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Inflation und Sparen: Wie lege ich jetzt 10.000 Euro an?

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Die Inflation lässt den Wert des Ersparten dahinschmelzen. Wie kann man jetzt einen größeren Geldbetrag am besten anlegen? Finanzexperten geben Tipps für jede Altersklasse.

München – Die Inflation ist in vollem Gange, die Europäische Zentralbank hebt den Leitzins an – in Folge steigen zwar die Zinsen für Kredite, die fürs Sparen jedoch nicht. Bei einer Teuerungsrate von knapp acht Prozent schmilzt so manches Guthaben dahin.

Geld anlegen: Finanzexperten geben Tipps für alle Altersklassen

Was also tun, wenn überraschend – durch Erbschaft, Schenkung oder Lottogewinn – ein größerer Geldbetrag von 10.000 Euro zur freien Verfügung in die Kasse fließt? Direkt ausgeben für eine Reise, ein Auto? Oder besser die Rücklagen für unerwartete Ausgaben aufstocken, um nicht blöd aus der Wäsche zu schauen, wenn die Spülmaschine den Dienst verweigert?

Am besten beides raten die Münchner Finanzexperten Dr. Dirk Rathjen vom Institut für Vermögensaufbau Bayern (IVA) und Jörg Kintzel vom Finanzdienstleister Valuniq. Zudem haben wir – als absolut unabhängigen Berater – Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern um seine Finanztipps gebeten.

Wie man was am besten anlegt, kommt letztlich stark auf die individuelle Lebenssituation an. Die tz hat zusammen mit den Experten die Anlageoptionen für den Betrag von 10.000 Euro untersucht und mögliche Strategien zusammengestellt. Unabhängig vom Alter sollte jeder Sparer zunächst folgende Fragen für sich klären: Wann möchte ich auf das Geld zugreifen, welche Rendite möchte ich erzielen, wie viel Risiko kann ich eingehen und langfristig aushalten? Dieses Anlegerprofil bestimmt die Strategie.

10.000 Euro als junge Eltern anlegen: Rechtzeitig an eigene Vorsorge denken

Wussten Sie schon? Zu den Sonderausgaben zählen übrigens auch bestimmte Versicherungen, wie die Haftpflicht oder Riester-Rente.
Eltern, die für ihre Kinder vorsorgen wollen oder sogar noch auf ein Eigenheim abzielen, sollten bereits eine Strategie zum Ansparen des Eigenkapitals definiert haben. (Symbolbild) © Panthermedia/Imago

Eltern, 35 Jahre: Bis zur Rente ist zwar noch viel Zeit, gleichzeitig sind die Ausgaben hoch. Eltern, die für ihre Kinder vorsorgen wollen oder sogar noch auf ein Eigenheim abzielen, sollten bereits eine Strategie zum Ansparen des Eigenkapitals definiert haben. Wer dann noch Geld „extra“ bekommt, sollte es möglichst sicher anlegen. Abhängig vom eigenen Anlagehorizont raten Experten zum Beispiel zur Anlage des größten Teils der Summe in Tages- oder Festgeldkonten.

▶ Das sagt die Verbraucherzentrale: Merten Larisch rät jungen Eltern, nicht nur an die Kinder, sondern vor allem auch an die eigene Vorsorge zu denken. Wenn der Grundstein dafür schon gelegt ist – zum Beispiel durch eine Kombination aus Aktien-ETFs (Investmentfonds) und Bank-Sparplänen als konservativere Anlagestrategien kann man erwägen, 80 Prozent der 10.000 Euro in Aktien zu investieren – sofern der Anlagehorizont langfristig genug ist.

▶ Das sagen die Finanzvermittler: Jörg Kintzel betont, auch in Sachwerte könne man bis zu 3000 Euro sinnvoll investieren, denn: „Wenn ich meiner Frau einen schönen Diamantring schenke, mache ich ihr damit nicht nur eine Freude, sondern investiere auch in einen stabilen Wert. Der Juwelier meines Vertrauens ist da der richtige Ansprechpartner. Es gibt Diamanten, die in den nächsten Jahren im Wert steigen werden. Ich würde immer Schmuck mit viel Stein und wenig Material drumherum nehmen, denn im Stein liegt der Wert– also lieber Ohrringe als einen Ring.“ Auch bestimmte niedrigpreisige Uhren könnten Wertsteigerungen zielen. Schöner Nebeneffekt: Die Geldanlage kann man täglich nutzen – und am Körper tragen.

