Wetter und Klima: Was ist der Unterschied?

Der drohende Klimawandel und dessen Folgen sind sehr präsent in der Medienlandschaft. Dabei haben viele Menschen Schwierigkeiten, zwischen Wetter und Klima zu unterscheiden. Sie stellen die zunehmende Erwärmung infrage, weil beispielsweise der Sommer nass und kalt ausfällt. Doch das aktuelle Wetter ist nicht das Klima.
Offenbach – Immer häufiger reden Meteorologen nicht nur über das Wetter der nächsten Tage, sondern sie sprechen auch über das Klima. Für viele Menschen ist der Unterschied zwischen diesen Begriffen unklar.
Wetter – die Geschichte der Messung
Wer morgens nach dem Aufstehen aus dem Fenster sieht und prüft, wie die Temperatur ist und ob die Sonne scheint oder es regnet, der sieht nach dem Wetter. Denn beim Wetter handelt es sich um die Bedingungen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort herrschen.
Aufzeichnungen über das Wetter in Deutschland gibt es seit dem 18. Jahrhundert. Zwar maßen bereits im Mittelalter einzelne Gelehrte die Temperatur und erfassten über Barometer den Unterschied, aber erste meteorologische Gesellschaften gründeten sich erst dann. Diese begannen, Messwerte gezielt an bestimmten Orten jeden Tag zu festgelegten Zeiten zu notieren. Die Mannheimer Meteorologische Gesellschaft war die erste dieser Art. Sie erfasste das Wetter in der Region täglich pünktlich um 7, 14 und 21 Uhr.
Die technischen Innovationen des 18. Jahrhunderts gaben der Meteorologie einen Schub. Seit die Messergebnisse zeitnah gemorst werden konnten, statt sie aufwendig per Postreiter zu übermitteln, ließen sich Daten zentraler erfassen. Deshalb kann die Wissenschaft heute in Deutschland auf recht umfassende Datensätze seit 1881 zurückgreifen. Das ist wichtig, um das Klima zu bewerten.
Wetter – die moderne Messung
Heute überzieht ein Netz aus Messstationen die Erde. Auf den Weltmeeren sammeln Messbojen, Stationen auf Plattformen (zum Beispiel der Ölindustrie) und etwa 800 Handelsschiffe Daten. Verkehrsflugzeuge erfassen die aktuellen Bedingungen in der Luft (so liefert fast die gesamte Flotte der Lufthansa Ergebnisse), dazu kommen Wetterballons und die Bilder der Satelliten aus dem All. Unter anderem werden heutzutage folgende Werte erfasst:
- Temperatur
- Luftfeuchtigkeit
- Luftdruck
- Niederschlagsmenge
- Windstärke
- Windrichtung
- Bewölkung
Dank der verschiedenen Messpunkte erfassen Wetterkundler an Tausenden Punkten der Erde die Daten und speisen sie in Netzwerke ein. In Deutschland ist das Messnetz beispielsweise so eng, dass das gesamte Bundesgebiet in Dreiecke mit einer Kantenlänge von 20 Kilometern eingeteilt werden kann und für jeden dieser Räume eine Prognose für das Wetter möglich ist. Denn hierzulande betreiben der staatliche Deutsche Wetterdienst, der Geoinformationsdienst der Bundeswehr und private Wetterdienste (zum Beispiel MeteoGroup) Messstationen und erfassen alle drei Stunden die Werte.
Das ist nicht nur die Grundlage für Wetterprognosen, die mittlerweile sehr zuverlässig bis zu sechs Tage in die Zukunft blicken, sondern auch, um Veränderungen beim Klima zu bemerken.
Wetter und Klima – der Unterschied
Während das Wetter die Bedingungen an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit meint, gibt das Klima an, welche Messwerte in einer bestimmten Region langfristig zu erwarten sind. Das Klima umfasst also Zeiträume von 30 Jahren und mehr. Dabei definiert das Klima einer Region die höchsten und tiefsten Messwerte, die für diesen Bereich zu erwarten sind. Urlauber verlassen sich beispielsweise stark auf das Klima vor Ort. Denn danach richten sich die Hauptreisezeiten. Ein aktuelles Beispiel:
- Athen ist ein beliebtes Reiseziel der Deutschen.
- Im Schnitt sind der August und der September die heißesten Monate des Jahres.
- Städtereisen sind daher besonders im kühleren Juni und Juli empfehlenswert.
- Im November und Dezember ist es mit Werten zwischen 11 und 23 °C erheblich angenehmer als in Deutschland.
- Auch im Januar und Februar bleiben die Werte normalerweise im Plus und es gibt nur wenige Regentage.
