Angst vor Job-Verlust: Verbraucher wollen 2010 sparen

München - Trotz wirtschaftlicher Erholung setzen die Verbraucher auf Sparsamkeit: Aus Sorge vor Arbeitslosigkeit wollen die Konsumenten nach dem Jahreswechsel finanziell kürzer treten.
Wie der Nürnberger Marktforscher GfK am Dienstag mitteilte, rechnet er im Januar mit einer weiteren Verschlechterung des Konsumklimas. Einen Konsumeinbruch erwarten die Experten aber nicht. Indes klagen mehr Firmen über hohe Kredithürden der Banken und die Konjunktur verliert zum Jahresende offenbar an Fahrt. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) schätzt das Wachstum im laufenden Quartal pessimistischer ein als noch vor einem Monat.
Die erwartete Wachstumsrate des saison- und kalenderbereinigten Bruttoinlandsproduktes fällt laut DIW-Konjunkturbarometer mit 0,6 Prozent um zwei Zehntel schwächer aus als noch im Vormonat geschätzt. Grund hierfür sei die nachlassende Wachstumsdynamik in den Industriesektoren. Bereits in der vergangenen Woche hatten Wirtschaftsexperten anderer Institute von einer nur langsamen Wirtschaftserholung im kommenden Jahr gesprochen.
IG Metall befürchtet drastischen Jobabbau
Wieder mehr Verbraucher glaubten aber im Dezember an eine konjunkturelle Erholung, erklärte die GfK. Durch die Steuerentlastungsprogramme hoffen sie zudem darauf, künftig mehr Geld zur Verfügung zu haben. Kurz vor Weihnachten sahen dennoch weniger Menschen als im Vormonat die Zeit für größere Ausgaben als günstig an. Während für Weihnachten noch kräftig eingekauft werde, wollten die Menschen nach dem Fest wieder stärker sparen, sagte GfK-Experte Rolf Bürkl.
Die Angst vor Arbeitslosigkeit krieche allmählich hoch und dürfte im kommenden Jahr zur Konsumbremse werden. Zudem drückten die steigenden Energiepreise auf die Laune der Verbraucher. Entsprechend erwartet die GfK für Januar 2010 eine erneute Verschlechterung des Konsumklimaindex auf 3,3 Punkte nach 3,6 im Dezember. Ein Konsumeinbruch sei aber nicht zu befürchten, sagte Bürkl. “Wir gehen als wahrscheinlichstes Szenario von einer Stagnation aus.“
Neben der Preisentwicklung sei der Arbeitsmarkt die wichtigste Stellgröße im kommenden Jahr und zugleich der Unsicherheitsfaktor schlechthin. Die IG Metall befürchtet 2010 den Abbau mehrerer hunderttausend Jobs in der Metall- und Elektroindustrie. Trotz der leichten Wirtschaftsbelebung dürften 2010 immer noch 20 bis 30 Prozent der Kapazitäten in der Branche nicht ausgelastet sein, sagte der Zweite Vorsitzende der Gewerkschaft, Detlef Wetzel. “Wir sehen rund 750.000 Arbeitsplätze kurzfristig als gefährdet an.“
Leichter Anstieg der Firmen-Investitionen
Für die Unternehmen werden laut einer ifo-Umfrage hohe Kredithürden der Banken zunehmend zum Problem. Von 4.000 befragten Firmen sahen im Dezember 44,3 Prozent der Betriebe Schwierigkeiten, an Darlehen zu kommen. Im November waren es noch 42,9 Prozent. Den höchsten Stand im laufenden Jahr hatte die Kredithürde im Juli mit 45,1 Prozent erreicht. Während sich bei den großen Industrieunternehmen die Lage leicht entspannte, nahmen zum Jahresende vor allem in der Baubranche die Beschwerden zu.
Dort beklagte mehr als die Hälfte der befragen Firmen eine restriktive Kreditvergabe. Die ifo-Forscher rechnen damit, dass die Investitionen in der westdeutschen Industrie nach einem dramatischen Einbruch im laufenden Jahr 2010 nur sehr langsam anziehen werden. Nachfrage und Kapazitätsauslastung seien aber nach wie vor schwach und bremsten die Investitionen, erklärten die Wirtschaftsforscher. Sie erwarten einen Anstieg von 2 Prozent. Für dieses Jahr ergab eine Umfrage unter 1.800 Unternehmen einen Rückgang der Investitionen um 22 Prozent auf 36,5 Milliarden Euro.
ap