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Schnitzel-Bonus in Österreich geplant: Werden andere Wirtshäuser diskriminiert?

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Von: Kilian Bäuml

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Die Zahl der traditionellen Wirtshäuser in Österreich nimmt ab. Mit einer originellen Idee soll das verhindert werden, doch es gibt einen Haken.

München – Jedes Land hat eine kulinarische Kultur, für die es bekannt ist. Frankreich beispielsweise hat das Croissant, Italien Pizza und Pasta. In Österreich ist man besonders stolz auf die traditionelle Wirtshaus-Kultur. Das Wirtshaus gilt als Treffpunkt für Stammtischrunden, serviert werden deftige Speisen wie Braten oder das weltberühmte Wiener Schnitzel. In der heutigen Zeit verlieren solche traditionellen Treffpunkte jedoch immer mehr an Bedeutung. In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Gasthäuser in Österreich um über 30 Prozent zurückgegangen sein, berichtet die Zeitung Der Standard.

Wirtshäuser in NiederösterreichAnzahl
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Wirtshaus-Prämie in Österreich wird kritisiert: Werden andere Restaurants diskriminiert?

Ein spezieller Bonus soll den Wirtshäusern helfen, auch in Zukunft ein wichtiger sozialer Treffpunkt zu bleiben: Die sogenannte Wirtshaus-Prämie. Diese besondere Förderung soll allen Wirtshäusern zugutekommen, die traditionelle österreichische Küche anbieten und an mehreren Tagen der Woche geöffnet sind. Der Vorschlag stößt jedoch nicht nur auf positive Resonanz, berichtete die österreichische Krone-Zeitung.

„Ich finde es gut, dass endlich was für die Gastronomie getan wird, aber es sollte nicht nur für eine spezielle Gruppe, sondern für alle Betriebe etwas passieren“, sagte Dorfwirt-Betreiber Thomas Scharner aus Niederösterreich.

Ein Schnitzel mit Kartoffelsalat
Mit einer Prämie für Wirtshäuser soll die Wirtshaus-Kultur gefördert werden. (Symbolbild) © Manfred Segerer/Imago

Andere Wirte sehen das Vorhaben noch kritischer: „Das klingt für mich etwas seltsam. Soll jetzt jede Pizzeria einen Schweinsbraten auf die Karte nehmen? Das geht ja völlig am eigentlichen Ziel vorbei“, sagte Isabella Edler vom Glöckl Bräu Graz dem Blatt. Andere Wirte kritisieren, dass sie mit regionalen Zutaten arbeiten, zur kulinarischen Vielfalt beitragen und dennoch nicht gefördert werden.

Kritische Meinungen zur Wirtshaus-Prämie: „Schnitzel-Bonus sehr problematisch“

Den kritischen Meinungen schließt sich der oberste Wirtschaftskammersprecher für Tourismus und Freizeitwirtschaft, Robert Seeber, an. Er sieht den „Schnitzel-Bonus sehr problematisch. Denn er ist eindimensional und eine Diskriminierung anderen Betrieben gegenüber“, befand er. Alternativ schlägt er vor, einzelne Gerichte zu benennen, die in Restaurants neben der ursprünglichen Ausrichtung der Gerichte serviert werden sollen. Das bedeutet, in Zukunft könnte es in Niederösterreich Schnitzel und Braten auch beim Griechen geben. Anderenorts helfen sich die Gäste selbst, wenn ihre Stammkneipe schließt - und kaufen sie kurzerhand.

Eine Rettungsaktion für Wirtshäuser wurde bereits 2019 in Tirol unter dem Namen „Bewusst Tirol“ von der dortigen österreichischen Landesregierung umgesetzt. Die Anforderung ist in diesem Fall ein spezielles Ambiente. Das Projekt soll die Zusammenarbeit von regionaler Landwirtschaft und Tourismus gefördert werden soll. Über die weitere Planung der Wirtshaus-Prämie ist bisher nichts bekannt. Wie Der Standard berichtete, werden die Details dazu noch ausgearbeitet.

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