Dürre in Italien: Erschreckende Fotos vom Fluss Po – „Die Situation bleibt kritisch“
In Italien wächst die Sorge vor einem weiteren Dürrejahr. Der Fluss Po gleicht einem Rinnsal. Experten sprechen von einer besonders heiklen Situation. In den Alpen ist kaum Schnee gefallen.
Rom – Nach dem Hitzesommer 2022 hoffte Italien sehnlichst auf Regen. Doch der erwartete Niederschlag blieb im Herbst und Winter aus. Fotos vom Wassermangel am Gardasee zeigten schon im November eindrucksvoll die Folgen. Die Kanincheninsel – Isola dei Conigli – bei Sirmione ist keine Insel mehr. Über eine Landzunge lässt sich die ehemalige Insel zu Fuß erreichen. Für Urlauber und Touristen ist der „historische Tiefstand“ zu dieser Jahreszeit eine Sensation. Für Einheimische dagegen ein riesiges Problem. Am Fluss Po verschärft sich die Lage. Der größte Fluss Italiens verkümmert zu einem Rinnsal. Von der majestätischen Lebensader ist kaum etwas übrig.
Der Po ist der größte Fluss Italiens | |
Länge | 652 Kilometer lang |
Ursprung | Der Po entspringt in den Cottischen Alpen nahe der französich-italienischen Grenze |
Mündung | Nahe der Stadt Venedig mündet der Po in die Adria |
Zuflüsse | Mehr als 140 Nebenflüssen, darunter der Mincio über den Wasser vom Gardasse abfließt. |
Städte entlang des Po's | Turin, Piacenza, Cremona |
Dramatische Dürre in Italien: Fluss Po – historisches Tief beunruhigt Experten
Der Winter in Italien besonders im Norden war viel zu trocken. Der Fluss Po führt historisches Niedrigwasser. Im Februar sei noch nie so wenig Wasser durch den Po geflossen, teilt die für den Fluss zuständige Behörde „Autorità di Bacino Distrettuale del Fiume Po“ – kurz ADBPo – mit. Jedenfalls im Vergleich zu der letzten Klimaperiode von 1991 bis 2020.
Das Defizit ist alarmierend. In der Provinz Cuneo liegt der Wasserdurchfluss bei minus 70 Prozent, so die ADBPo. Was das bedeutet, ist auf einem Facebook-Foto zu sehen. Pfeiler einer Brücke liegen fast bis auf das Fundament trocken. Deutlich ist das ehemalige Ufer zuerkennen. Der Po hat sich in ein schmales Flussbett zurückgezogen.

Bei Piacenza strömen normalerweise 1000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde entlang, derzeit sind es 300 Kubikmeter, erklärt Luigi Bisi, Präsident des Sanierungskonsortiums Piacenza bei Euronews.
Nennenswerte Anstiege des Flusspegels seien nicht zu erwarten. Die Behörde warnt angesichts der nächsten Bewässerungs-Saison in der Landwirtschaft vor einer besonders heiklen Situation. In den Gegenden bei Piacenza und Cremona seien die Böden extrem trocken – Bedingungen von „extreme Dürre“ lägen vor.
Historischer Schneemangel in Italien: Wasserkrise spitzt sich zu
Im Frühjahr schmilzt normalerweise der Schnee und füllt Seen und Flüsse wieder mit Wasser auf. Das Schmelzwasser aus den Bergen versorgt auch das Po-Becken mit Süßwasser. Doch dieses Jahr sieht es nach Ansicht von Forschern völlig anders aus. „Leider war der Schnee im Winter 2022-23 jedoch knapp“, heißt es in einer Mitteilung der CIMA Foudation. Neueste Daten-Auswertungen bestätigen einen erheblichen Schneemangel. Der Schneemangel in den Alpen sei mit Blick auf die kostbare Wasserressource besorgniserregend.
Das Defizit in den Alpen betrage nach der Analyse minus 67 Prozent, im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 12 Jahre. „Betrachtet man nur den Fluss Po, liegt das Defizit bei minus 66 Prozent“, errechneten die Wissenschaftler. Die milden Temperaturen hätten das Wasserdefizit in den Alpen noch vergrößert.

„Insgesamt ist die Situation schlechter als im vergangenen Jahr, das bereits sehr trocken war“, so das Fazit der Forscher. Es sei Zeit, Lehren aus dem Schneemangel zu ziehen. Knappe Schneeressourcen wirkten sich vielfältig aus. Der Landwirtschaft fehle Wasser und auch bei der Stromgewinnung sorgt der Wassermangel für Probleme.
Trockenheit in Italien: Alarmstufe am Gardasee
Ob Italien wie im Sommer 2022 wieder Wasser aus dem Gardasee ablassen muss, um über den Fluss Minicio den Po zu speisen, ist zunächst noch offen. Die Gardasee-Gemeinden haben bereits erste Sparmaßnahmen beschlossen.
Doch das Wasser aus dem Gardasee ist im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die eklatanten Missstände in der italienischen Wasserversorgung sind kein Geheimnis. Undichte Leitungen im ganzen Land sind ein großes Problem. Zivilschützer prangerten sie schon im Dürre-Jahr 2022 an. Die Regierung von Giorgia Meloni in Rom hat einen Krisenstab einberufen, der die Lage kontinuierlich beobachten soll. Frankreich rüstet sich bereits für den bevorstehenden Dürre-Sommer. In einigen Regionen ist es bereits jetzt verboten, Swimming-Pools zu füllen oder den Garten zu gießen. (ml)