrhundert Dänemark die isländische Kolonialmacht. 1749 wurde Skuli Magnusson, der als Vater der Stadt gilt, als erster Isländer zum Landvogt erklärt und er brachte den Aufschwung für den Ort. Er siedelte in Reykjavik die ersten Betriebe zur Wollverarbeitung an, was den dänischen Monopolisten nicht gefiel.

Skuli wurde 1764 von den Monopolhändlern abgesetzt, aber der Aufstieg Reykjaviks war nicht aufzuhalten. 1786 erhielten die mittlerweile fast 200 Einwohner des Ortes vom dänischen König das Stadtrecht verliehen. Zunächst siedelten sich vor allem fischverarbeitende Betriebe und Werften an und die zunehmende Bedeutung des Ortes brachte weitere besondere Handelsrechte ein. Zusätzlich wurde Reykjavik ab 1796 Bischofssitz des Landes und 1819 kam zur geistlichen Macht die weltliche Macht dazu, da der Gouverneur seinen Amtssitz in Reykjavik bezog.

Die Stadt wurde in den folgenden Jahrzehnten zum intellektuellen Zentrum Islands und erlangte von Jahr zu Jahr mehr Selbstständigkeit. 1845 zog das Parlament nach Reykjavik und ab Ende des 19. Jahrhunderts siedelten sich zahlreiche Verwaltungen und Institutionen in dem Ort an und auch wenn das Land seit 1874 eine eigene Verfassung hatte, war man nach wie vor von der Kolonialmacht Dänemark abhängig. Island erlangte 1904 die Selbstverwaltung und Reykjavik nahm einen rasanten Aufschwung.

Es gab Strom, die Gas- und Wasserversorgung wurde sichergestellt, durch Erdwärme erhitztes Wasser wurde nutzbar gemacht und 1917 wurde der Hafen fertiggestellt. 1918 wurde Island zum Königreich erklärt und gleichzeitig wurde Reykjavik offiziell die Hauptstadt von Island, auch wenn es immer noch der dänischen Kolonialmacht unterstand. Die Stadt wuchs in den 1920er und 1930er Jahren durch die profitable Produktion von Stockfisch und den Fischexport, aber die wirtschaftliche Depression brachte das Wachstum zum Erliegen.

Der wirtschaftliche Aufschwung kam zurück, als England und die USA Reykjavik während des Zweiten Weltkriegs besetzten und ein großer Zivilflughafen mithilfe der Amerikaner erbaut wurde, was den Amerikanern das Recht einbrachte, dauerhaft Truppen in der Nähe von Reykjavik zu stationieren.   

Die Republik Island wurde am 17. Juni 1944 ausgerufen und Reykjavik blieb die Hauptstadt des jetzt unabhängigen Landes Island. Seit Anfang der 1950er Jahre ließen sich immer mehr Industriebetriebe in der Stadt nieder, die Lebensbedingungen verbesserten sich und deswegen zog es viele Isländer in die Hauptstadt, so dass die Einwohnerzahl rasant zunahm.

1972 stand Reykjavik im weltweiten Interesse als das Match des Jahrhunderts im Rahmen der Schachweltmeisterschaft zwischen Bobby Fischer, dem US-amerikanischen Herausforderer und Boris Spasski, dem russischen Titelhalter, in der isländischen Hauptstadt stattfand. Auch im Oktober 1986 wurde Reykjavik zum politischen Mittelpunkt der Welt, als sich Ronald Reagan und Michail Gorbatschow zu einem aufsehenerregenden Gipfeltreffen in der Hauptstadt des nordischen Inselstaates verabredeten.

Seit den 1990er Jahren spielt die Stadt auf dem Techniksektor eine Vorreiterrolle und sie galt bis zum Herbst 2008 mit Beginn der Wirtschaftskrise als eine auch im künstlerischen Bereich weiterhin aufstrebende Stadt. Im August 2011 wurde Reykjavik zur 29. UNESCO-Literaturstadt ausgewählt.  

Die Politik und politische Situation Reykjaviks – der Hauptstadt Islands

Das isländische Parlament, die Regierung sowie der Staatspräsident haben ihren Sitz in Reykjavik, wo auch die zahlreichen Botschaften beheimatet sind. Die Bürger Reykjaviks wählen für jeweils vier Jahre einen 15-köpfigen Stadtrat, der die Geschicke der Stadt leitet und zudem den Bürgermeister wählt.

Bis 1978 regierte die Unabhängigkeitspartei mit absoluter Mehrheit im Rat, danach gab es für vier Jahre eine Koalition aus Bürgerallianz, Sozialdemokraten und Fortschrittspartei. Auch wenn die Unabhängigkeitspartei ab 1982 wieder für 3 Wahlperioden mit einer absoluten Mehrheit regieren konnte, so endete die Epoche ihrer Dominanz 1994 endgültig. In den folgenden Jahren sicherte sich eine Verbindung aus mehreren Parteien die absolute Mehrheit, um 2006 wiederum von einer Mehrheit aus Unabhängigkeits- und Fortschrittspartei abgelöst zu werden.

Bei den Wahlen 2010 zog überraschenderweise die als Spaßpartei geltende Besti flokkurinn als stärkste Kraft in den Stadtrat ein und stellte den Bürgermeister, der bei den Kommunalwahlen 2014 von Dagur B. Eggertsson von der Allianz abgelöst wurde.

Die Bevölkerung der Hauptstadt von Island

Die isländische Hauptstadt zählt Anfang des Jahres 2022 knapp 136.000 Einwohner und im Großraum Reykjaviks leben ungefähr 236.000 Menschen. Das bedeutet, dass fast zwei Drittel der Bevölkerung Islands in der Metropolregion Reykjaviks leben und die Tendenz ist steigend. Die isländische Staatskirche, der etwas mehr als 60% der Einwohner angehören, ist eine evangelisch-lutherische Gemeinschaft, aber es gibt neben weiteren Religionsgemeinschaften auch eine katholische Kirche in Reykjavik. Auch wenn die isländische Sprache nie als offizielle Amtssprache erklärt wurde, ist sie die einzige einheimische Sprache der Hauptstadt des Landes und somit die Amtssprache.

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