Aussterben der Dinosaurier: Nach Asteroiden-Einschlag folgte kilometerhoher globaler Tsunami

Vor 66 Millionen Jahren traf ein Asteroid die Erde und löschte die Dinosaurier aus. Nun fanden Wissenschaftler heraus, dass der Einschlag einen kilometerhohen, globalen Tsunami auslöste.
Michigan - Die Dinosaurier starben aus, als vor 66 Millionen Jahren ein Asteroid mit der Erde kollidierte. Nun fanden Wissenschaftler heraus, dass diesem Zusammenstoß ein kilometerhoher Tsunami folgte. Die Wellen hatten 30.000 Mal mehr Energie, als etwa der Tsunami im Indischen Ozean im Jahr 2004, der mehr als 200.000 Menschenleben forderte.
Chicxulub-Asteroid verursachte kilometerhohen globalen Tsunami
Experten sind sich einig, dass der Chicxulub benannte Asteroid alleine am Aussterben der Dinosaurier schuld war. Demnach waren Ozeane nach dem Einschlag so sauer, dass beispielsweise Organismen nicht überleben konnten, die ihre Schalen aus Kalk herstellten. 75 Prozent der damals auf der Erde lebenden Tierarten starben aus - darunter auch die Dinosaurier.
Auch der steile Einschlagswinkel des Asteroiden spielte offenbar eine Rolle. Mit 60 Grad Neigungswinkel und einer Geschwindigkeit von 43.200 Kilometern pro Stunde traf das „Geschoss“ damals auf die Erde. Damit seien besonders große Mengen an Staub und Partikeln in die Atmosphäre geschleudert worden, hieß es von den Forschern des Imperial College London sowie aus den USA und Deutschland in einer 2020 veröffentlichten Studie. Partikel blockierten die Sonnenstrahlen und veränderten dadurch schnell das Weltklima. Andere Wissenschaftler, etwa Darrell Robertson des Nasa Ames Research Center, halten indes einen Aufprallwinkel von 45 Grad am wahrscheinlichsten.
Forscher aus den USA fanden nun heraus, dass der Chicxulub-Asteroid nach seinem Einschlag wohl einen kilometerhohen Tsunami auslöste. Der astronomische Kleinkörper sei in seichtem Wasser eingeschlagen und habe eine enorme Flutwelle verursacht. „Das war ein globaler Tsunami“, sagte die Studienleiterin Molly Range, Wissenschaftlerin an der University of Michigan der US-Zeitung Washington Post. „Die ganze Welt hat das gesehen.“
Globaler Tsunami rast so schnell wie ein Verkehrsflugzeug über Ozeane
Der Meeresspiegel sei nach dem Einschlag in zwei Phasen extrem angestiegen: Zunächst kam es zur sogenannten Randwelle und im Anschluss zu nachfolgenden Tsunamiwellen. „Wenn man einen Stein in eine Pfütze fallen lässt, gibt es ein erstes Spritzen, das ist die Randwelle“, erklärte die Forscherin der Washington Post. Diese könnte eine Höhe von bis zu 1,6 Kilometern erreicht haben, schrieben die Wissenschaftler in der Studie. Nach etwa zehn Minuten begannen die nachfolgenden Tsunamiwellen mit der Geschwindigkeit eines Flugzeugs über die Ozeane zu rasen. Die Wellen trafen mit Höhen von über zehn Metern auf Küsten des Nordatlantiks und Südpazifiks auf.

Mittels eines sogenannten Hydrocode-Computerprogramms konnten die Forscher ein Modell der ersten zehn Minuten nach dem Aufprall berechnen. Dies ist einzigartig, da es die erste globale Simulation des Chicxulub-Einschlags war. Bisherige Verfahren konnten nicht herangezogen werden, da Tsunamis üblicherweise durch Erdbeben verursacht werden, bei denen keine Krater entstehen.
Studie: „The Chicxulub Impact Produced a Powerful Global Tsunami“
Autoren: Molly M. Bereich, Brian K. Arbic, Brandon C. Johnson, Theodore C. Moore, Wassili Titow, Alistair J. Adcroft, Joseph K. Lied, Christopher J. Hollis, Jeroen Ritsema, Christopher R. Scotese, Er Wang.
Publiziert am 4. Oktober 2022 im Fachjournal AGU Advances
NASA sieht „Wendepunkt“ im Schutz der Menschheit vor dem Einschlag eines Asteroiden
Derzeit halten der Ukraine-Krieg, die Energiekrise und die Corona-Pandemie die Welt in Atem. Doch droht auch von außen Gefahr? Im Jahr 2020 warnte die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA etwa vor dem Asteroiden 2009JF1,l der sich der Erde näherte. Im Mai 2022 könnte er einschlagen, hieß es damals. Die Chancen dafür standen allerdings nur bei 1:4000 - immerhin deutlich realistischer als ein Lottogewinn. Die europäische Raumfahrtbehörde Esa führt eine Risikoliste von Objekten, für die eine Aufprallwahrscheinlichkeit von größer als Null besteht. 1439 Objekte (Stand: 20. Oktober 2022) stehen derzeit auf der Liste.
Die NASA nimmt die Gefahr eines Asteroideneinschlags durchaus ernst. Erstmals in der Weltraumgeschichte gelang es Mitte Oktober, einen Asteroiden aus seiner Umlaufbahn zu bewegen. Dabei prallte eine Sonde in der Größe eines Getränkeautomaten auf einen Asteroiden so groß wie ein Fußballstadion. Das sei ein „Wendepunkt“ für den Schutz der Menschheit vor dem Einschlag eines Asteroiden, sagte Chef der Weltraumbehörde, Bill Nelson. Nach derzeitigem Kenntnisstand rast in absehbarer Zeit allerdings kein Asteroid direkt auf die Erde zu. Forscher haben aber rund 27.000 Asteroiden in der Nähe unseres Planeten identifiziert, davon rund 10.000 mit einem Durchmesser von mehr als 140 Metern (dpa/bme).