Auto- und Metallbranche gehen mit großen Sorgen ins neue Jahr

Frankfurt/Main - Die deutschen Paradebranchen Metall und Autobau gehen mit großen Sorgen in das neue Jahr. Nach dem weltweiten Konjunktureinbruch 2009 rechnet der Arbeitgeberverband Gesamtmetall mit weiteren Krisenjahren.
“Die Krise wird für den Durchschnitt der Branche noch weitere ein bis zwei Jahre andauern“, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser der Nachrichtenagentur DAPD. Die Autoindustrie rechnet 2010 mit einem massiven Einbruch am Heimatmarkt und hofft auf den Export.
Kannegiesser sagte, der Einbruch der Metall- und Elektroindustrie sei beispiellos gewesen: 2009 werde die deutsche Schlüsselindustrie mit ihren rund 3,4 Millionen Beschäftigten erstmals in der Nachkriegsgeschichte im Schnitt Verluste schreiben. “Ich bin jetzt seit mehr als 40 Jahren Unternehmer und habe in der Zeit manche Krise und Umbrüche erlebt aber einen so schnellen und tiefen Absturz gab es noch nie“, sagte Kannegiesser. Die Produktion sei vom Höchststand im August 2008 innerhalb von nur sechs Monaten um fast 29 Prozent abgestürzt, die Auftragseingänge um 34 Prozent.
"Für viele Unternehmen wird es noch schwieriger"
Kommendes Jahr werde sich die Lage der Unternehmen stark spreizen: “Für viele Unternehmen wird es noch schwieriger: Die Liquiditätspolster sind weitgehend aufgezehrt, die Eigenkapitalausstattung ist geschwächt, die Finanzierungsprobleme wachsen, dazu kommen noch die Aufwertung des Euro und der hohe Wettbewerbdruck auf den Märkten.“ Die in einigen Sparten beobachtete leichte Verbesserung der Auftrageingänge stehe noch auf wackeligen Füßen und gehe von einem “unerträglich niedrigen Niveau“ aus, Maßstab sei das erste Halbjahr 2008.
Der Gesamtmetall-Präsident erklärte, angesichts der Lage seien Kostensenkungen in den Unternehmen unvermeidlich, und die Personalkosten könnten davon nicht ausgenommen werden. Beschäftigungssicherung bleibe dennoch eines der wichtigsten Themen für die Unternehmen: “Die Mitarbeiter sind gerade in unserer wissensintensiven Branche die wichtigste Ressource.“ Kurzarbeit bleibe dabei ein wichtiges Instrument, müsse aber wegen der hohen Kosten ergänzt werden. Kannegiesser sagte, es gebe weiterhin Gespräche mit der IG Metall über deren Vorschlag einer tariflichen Kurzarbeit von unter 30 Stunden.
Autobranche spürte 2009 nur milden Schock
In der Autobranche gehen für 2010 die Vorhersagen weit auseinander. Nach Einschätzung des Branchenverbandes VDA dürfte der Weltmarkt um 1 bis 3 Prozent zulegen. In Deutschland aber werden die Neuzulassungen wohl schwer einbrechen. Nur noch 2,75 bis 3 Millionen Pkw dürften neu angemeldet werden, erwartet der Verband, eine Million weniger als 2009. Grund sind die vorgezogenen Käufe durch die Abwrackprämie.
Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet für Händler und die meisten Hersteller schon ein katastrophales Jahr. “Das Jahr 2010 wird grausam“, erklärte er. Nach seiner Analyse müssen bis zu 4.000 Händler aufgeben. Bei den deutschen Herstellern werde vor allem VW leiden, minus 30 Prozent sagt Dudenhöffer den Wolfsburgern voraus.
Das Jahr 2009 lief dagegen noch vergleichsweise mild ab für die Autobauer: Volkswagen steuert auf ein Rekordjahr zu, BMW verdiente trotz Krise Geld, und Daimler hat nach Milliardenverlusten mit einem Spar-Kraftakt das Blatt gewendet und fährt wieder aufwärts.
Nur für den vierten unabhängigen deutschen Autobauer Porsche geht das Jahr bitter zu Ende: Der ruhmreiche Sportwagenbauer wird in den VW-Konzern eingegliedert. Der deutsche Heimatmarkt steuerte auf ein Sieben-Jahres-Hoch zu: 3,8 Millionen Fahrzeuge sollen es werden, zuletzt gab es mit 3,76 Millionen im Jahr 2002 so starke Autoverkäufe. Allerdings hat der VW-Konzern mit seinen billigeren Marken davon deutlich mehr profitiert als BMW und Mercedes.