Autohersteller: Gewinne trotz Chipkrise - sichere Prognosen für 2022 nicht möglich

Laut einer Studie haben Autohersteller wie Mercedes-Benz, Toyota, Volkswagen und viele internationale Konkurrenten trotz der Chipkrise im vergangenen Jahr hohe Gewinne erzielt.
Stuttgart - Der operative Gewinn der weltweit 16 größten Autokonzerne kletterte im Jahresvergleich um 168 Prozent auf insgesamt rund 134 Milliarden Euro, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY ermittelte. «Die Top-Autokonzerne haben die Halbleiterkrise im vergangenen Jahr insgesamt bemerkenswert gut gemanagt - der Absatz war zwar bei vielen Unternehmen rückläufig, die Gewinnsituation hat sich hingegen teils hervorragend entwickelt», wie der EY-Experte für den Mobilitätsbereich in Westeuropa, Constantin Gall, resümierte.
Der Versorgungsengpass bei Halbleitern und anderen elektronischen Bauteilen hat branchenweit Produktionseinschränkungen ausgelöst. Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht. Gall sagte, die Strategie, die knappen Chips vor allem in vergleichsweise teure Autos einzubauen und gleichzeitig Rabatte einzuschränken, habe sich für die Hersteller ausgezahlt. «Die Margen lagen 2021 auf Rekordniveau», sagte der Experte mit Blick auf das Verhältnis von Gewinn zu Umsatz. Bei der Gewinnmarge schneidet laut EY der US-Elektroautobauer Tesla im Vergleich der Branchenriesen am besten ab. Er erzielte demnach einen Wert von 12,1 Prozent und lag damit knapp vor BMW und Mercedes-Benz, die jeweils 12 Prozent erreichten.
Die Chipkrise habe insbesondere die deutschen Hersteller getroffen, deren Absatz um 4 Prozent gesunken sei. Konkurrenten aus Japan legten hingegen um 5 Prozent zu, aus Südkorea sogar um 7 Prozent. Die Branche kämpfe auch in diesem Jahr mit Problemen, sagte EY-Partner Peter Fuß. «Zum einen hemmt der Mangel an Halbleitern und anderen Vorprodukten und Rohstoffen die Produktion. Zum anderen stellt auch der Krieg in der Ukraine eine enorme Belastung für die Branche dar.»
Prognosen für dieses Jahr seien angesichts dieser Unsicherheiten kaum möglich. Die Branche fahre auf Sicht - «und die Neuwagenpreise werden eher steigen als fallen», sagte der Experte.
Autozulieferer Vitesco mit vorsichtigem Plan für 2022
Der Autozulieferer Vitesco plant für das laufende Jahr wegen des Chipmangels und steigender Kosten vorsichtig. Das Unternehmen geht von einer um Sondereffekte bereinigten Ergebnismarge vor Zinsen und Steuern von 2,2 bis 2,7 Prozent aus, wie Vitesco am Freitag in Regensburg mitteilte. Vorstandschef Andreas Wolf geht von Mehrkosten aus, weil Halbleiter weiter knapp sind, die Löhne steigen und Materialkosten anziehen. Darüber hinaus erwartet das Management eine Belastung durch Sondereffekte in Höhe von 100 bis 150 Millionen Euro. Effekte aus dem Ukraine-Krieg hat Vitesco in seinem Ausblick noch nicht berücksichtigt. Den Umsatz will Vitesco von 8,35 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auch dank anziehender Geschäfte mit Elektrifizierungsprodukten auf 8,6 bis 9,1 Milliarden steigern.
Das im September vom Autozulieferer und Reifenhersteller Continental aus Regensburg abgespaltene Unternehmen hatte bereits Eckdaten für das vergangene Jahr vorgelegt. Den Umsatz hat der auf den Antriebsstrang spezialisierte Konzern um 4 Prozent gesteigert. Das bereinigte operative Ergebnis drehte nach einem Verlust von 94,5 Millionen Euro im Jahr zuvor auf einen Betriebsgewinn von 148,6 Millionen Euro, die entsprechende Marge lag bei 1,8 Prozent. Unter dem Strich fiel allerdings weiter ein Nettoverlust an mit 122 Millionen Euro. Dieser hatte im Vorjahr mit 376,7 Millionen Euro noch deutlich höher gelegen. Eine Dividende soll es nicht geben. (dpa)