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So entstand Aldi: Geschichte und Entwicklung des Discounter-Imperiums

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Von: Sonja Plagmann

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Heute führt Aldi den deutschen Discounter-Markt an. Die Erfolgsgeschichte der Marke begann vor 106 Jahren mit einem kleinen Backwarenhandel.

München - Günstige Eigenmarken, wechselnde Aktionsangebote und ein überschaubares Sortiment, welches kaum Lagerraum beansprucht - das Aldi-Konzept kennt wohl jeder Deutsche. Inzwischen ist der Discounter-Riese Aldi, bestehend aus den Discount-Einzelhandelsketten Aldi Nord und Aldi Süd, nicht nur in Deutschland, sondern auch in 15 anderen europäischen Ländern und auf drei weiteren Kontinenten vertreten. Aldi gibt es inzwischen seit über 100 Jahren - allerdings hatte das kleine Geschäft von damals mit dem heutigen Discounter-Imperium nur gemein, dass man dort Lebensmittel kaufen konnte. Lesen Sie hier, wie aus einem kleinen Backwarenhandel das Aldi-Imperium wurde.

Die Entstehung von Aldi: Eine Erfolgsgeschichte

Alles begann 1913, als der gelernte Bäcker Karl Albrecht sen. im Alter von 27 Jahren in Essen-Schonnebeck den Handel mit Backwaren aufnahm. Seine Frau eröffnete ein Jahr später den ersten Lebensmittelladen in dem Essener Stadtteil - so legten die Eltern von Karl und Theo Albrecht den Grundstein für das Aldi-Imperium. Im Jahr 1945 übernahmen die Brüder schließlich den Betrieb. Zehn Jahre später gab es bereits 100 Filialen in Nordrhein-Westfalen. 

1961 wurden die beiden Unternehmensgruppen Aldi Nord und Aldi Süd gegründet. Kurz darauf war das Discounter-Prinzip geboren: Alle Filialen wurden rationell eingerichtet, eine geringe Anzahl an Lebensmitteln wurde direkt aus Kartons auf Paletten zur Selbstbedienung angeboten. 1968 wurde Aldi dann international: Die Unternehmensgruppe kaufte die österreichische Kette Hofer mit ca. 30 Filialen. Im Laufe der Jahre vergrößerte Aldi seine Produktpalette immens, 2007/08 kamen Online-Services wie ein Telefon-, Blumen- und Fotoservice sowie Reisen hinzu. Seit 2019 vertreibt nach Aldi Süd nun auch Aldi Nord einzelne Produkte im Internet.

In den Jahren 2017 und 2018 erwirtschafteten Aldi Nord und Aldi Süd zusammen mehr Bruttoumsatz als jede andere deutsche Einzelhandelsgruppe. Somit zählt Aldi zu den größten Einzelhandelsgruppen der Welt und ist in Deutschland die Nummer eins im Discount. Der Umsatz von Aldi Süd übersteigt dabei regelmäßig den der Schwesterfirma Aldi Nord.

Video: Aldi schließt Stammhaus in Essen nach 100 Jahren 

Im September 2019 wurde bekannt: Die älteste Aldi-Filale der Welt an der Huestraße 87 im Essener Stadtteil Schonnebeck wird geschlossen. Nach genau 100 Jahren ist das Aldi-Stammhaus in Essen für das wachsende Sortiment des Lebensmittelhändlers zu klein geworden. 1919 hatte die Familie Albrecht das Haus gekauft, um den Lebensmittelladen zu vergrößern.

Aldi-Gründer Karl Albrecht und Theo Albrecht

Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen, zählten Karl (geboren 1920) und Theo Albrecht (geboren 1922) später zu den reichsten Menschen der Welt. Die Forbes-Liste der reichsten Deutschen führte Karl Albrecht jahrelang vor seinem Bruder Theo an. Im Jahr 2014, dem Jahr seines Todes verfügte Karl Albrecht laut Manager Magazin im Forbes-Ranking über ein geschätztes Vermögen von 25 Milliarden US-Dollar. Sein Bruder Theo besaß kurz vor seinem Tod im Jahr 2020 ein geschätztes Vermögen von 16,7 Milliarden US-Dollar.

So veränderte die Entführung von Theo Albrecht das Verhalten der Aldi-Brüder

Das Leben der Albrecht-Brüder wirkt wie ein wahr gewordenes Märchen - doch die Familie musste auch einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Im November 1971 wurde Theo das Opfer einer Entführung und durchlebte ein zweieinhalb Wochen langes Martyrium. 

