Türkei-Erdbeben vorausgesagt? Forscher-Tweet geht viral – doch deutscher Experte widerspricht
Ein Mitarbeiter eines Forschungsinstituts hat das Türkei-Erdbeben vorausgesagt. Ein Experte hält dies für „unmöglich“, wie er im Gespräch mit der Redaktion meint.
Ankara - Am frühen Montagmorgen ist es im Südosten der Türkei und der Grenzregion in Syrien zu zwei schweren Erdbeben gekommen, mehr als 1.500 Menschen sind tot. Das Ausmaß des gesamten Schadens ist allerdings noch immer nicht abzuschätzen. Nun sorgt ein Mitarbeiter eines Forschungsinstituts für Aufsehen, der das Erdbeben offenbar schon vor drei Tagen vorausgesagt hat.
Türkei-Erdbeben vorausgesagt? Forscher prognostiziert seismologische Aktivitäten
Das Erdbeben hat die Region am Montag mit einer Stärke von 7,8 getroffen, ganze Wohnblöcke seien dabei eingestürzt, wie eine deutsche Linke-Politikerin vor Ort berichtet. Allzu überraschend kommt dieses Ereignis offenbar nicht, zumindest nicht für Frank Hoogerbeets vom niederländischen Forschungsinstitut „Solar System Geometry Survey“ (SSGEOS). In einem Video vom 2. Februar (Donnerstag) spricht er über womöglich starke seismologische Aktivitäten im zentralasiatischen Raum und westlich davon.
Immer wieder betont er dabei, dass die Schätzungen nicht genau sein könnten, es handle sich lediglich um „grobe Einordnungen.“ Demnach könnte es zwischen dem 4. und 6. Februar zu „schwereren seismologischen Aktivitäten“ kommen. Allerdings spricht er hier noch vom zentralasiatischen Raum und lässt auch den genauen Zeitpunkt offen.
Erdbeben in der Türkei und Syrien: Forscher führt Katastrophe auf Planetenkonstellation zurück
Einen Tag später korrigiert er seine Einschätzung auf Twitter und prognostiziert, dass es „früher oder später“ in der Region rund um den Süden der Türkei, Jordanien, Syrien und dem Libanon zu einem Erdbeben mit einer Stärke von rund 7,5 kommen werde. Der Tweet stammt von Freitagmittag, Montagmorgen kam es tatsächlich zu dem Erdbeben in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien.
Sein Video wie auch der Tweet sind mittlerweile viral gegangen. Hoogerbeets sowie sein Institut selbst führen die Erdbeben auf eine „kritische planetarische Geometrie“ zurück, wie sie zurzeit bestehe. Von Seismologen wird allerdings die Beweiskraft einer solchen Methode in Zweifel gezogen, wie Gernot Hartmann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gegenüber Merkur.de von IPPEN.MEDIA bestätigt.
Türkei-Erdbeben vorausgesagt? BGR-Experte widerspricht
Demnach gebe es für die Geometrie der Planetenkonstellation keinerlei wissenschaftliche Belege, sprich etwaige Ergebnisse stünden in keinem kausalen Zusammenhang mit der Stellung von Himmelskörpern und seien vor allen Dingen nicht reproduzierbar. Gernot Hartmann hält es daher für „absolut unmöglich“, dass Hoogerbeets Schätzung wissenschaftlich fundiert werden könne, und sieht seine Prognose als „Zufallstreffer.“
Demnach sei die Tektonik für solch schwere Erdbeben verantwortlich, so Hartmann weiter. Auch dieses Ereignis sei grob umfasst auf das Aufeinanderprallen der afrikanischen sowie arabischen mit der eurasischen Kontinentalplatte zurückzuführen, wie auch ein weiterer Experte dem Spiegel gegenüber bestätigt. Man wisse von den Spannungen, die sich über Jahrhunderte zwischen den Platten aufgebaut hätten. Seriös vorhersagen lasse sich der Zeitpunkt eines solchen Erdbebens allerdings nicht.
Nichtsdestotrotz war Hoogbeerts Prognose erstaunlich genau, was zumindest seine Twitter-Follower an die Wissenschaftlichkeit der Geometrie von Planetenkonstellationen in Bezug aus seismologische Aktivitäten glauben lässt. Was indes von mehreren Instituten verlautbart worden ist: Das Erdbeben in der Türkei hat zu einer Tsunami-Warnung in Italien geführt. (mef)