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Sudan: Alle Infos über das „Land der Schwarzen“

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Khartum am Nil
Khartum am Nil © Eric LALMAND / IMAGO

Sudan ist eine Republik in Nordafrika, die bis 2011 noch mit dem heutigen Südsudan verbunden war. Bürgerkriege und Dürrekatastrophen haben das Land in eine hohe Armut gestürzt. Auch die politische Situation ist immer noch labil.

Khartum – Mit einer Fläche von gut 1,8 Millionen Quadratkilometern ist die Republik Sudan der drittgrößte Flächenstaat des afrikanischen Kontinents und galt gemeinsam mit Südsudan vor dessen Unabhängigkeit im Jahr 2011 sogar noch als größter Staat Afrikas. Das Land, welches in der mittelalterlichen arabischen Benennung Bilād das-Sūdān als das „Land der Schwarzen“ bezeichnet wurde, blickt gerade im 20. Jahrhundert auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Da es immer wieder von Dürren und Hungerkatastrophen heimgesucht wird, zählt es zu den ärmsten Ländern der Erde.

Sudan: Vorgeschichte, Pharaonenzeit, Christianisierung und Islamisierung

Der Sudan hat eine sehr alte Siedlungsgeschichte. Funde belegen, dass die ältesten im Sudan gefundenen Spuren menschlichen Lebens mindestens 300.000 Jahre alt sind. Sie werden noch dem Homo erectus zugeschrieben. In der Pharaonenzeit und der Antike war das Land auch als Obernubien bekannt. Am Oberlauf des Nils existierte einst das Königreich von Kerma, das auch als der älteste schwarzafrikanische Staat gilt. Etwa um 1000 vor Christus bis ins dritte Jahrhundert nach Christus bestand auf dem Gebiet des heutigen Sudan das Königreich Kusch.

Vom koptischen Ägypten aus etablierte sich ab dem fünften Jahrhundert das Christentum in den nördlichen und östlichen Teilen des Landes. Es entstanden christliche Königreiche, von denen Makuria das bekannteste ist. In der Mitte des 7. Jahrhunderts sorgten arabische Händler für die Verbreitung des Islams, wodurch das Christentum wieder an Einfluss verlor. Im südlichen Sudan blieben allerdings viele traditionelle Religionen erhalten.

Sudan: Kolonialzeit unter ägyptisch-britischer Besetzung

Im frühen 19. Jahrhundert wurde der Sudan von den ägyptischen Khediven erobert. Bald schon wurden schwarze Sklaven rekrutiert. Ein halbes Jahrhundert später entsandte die ägyptische Regierung Europäer in den Sudan, um die Verwaltung zu organisieren sowie den Sklavenhandel zu beenden. Der Brite Charles George Gordon wurde so 1874 zum Gouverneur des Landes. Die einheimische Bevölkerung setzte sich im sogenannten Mahdi-Aufstand von 1885 gegen die ägyptisch-britische Fremdherrschaft zur Wehr, bei dem auch Gouverneur Gordon getötet wurde. Die Mahdi-Nachfolger errichteten ein Kalifat, in welchem Sklavenhandel wieder erlaubt wurde.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelang es Großbritannien und Ägypten allerdings, das Land wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Die Doppelherrschaft wurde auch als anglo-ägyptisches Kondominium bezeichnet. Großbritannien war vor allem am Anbau von Baumwolle interessiert und konzentrierte sich auf den Ausbau der Infrastruktur. Zeitgleich strömten immer mehr christliche Missionare in den Süden des Landes, wodurch sich nicht nur die Kluft zum Nordteil de Sudans vergrößerte, sondern auch der Ruf nach Selbständigkeit des Südteils lauter wurde.

Sudan: Die Republik Sudan

Bereits 1948 wurde durch die Briten im Sudan eine Verwaltungsreform auf den Weg gebracht, die es dem Sudan 1953 trotz ägyptischen Widerstands ermöglichte, selbständig zu werden. Bei der Frage nach der neuen Herrschaft kam es allerdings 1955 zum Bürgerkrieg zwischen dem christlichen-schwarzen Süden und dem islamisch-arabischen Norden. 1956 wurde der Sudan unabhängig. Der neue Ministerpräsident al-Azhari sprach sich deutlich für eine arabische Zugehörigkeit des Landes aus. Dennoch hielt in den Folgejahrzehnten der Bürgerkrieg (mit einigen Unterbrechungen) zwischen dem Norden und dem Süden des Landes an.

