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Neue RKI-Studie widerlegt plötzlich oftmals erhobenen Vorwurf an Urlauber

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Von: Tim Althoff

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Urlaubsreisen waren laut dem RKI wohl kein Pandemietreiber.
Urlaubsreisen waren laut dem RKI wohl kein Pandemietreiber. © Nicolas Landemard / Le Pictorium imago images

Auslandsreisen waren im Herbst 2020 wohl weniger ausschlaggebend für die zweite Corona-Welle als gedacht. Das lässt zumindest eine neue RKI-Studie vermuten.

München - Veröffentlicht das Robert-Koch-Institut neue Zahlen und Studien zum Coronavirus, zucken viele Menschen schon präventiv zusammen. Wie lange geht die Pandemie noch, drohen uns weitere Einschränkungen und was bedeutet all dies für die Wirtschaft? Neuigkeiten der Behörde brachten in den vergangenen zwölf Monaten nur allzu oft schlechte Nachrichten mit sich.

Geht es jedoch um die neueste Studie, dürfen zumindest leidenschaftliche Urlauber und die komplette Tourismus-Industrie aufatmen. Im Herbst 2020 sollen Reisen in Urlaubsländer nämlich kein Pandemietreiber gewesen sein. So heißt es im Epidemiologischen Bulletin vom 25. Februar 2021: „Mittlerweile wurde die Sommerferienwelle von der zweiten großen Infektionswelle in Deutschland in den Schatten gestellt. In dieser spielen reiseassoziierte Infektionen nur eine sehr untergeordnete Rolle, weil die autochthone Übertragung überwiegt.“ Unter autochthonen Übertragungen versteht man die Übertragung zwischen zwei Landsleuten.

Urlaub trotz Coronavirus: Hygienemaßnahmen in Hotels tragen offenbar Früchte

Demnach haben Touristen nur wenig Kontakt zu Einheimischen, was zu einem geringen Ansteckungsrisiko im Verhältnis zu den Inzidenzen des Reiselandes führt. „Dazu beigetragen haben vermutlich auch die Übernachtungen in Hotels, die im vergangenen Sommer oftmals starken Hygieneregeln unterlagen.“ Anstelle der Touristen, war es wohl eher eine andere Gruppe Reisender, die sich im Ausland angesteckt hat.

An der Spitze der Länder, in denen sich die meisten Reiserückkehrer angesteckt hätten, seien nämlich der Kosovo mit 4.369 gemeldeten Fällen in der Meldewoche 30-38, Kroatien (3.903), die Türkei (3.131), Bosnien und Herzegowina (1.193) und Rumänien (1.096). Erst dann folgen klassische Reiseländer wie Spanien und Frankreich vor Italien und Nordmazedonien. „Unter Personen, die eine Exposition im Kosovo, in Bosnien und Herzegowina, Nordmazedonien oder Rumänien und besonders oft keine Symptomatik angegeben hatten, waren zudem möglicherweise viele Saison- oder Vertragsarbeiter.“ Dies passt zu den Spitzenländern Türkei und Kosovo aus denen viele Einwanderer stammen.

Coronavirus in Deutschland: Intensiver Kontakt zu Familien in der Heimat könnte zu Infektionen führen

Diese Rückkehrer hatten also - im Gegensatz zu herkömmlichen Touristen - intensiveren Kontakt beispielsweise zu ihren Familien und somit zu Einwohnern der jeweiligen Länder, während Touristen unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen vermehrt in Hotels übernachtet haben. Aus Ländern wie Spanien und Frankreich wurden zwar auch einige Fälle nach Deutschland getragen, jedoch wohl weniger als man aufgrund der Inzidenzen in den Ländern annehmen müsste.

Die Reise-Industrie kann die Studie nun für sich auslegen und darauf pochen, dass die Verluste der letzten Monate in Zukunft etwas eingedämmt werden können. Da die geringen Zahlen aus Spanien und Frankreich teilweise auch darauf zurückzuführen sind, dass die Länder in dem besagten Zeitraum nicht als Risikoländer eingestuft waren und dadurch weniger getestet wurde, will sich die Branche nun vor allem mit vermehrten Tests absichern. FTI-Geschäftsführer Ralph Schiller gab gegenüber der Süddeutschen beispielsweise an, dass man Urlauber künftig vor und nach der Abreise testen müsse. Dies sei auch durchaus möglich.

„Die Politik muss mit uns darüber reden und uns etwas zutrauen. Wir werden alles dafür tun, dass die Infektionszahlen durch Urlaubsreisen nicht in die Höhe gehe“, versichert er den Verantwortlichen und den Urlaubern. Zuletzt räumte RKI-Chef Lothar Wieler eine „peinliche“ Panne ein. (ta)

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