Wer sich selbst etwas mit Geld beschäftigen möchte, kann 2000 Euro selbst anlegen und damit etwas an der Börse „spielen“. Dazu sei jedoch Zeit und ein klarer Plan sowie eine Grenze für Gewinne und Verluste nötig, so Kintzel. Eine sicherere Alternative zur Anlage in Aktien können Anleihen mit kurzer Laufzeit sein, weil diese nicht ganz so stark schwanken, erklärt Dirk Rathjen: „Allerdings fällt die Rendite hier im Schnitt deutlich niedriger aus als bei Aktien. Für den Einstieg eignet sich ein Anleihen-ETF, zum Beispiel Euro Aggregate mit vielen gemischten Anleihen.“ Aber: „In Niedrigzinsphasen können die Eigenschaften der Anleihe auch negativ auf ein Vermögen wirken: Wenn das Zinsniveau steigt, fallen die Kurse von Anleihen, wenn auch üblicherweise nicht ganz so extrem. Festgeld kann dann höhere Zinsen bringen.“ 

10.000 Euro anlegen für Senioren: Rente aufstocken und großzügig planen

Rentner-Ehepaar -Mann und Frau gehen mit Nordic Walking Stöcken auf einem Waldweg spazieren
Vielen älteren Menschen ist es wichtig, ihren Kindern und Enkelkinder etwas hinterlassen zu können (Symbolbild). © Sven Simon / Frank Hoermann/Imago

Rentner, 68 Jahre: Auch Rentner haben nach der aktuellen durchschnittlichen Lebenserwartung noch einige Jahre vor sich – viele von ihnen zum Glück sogar sehr viele.

▶Das sagt die Verbraucherzentrale: Merten Larisch rät, bis 95 Jahre zu rechnen, um das Risiko, am Ende ohne ausreichendes Kapital dazustehen, zu vermeiden. Trotzdem ist der Zeitfaktor unsicher. Vielen älteren Menschen ist es wichtig, ihren Kindern und Enkelkinder etwas hinterlassen zu können, gleichzeitig aber auch die eigene Rente, wenn möglich, aufzustocken. Merten Larisch erklärt, wie das über einen sogenannten Auszahlungsplan gehen kann: „Dieser Plan ist mein Rentenzahler, den ich mir selbst über einen bestimmten Zeitraum – zum Beispiel über fünf Jahre für monatlich 1000 Euro, insgesamt also 60 000 Euro – einkaufe. Das ist eine Variante der gesicherten Festgeldanlage und gut geeignet, um Geld fest anzulegen und periodisch Teilbeträge zur Verwendung abzuziehen. Die Zahlungen werden verzinst, meist etwas niedriger als bei einer Festgeldanlage ohne Entnahmefunktion. Den Rest kann man in ein Festgeldkonto für den darauf folgenden Bankentnahmeplan, zum Beispiel über die nächsten fünf Jahre, anlegen, sodass ich schon zehn Jahre für die monatliche Geldentnahme vorgesorgt habe. Was dann noch übrig bleibt, kann in Aktien angelegt oder an die Erben verschenkt werden.“

▶Das sagen die Finanzvermittler: Jörg Kintzel und Dirk Rathjen empfehlen – ganz im Gegensatz zur Verbraucherzentrale – sich auch bei Versicherungsanbietern und deren Angebot für fondsgebundene Versicherungen umzuschauen, die monatliche Auszahlungen und eine Verrentung des Anlagebetrags ermöglichen. Zwar sei die Garantieverzinsung häufig gering – und liege momentan im Schnitt bei 0,25 Prozent. Jörg Kintzel sieht dazu aber wenige Alternativen. „Man hat auch immer die Option, während der Laufzeit Geld für unvorhergesehene Ausgaben gegen eine geringere Rendite zu entnehmen. Manche Anbieter bauen sogar schon einen Anteil für Pflege mit in die Verrentung ein, an diesen Fall denken viele immer noch ungern. Am besten plant man diese Anlage schon weit vordem Renteneintritt – denn Altersarmut ist mittlerweile kein Einzel-Phänomen mehr.“ Das Thema sei komplex, Beratung sinnvoll. Dirk Rathjen weiß: „Wenn man da etwas vermasselt, kann man auf den letzten Metern wenig wiedergutmachen.“ 

10.000 Euro anlegen: Klug investieren, um Wünsche zu erfüllen

Junge Frau und junger Mann sitzen mit Unterlagen und einem Taschenrechner an einem Schreibtisch
Ein Berufsanfänger kann sich überlegen, ob er den Großteil des Geldes lieber sicherheitsorientiert anlegen möchte. (Symbolbild) © DC_27/Imago

Berufsanfänger, 25 Jahre: Ein Berufsanfänger, der seine 10.000 Euro investieren möchte, um sich kurz- oder mittelfristige Ziele oder Ausgaben zu finanzieren – zum Beispiel ein schickes Auto, Reisen – kann sich überlegen, ob er den Großteil des Geldes, also circa 70 Prozent – lieber sicherheitsorientiert anlegen möchte. Zum Beispiel über ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto.

▶Das sagt die Verbraucherzentrale: Über Vergleichsplattformen wie biallo.de oder die monatliche Übersicht der Stiftung Warentest findet man laut Merten Larisch immer die besten Angebote, die sich aktuell zwischen circa 0,1 Prozent für Tagesgeld- und 1,0 bis 1,3 Prozent für Festgeld bewegen. Thema Aktien: „Man muss verstehen, dass Gewinne eher langfristig gemacht werden und Kursverluste bzw. ein Renditeverlust möglich sind“, sagt Merten Larisch.