Ein Rechtsanwalt mit hohen Spielschulden und ein vorbestrafter Tresorknacker verschleppten den damals 49-jährigen Theo Albrecht und hielten ihn in einem Schrank gefangen. Nach einer damals enorm hohen Lösegeldzahlung von sieben Millionen Mark kam Theo Albrecht frei. Die beiden Kidnapper wurden wenig später gefasst, doch das traumatische Erlebnis veränderte das Verhalten der Familie Albrecht extrem: Theo sprach nach der Entführung nie wieder mit Reportern und ließ sich nicht mehr fotografieren, um seine Privatsphäre zu schützen. Auch der Rest der Familie mied die Öffentlichkeit ab diesem Zeitpunkt weitgehend.

Theo Albrecht wird 85
Das Archivbild vom 17. Dezember 1971 zeigt Aldi-Mitbegründer Theo Albrecht, der nach seiner Entführung die Öffentlichkeit mied. © picture-alliance/ dpa / Roland_Scheidemann

Aldi-Standorte: So entwickelten sich die Discounter-Filialen in Deutschland

Aldi Süd hat nach Angaben des Unternehmens mittlerweile in Süd- und Westdeutschland rund 1920 Filialen und über 47.100 Mitarbeiter. Rund 1600 Basisartikel hat Aldi Süd im Sortiment - 90 Prozent davon sind Eigenmarken. Aldi Nord beschäftigt in Deutschland 35.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat mehr als 2300 Filialen. Aber wie findet man eine naheliegende Aldi-Filiale? Dafür hat der Discounter einen Filial-Finder auf seiner Webseite, der Ihnen alle Aldi-Standorte in Deutschland anzeigt.

Aldi weltweit: Diese Länder hat der Discounter bereits erobert

Inzwischen gibt es laut Angaben des Unternehmens Aldi-Filialen in 16 europäischen Ländern: Neben Deutschland gibt es Aldi in Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Ungarn, Irland, Italien, Luxemburg, den Niederlanden, Polen, Portugal, Slowenien, Spanien und der Schweiz. Auch außerhalb Europas können Kunden bei Aldi einkaufen: in Australien, den USA und seit Juni 2019 auch in China. In China sehen die Aldi-Filialen allerdings um einiges luxuriöser aus als hierzulande: Flachbildschirme an den Theken präsentieren das Sortiment und riesige Lampen sorgen für eine wohnliche Atmosphäre - aber sehen Sie selbst:

Weltweit beschäftigt Aldi Süd laut eigenen Angaben inzwischen rund 148.900 Mitarbeiter und betreibt 6240 Filialen. Bei der Schwesterfirma Aldi Nord, die im Gegensatz zu Aldi Süd nur in Europa vertreten ist, arbeiten insgesamt 60.000 Mitarbeiter in über 4690 Filialen.

Aldi Süd und Aldi Nord: Was ist der Unterschied? 

Der Markenname Aldi (Eigenschreibweise ALDI) setzt sich übrigens zusammen aus jeweils den ersten beiden Buchstaben von „Albrecht Diskont“. Nach der Aufteilung des „Albrecht Diskont“ im Jahr 1961 übernahm der ältere Bruder Karl Albrecht Aldi Süd und Theo Albrecht übernahm Aldi Nord. Noch heute wird über die Gründe für die Aufteilung spekuliert. 

Aldi Nord hat Filialen in Norddeutschland und seit dem Mauerfall in Ostdeutschland. Aldi Süd hat Filialen in Süd- und Westdeutschland. Der „Aldi-Äquator“, der die beiden eigenständigen Unternehmen trennt, die seit jeher eng zusammenarbeiten, verläuft vom Niederrhein durch Hessen an der bayerisch-thüringischen Grenze entlang bis zum südlichen Rand Sachsens. 

Doch welches Schwesterunternehmen ist nun besser? In einem Artikel der Wirtschaftswoche wird Aldi Süd deutlich besser bewertet als Aldi Nord. Können Sie das bestätigen? Machen Sie mit bei unserer Umfrage!

Umfrage: Gehen Sie lieber zu Aldi Süd oder zu Aldi Nord?

Kanzlerin Angela Merkel hat Aldi, Edeka, Rewe und Lidl zum Rapport gebeten - sie hat offenbar dringend Redebedarf. Zwingen die Lebensmittelhändler die Landwirtschaft in prekäre Verträge?

Ein beliebtes Aldi-Produkt gibt es künftig auch mit einer wiederverwendbaren Alternative der Verpackung zu kaufen - der Discounter wirbt dadurch für eine bessere Umwelt. 

Statt einem Gefallen bekommt er vom Personal nur eine „pampige“ Absage: Ein Aldi-Kunde äußert sich verärgert über einen Vorfall in einer Aldi-Filiale. Auch macht eine Kundin einen ekligen Fund bei Aldi - und es ist nicht das erste Mal, dass sie „sowas Schönes“ findet.

spl

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