„Wo bleibt da der Respekt vor dem Tier?“ - Entsetzen über Rotwild-Abschuss in Tirol

In einem Wildgatter in Tirol sind am Wochenende 33 Stück Rotwild geschossen worden. Die abendliche Aktion sorgt für Empörung und heftige Vorwürfe.
- Ein Rotwild-Massen-Abschuss in Tirol sorgt für Entsetzen.
- In einer abendlichen Aktion schossen Jäger 33 Stück Rotwild.
- Der Bürgermeister der Gemeinde erhebt schwere Vorwürfe.
Kaisers – Bürgermeister Norbert Lorenz ist stinksauer. Monatelang hat er dagegen gekämpft, dass das Rotwild in seiner Gemeinde, das in einem offenen Gehege angefüttert wird, in diesem Gatter geschossen wird. Doch am Sonntagabend gegen 20.30 Uhr hallten dann Schüsse durchs Tal – und der Kampf des Bürgermeisters der Tiroler Gemeinde Kaisers im Bezirk Reutte war verloren. Im Auftrag der Tiroler Veterinärbehörde hatte ein Jäger mit Gehilfen 33 Stück Rotwild in dem Gatter erschossen.
Rotwild-Abschuss in Tirol: Vorwurf der Tierquälerei
Bei der örtlichen Bevölkerung ist die Empörung über die abendliche Aktion groß. An der Zufahrtsstraße zu dem Wildgatter wurden Protestschilder aufgestellt. „Es kann nicht sein, dass man solche tierquälerischen Maßnahmen unter dem Deckmantel der Seuchenbekämpfung vollzieht“, sagt Bürgermeister Lorenz gegenüber dem ORF. Denn als Grund für den Abschuss geben die Tiroler Behörden die Bekämpfung von Tuberkulose an.
„Die Tatsache, dass einige der entnommenen Tiere vom Sonntag an einer offenen TBC-Erkrankung litten und damit für Menschen und Tiere ansteckend waren, zeigt, dass es auch in Zukunft notwendig sein wird, zur TBC-Bekämpfung Rotwild zu regulieren“, teilt der stellvertretende Landeshauptmann von Tirol, Josef Geisler, mit. Die Erfahrung habe gezeigt, dass bei solchen TBC-Vorfällen keine andere Wahl als eine Regulierung bestehe. Weil die örtlichen Jäger die vorgeschriebene Abschussquote nicht erfüllt hatten, kam es nun zu dieser für viele vor Ort drastischen Maßnahme.
Übrigens: In den Ötztaler Alpen in Südtirol wird eine neue Aussichtsplattform geplant*. Heimatschützer gehen deshalb auf die Barrikaden.
Tiroler Jagdverband: Aktion hat nichts mit weidgerechter Jagd zu tun
Der Tiroler Jägerverband distanzierte sich in einer eigens einberufenen Sitzung von der Aktion in Kaisers. „Derartige Massen-Keulungen haben mit weidgerechter Jagd und tierschutzrechtlichen Grundsätzen nichts zu tun; sie sind weder weidgerecht noch tierschonend“, sagt Landesjägermeister Anton Larcher gegenüber der „Tiroler Tageszeitung“.
Rotwild-Abschussaktion: Tiere waren offensichtlich in Panik
Die Tiere seien bei der Abschussaktion offensichtlich in Panik geraten, denn Rotwild reagiere sehr sensibel auf Jagddruck. „Man sollte nie in ein Rudel schießen.“ Auch die bayerischen Waidkollegen reagieren mit Kopfschütteln. „Ich bin entsetzt über solche Praktiken unter dem Deckmantel der Seuchenbekämpfung. Derartige Massenabschüsse von Rotwild im Gatter sind mit dem Tierschutz nicht vereinbar“, sagt Bayerns kommissarischer Jägerchef Thomas Schreder. „Wo bleibt da der Respekt vor dem Tier?“
Die lauten Proteste zeigen offensichtlich Wirkung. Denn gestern teilte der stellvertretende Landeshauptmann Josef Geisler schließlich mit, dass es in Tirol künftig keine derartigen Gatterabschüsse mehr geben wird. „Eines ist für mich nach diesen Vorfällen klar: In Tirol werden wir Gatterabschüsse künftig verbieten.“ Die Methoden seien nicht mehr zeitgemäß.
Im bayerischen Schongau liegt ein offensichtlich verletztes Reh im Straßengraben*. Der hinzugerufene Jäger schießt zweimal daneben. Ein Paar ärgert sich über den Vorfall.
Ein Jäger hat zwei Hunde einer Frau erschossen*. Die Staatsanwaltschaft erwirkte einen Strafbefehl. Da der Mann Beschwerde einlegte, kam es zum Prozess in Augsburg.
Entsetzen vor dem Fernseher: Bei einigen Zuschauern konnte „Perfektes Dinner“-Kandidatin Annelie keine Sympathien sammeln. Grund ist ihr umstrittenes Hobby - die Jagd. In Tirol wurde einmal mehr eine deutsche Wanderin Opfer einer Kuh-Attacke.
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dg