▶Das sagen die Finanzvermittler: Ausländische Banken bieten laut Dirk Rathjen teilweise sogar bis zu 1,5 Prozent an: „Wichtig ist darauf zu achten, dass so eine Geldanlage einlagengesichert ist. Das lässt sich über Geldanlageplattformen wie zum Beispiel Weltsparen.de gut umsetzen – die sammeln von vielen Banken in der EU Anlageangebote ein, sodass ich auch bei einer Bank in Estland investieren und damit höhere Rendite erzielen kann. Weltsparen prüft die Banken und ermöglicht dem Anleger einfache Wechsel, wenn ein anderes Institut höhere Zinsen anbietet.“ Soll sich das Geld hingegen deutlich vermehren und den Grundstock für ein Vermögen legen, kommt auch der Berufsanfänger nicht um Aktien herum – so der einstimmige Expertenrat. „Wer Kaufkraftgewinn will, muss sich am Unternehmertum und dessen Gewinnen beteiligen – also in Aktien investieren.“

Rathjen betont: Man verliert nur dann kein Geld, falls der Depotstand infolge eines Kurseinbruchs mal niedriger ist, wenn man nicht verkauft. Für Einsteiger rät er zur Anlage in breit gestreute Indizes wie MSCI World oder Europe statt in Einzelaktien zu investieren, da die Streuung über verschiedene Unternehmen das Risiko von Verlusten minimiert. „Es ist ungünstig, wenn man gerade Geld braucht, während die Märkte einbrechen oder ein In-Papier gerade um 30 Prozent abgestürzt ist. Daher ist der Faktor Liquidität mit der wichtigste, um die eigene Strategie zu definieren. Aber auch die eigene Risikofreude spielt eine Rolle“, sagt Rathjen. Wer sich also an die „Packungsbeilage“ hält, kann so ein richtig schönes Fundament ansparen. Als Faustregel gelte: Nach circa zehn bis zwölf Jahren erwirtschafteten Aktien bislang regelmäßig eine gute Rendite um die sechs Prozent.

Mehr Möglichkeiten in der Lebensmitte: Vom Festgeld bis zum Aktienfonds

Immobilienfinanzierung im Alter
Ein Paar Mitte 50 wird sehr wahrscheinlich bereits eine Anlagestrategie definiert und einen gewissen Grundstock angespart haben. (Symbolbild) © Kniel Synnatzschke/Westend61/dpa-tmn

Kinderloses Paar, Doppelverdiener, 50 Jahre: Auch hier gilt: Wer eine Rendite oberhalb der Inflationsrate will, kommt an der Aktie nicht vorbei. Ein Paar Mitte 50 wird sehr wahrscheinlich bereits eine Anlagestrategie definiert und einen gewissen Grundstock angespart haben. Daher kann man in der Regel mehr Risiko eingehen, zumal keine Kinder da sind, für die vorgesorgt werden muss. Um maximale Rendite zu erwirtschaften, könnten je nach Rücklagensituation und Liquiditätsbedarf die gesamten 10.000 Euro investiert werden. Wer kurzfristiger über einen Teil des Geldes verfügen will, kann diesen in Tages- und Festgeldkonten anlegen. Auch hier empfiehlt sich ein breites Portfolio zur Risikostreuung.

▶Das sagt die Verbraucherzentrale: Laut Merten Larisch decken zum Beispiel MSCI-World-Varianten neben Industriestaaten auch Schwellenländer wie China, Indien und Entwicklungsländer ab und geben dem Depot damit auch einen Nachhaltigkeitseffekt. Dem Portfolio beimischen könnte man laut Merten Larisch ETFs auf Immobilienaktiengesellschaften. Darüber ist man mittelbar Eigentümer von Tausenden von Einzelimmobilien, die aufs Effizienteste gemanagt werden und auch neue Immobilien günstig erworben werden und bestehende mit deutlichen Gewinnen verkauft werden. Streng genommen gehört diese Komponente allerdings auch zum Aktienmarkt.

▶Das sagen die Finanzvermittler: Jörg Kintzel rät zur Hinzuziehung eines Beraters, wenn man die Rendite massiv maximieren wolle. Aber: „Man muss immer mit seinem Berater in Kontakt bleiben und beobachten, wie er das Geld verwaltet. Und eventuell auch wechseln, wenn dieser nicht die gewünschte Leistung bringt – es gibt durchaus Unterschiede, die man aber immer erst bemerkt, wenn man mit jemandem schon zusammenarbeitet.“ Viele Menschen in mittlerem Alter ohne Eigenheim liebäugeln mit Immobilienfonds, um doch von der Wertsteigerung am Markt zu profitieren. Kintzel rät davon ab: „Gerade neu aufgelegte Fonds machen keinen Sinn – der Markt wurde eine Zeit lang damit überschwemmt und keiner von ihnen konnte die versprochene Rendite halten. In Folge haben die Kunden Geld abgezogen und die Fonds mussten die Auszahlungen stoppen, da nicht genug freie Liquidität vorhanden war. So konnten die Kunden, trotz Kündigung, kein Geld mehr abziehen, obwohl sie das Geld vielleicht schon verplant hatten. Wenn man eine Affinität dazu hat, dann unbedingt in einen anlegen, der schon länger existiert und die Anlage immer langfristig sehen.

Autor: U. KREMER

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