Am 25.01.2022 kam es zu einem seltenen Ereignis in Athen. Ein Schneesturm legte den Verkehr der Stadt lahm. Ungewöhnlich kalte Temperaturen von unter 0 °C und Schneemengen von bis zu 30 Zentimetern sind ein außergewöhnliches Wetterereignis. Das Klima vor Ort verändert sich dadurch jedoch nicht.
Wetter und Klima – Definition
Das Wort Wetter stammt vom althochdeutschen Wort „wetar“ ab, was so viel wie Wind oder Wehen bedeutet. Zum Themenkomplex Wetter und Klima gehören verschiedene Begriffe wie Witterung oder Wetterlage:
- Wetter beschreibt den Zustand der Atmosphäre (gasförmige Hülle der Erde) zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort. Das Wetter kann sich mehrmals täglich ändern.
- Wetterlage steht für den Zustand der Atmosphäre in einem größeren Gebiet. Die Wetterlage verändert sich von Tag zu Tag unterschiedlich stark, beispielsweise „Heute ist es im Rheinland bedeckt mit einzelnen Schauern, morgen können sonnige Abschnitte auftreten und es bleibt weitgehend trocken.“
- Wetterumschwung ist eine schnelle Veränderung der Wetterlage an einem Ort innerhalb weniger Minuten oder Stunden.
- Witterung stellt den typischen, vorherrschenden und erwartbaren Charakter des Wetters in einer bestimmten Region über mehrere Tage oder Wochen dar.
- Klima definiert den typischen Verlauf der Witterung für eine bestimmte Region oder Klimazone während des Jahreslaufs.
- Klimaveränderung steht für eine langfristige und tiefgreifende Veränderung der Witterung in einem Gebiet oder einer Klimazone, etwa das Auftauen der Permafrostböden in Sibirien.
Wetter und Klima – die Messung
Während es möglich ist, eine Messung vorzunehmen, um das aktuelle Wetter festzustellen, ist es nicht möglich, das Klima direkt zu messen. Einzelne Wetterereignisse bestätigen auch nicht, dass angenommene oder vorhergesagte Klimaveränderungen eintreten.
- Der heiße Sommer 2018 und der Sommer 2019, als mit 41,2 °C in Duisburg der bis dato Höchstwert in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen gemessen wurde, bestätigen den Klimawandel allein nicht.
- Genauso wenig tut dies der Sommer 2003, in dem mit 19,4 °C die höchsten Durchschnittstemperaturen eines Sommers erfasst wurden.
- Im Vergleich zu den Hitzesommern war der des Jahres 2021 dann eher kalt. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, dass der Klimawandel doch nicht kommt.
Denn für das Klima maßgeblich ist nie eine einzelne Messung, es sind Betrachtungen der erfassten Daten über längere Zeiträume. Und da zeigt sich: Im Vergleich zu den Sommern der letzten zehn Jahre war 2021 zu warm. Bei der Betrachtung der 30-jährigen Mittelwerte ist der Wärmezuwachs noch drastischer. Das gilt für die Zeiträume 1981 bis 2010 und für 1951 bis 1980. Das Klima lässt sich also nur rückwirkend bestimmen, eine aktuelle Messung ist nicht möglich.
Wetter und Klima – die Anwendung
Die Messung der aktuellen Werte beim Wetter und die daraus abgeleiteten Wettervorhersagen sind nicht nur für die Freizeitgestaltung wichtig. Landwirte richten sich bei Aussaat und Ernte nach der Wettervorhersage, und deren Zuverlässigkeit hat einen großen Einfluss auf die Erntemenge. Informationen über die zukünftige Wetterlage ermöglichen Unternehmen (Wasserwerke, Stromversorger, Eisverkäufer, Getränkeindustrie etc.) eine realistische Bedarfsplanung. Auch für langfristige Entscheidungen finden Prognosen zum Wetter Anwendung. So kaufen Unternehmen landwirtschaftliche Erzeugnisse früher, wenn Ernteausfälle drohen, und warten sinkende Preise ab, wenn Rekordernten zu erwarten sind.
Prognosen für das Klima sind ungenauer und bieten mehr Spielraum. Trotzdem finden die Erkenntnisse immer mehr Anwendung in der Zukunftsplanung ganzer Länder und Industrien. Steigt die globale Temperatur an, verschieben sich die Klimazonen und ehemals ertragreiche Flächen fallen aus. Gleichzeitig hebt sich der Meeresspiegel und küstennahe Gebiete fallen dem Wasser zum Opfer. Das ändert die Lebensbedingungen und Versorgungsmöglichkeiten von Millionen Menschen. Auch wenn Mitteleuropa zwar mehr extreme Wetterereignisse erwarten kann, verändert ein anderes globales Klima hier vergleichsweise wenig. Trotzdem kommt es zu spürbaren Auswirkungen. Taut zum Beispiel der Permafrostboden in Sibirien, fallen wichtige Pipelines für die Gasversorgung aus.