Vor allem als 1983 die Scharia eingeführt wurde, verschärften sich wieder die Fronten. Von 1993 bis 2019 regierte Präsident Umar Baschir das Land streng islamisch-fundamentalistisch. Erst durch einen Militärputsch konnte er abgesetzt werden. Unterdessen konnte 2005 der Nord-Süd-Konflikt beendet werden. Nach einem Referendum im Jahr 2011 spaltete sich der Südsudan als eigenständige Republik vom Norden ab.

Sudan: Das politische System

Der Sudan ist derzeit eine Bundesrepublik unter der Herrschaft einer Militärjunta. Durch den Militärputsch vom 11. April 2019 wurde auch die Verfassung außer Kraft gesetzt. Bis zur Neuwahl (angesetzt für 2022) wird das Land von einem „Souveränen Rat“ regiert. Dieser besteht aus jeweils fünf Militärs und Zivilisten sowie einer elften Person, die von beiden Seiten ernannt wurde.

Laut Verfassung von 1998 ist der Sudan eine föderale Republik und wird seit 1989 von einer Militärregierung geführt. Der Islam ist Staatsreligion und es gilt die Scharia (islamisches Recht) als erste Rechtsquelle. Der Präsident des Landes wird alle fünf Jahre direkt vom Volk gewählt. 2017 wurde auch wieder das Amt des Ministerpräsidenten eingeführt, das nach dem Militärputsch von 1989 abgeschafft worden war.

Sudan: Fakten im Überblick

Sudan: Sprachen und Bevölkerung

Aufgrund der Kolonialgeschichte des Landes gelten sowohl Englisch als auch Arabisch als offizielle Amtssprachen. Dabei sind die rund die Hälfte der Sudanesen im Arabischen verwurzelt. Daneben existieren noch nilosaharanische Sprachen wie Nuer-Dinka, Bari und Nubisch. Die kuschitischen Sprachen wie das Bedscha bilden die drittgrößte Sprachgruppe des Landes. Hinzu kommen noch einige ubangische Sprachen wie das Azande.

Mit etwa 15 großen und vielen kleineren Volksgruppen kann der Sudan auch als Vielvölkerstaat bezeichnet werden. Im Norden leben die Nubier und Beggara, im Westen sind die Fur ansässig. Im Osten bilden die Rashadia und die Bedscha die Mehrheit, im Südwesten leben die Nuba und im Süden die Niloten. Obwohl der Großteil der Menschen dem Islam angehört, sind noch Elemente aus anderen Religionen vorhanden, wie Heiligenverehrungen oder der Glaube an Geister.

Sudan: Geografie und Städte

Der Sudan grenzt im Norden an Ägypten, im Osten an Eritrea, im Süden an den Südsudan, im Südosten an Äthiopien, im Südwesten an die Zentralafrikanische Republik, im Westen an den Tschad und im Nordwesten an Libyen. Im Nordosten besitzt die Republik einen Zugang zum Roten Meer mit einer 853 Kilometer langen Küste.

Das Land selbst ist sehr trocken und reich an Wüstenregionen, in denen es nicht einmal Oasen gibt. Von großer Bedeutung ist daher der Nil, dessen Ufern fruchtbares Land aufweist. Westlich davon befindet sich die Libysche Wüste, östlich die Nubische Wüste. Der Süden des Landes geht in die Sahelzone über. Im Norden und Osten des Landes bestimmt das äthiopische Hochland und das Bergland des Dschibal al-Bahr al-Ahmar die Landschaft. Die höchste Erhebung des Sudans (der 3.042 Meter hohe Jebel Marra) befindet sich jedoch im Dafur-Gebirge, das im äußersten Westen des Landes liegt.

Die Hauptstadt Khartum bedeutet übersetzt „Elefantenrüssel“. Namensgebend sind die beiden Zuflüsse des Weißen und des Blauen Nils, die sich hier kreuzen und in ihrer Form einem Rüssel ähneln.

Die größten Städte des Sudan im Überblick

Sudan: Wissenswertes zum Land

Der Sudan ist hoch verschuldet und zählt zu den ärmeren Ländern der Erde. Ausschlaggebend für die Armut sind nicht nur die Dürrekatastrophen, die das trockene Land immer wieder heimsuchen, sondern auch der lang anhaltende Bürgerkrieg. Ein Großteil der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Am Nilufer wird vor allem Baumwolle und Zuckerrohr angebaut. Auch Hirse, Erdnüsse, Sesam und Weizen gehören zu den Exportgütern. Das Land ist vor allem auch wegen der Herstellung von Gummiarabikum bekannt, das gerne als Lebensmittelzusatzstoff Verwendung findet. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig ist der Export von Erdöl.

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