Söder begründete das mit dem Widerstand, der ihm damals vor allem von SPD und Grünen begegnet sei. Diese hätten keine entsprechende Verfassungsänderung gewollt. „So ist jetzt die Realität, deswegen nehmen wir das an“, sagte er.
Die CSU regiert derzeit mit den Freien Wählern. Er wolle diese Zusammenarbeit fortsetzen, sagte Söder. „Eine schwarz-grüne Koalition wollen wir als CSU nicht.“ Ziel sei eine stabile Mehrheit im Herbst. „Wenn es mehr als 2018 ist, ist das schön, aber wir machen keine Prozentdiskussionen.“
Als Schwerpunkte für eine mögliche weitere Amtszeit nannte Söder Schule, berufliche Bildung und Mobilität. Neben 6000 neuen Lehrkräften sollten auch 2000 Arbeitskräfte in der Schulverwaltung sowie im psychologischen und pädagogischen Bereich eingestellt werden.
Für die Arbeit an Schulen in Bayern solle „überall“ geworben werden, kündigte der Ministerpräsident an. Lehrkräfte würden teils deutlich besser bezahlt als in anderen Bundesländern. Wer von ihnen neu nach Bayern ziehe, solle ein Start- und Umzugspaket bekommen. Für das Lehramtsstudium plant er mehr Flexibilität, ein Praxissemester und die Möglichkeit, in der Nachhilfe zu arbeiten.
Daneben solle die berufliche Bildung gestärkt werden. „Master und Meister müssen gleich sein“, sagte Söder. Deswegen solle die Meisterausbildung ab 2024 kostenfrei werden. Dies sei ein bayerisches Alleinstellungsmerkmal und ein „Signal für das Handwerk“, sagte Söder.
Für den Bereich Mobilität kündigte er unter anderem ein 29-Euro-Ticket für Studierende und Auszubildende an, das im Wintersemester 2023/2024 starten solle. Bis zum Jahr 2030 sollten außerdem 1500 Kilometer neue Radwege gebaut werden, die Rechtsstellung des Fahrrads „im Konflikt mit anderen Verkehrsträgern“ solle verbessert werden. smb/cfm
Ein massiver Personalmangel an Schulen ist laut dem Deutschen Schulbarometer die derzeit größte Herausforderung an deutschen Bildungseinrichtungen. Zu dieser Einschätzung kommen zwei Drittel der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter - 67 Prozent -, wie die Robert-Bosch-Stiftung am Mittwoch in Stuttgart mitteilte. An sozial benachteiligten Schulen sagten dies sogar 80 Prozent.
Der Erhebung zufolge leiden viele Schüler unter Lernstückständen. Zwar beschäftigt die Coronapandemie nur noch rund jede zehnte Schule, doch mit den Folgen der Pandemiemaßnahmen hätten die Einrichtungen weiter zu schaffen: Nach Ansicht der Schulleitungen ist bei rund einem Drittel der Schüler - 35 Prozent - ein deutlicher Lernrückstand zu erkennen. Auch hier schneiden Schulen in sozial benachteiligter Lage schlechter ab. Dort treffe der Rückstand nach Ansicht der Schuldirektoren sogar zwei Drittel der Kinder, nämlich 65 Prozent.
Durch den Lehrermangel kann der Rückstand schwer aufgearbeitet werden. Fast 80 Prozent der Schulen geben demnach an, dass sie nicht allen Kindern und Jugendlichen die benötigte Unterstützung beim Lernen bieten könnten. Dass das Corona-Aufholprogramm von Bund und Ländern eine Wirkung hätte, glaubten laut Angaben nur 32 Prozent der befragten Direktoren. Eine Mehrheit von 70 Prozent hält trotz der zwei Milliarden Euro schweren Unterstützung weitere Fördermittel für nötig.
Erst mit großem Abstand nennen die Schulleiter hinter dem Personalmangel die stockende Digitalisierung und die schlechte technische Ausstattung der Schulen als weitere Probleme (22 Prozent). Zu viel Bürokratie beklagen 21 Prozent der Befragten. Dahinter folgt die zu hohe Arbeitsbelastung mit 20 Prozent.
„Der Lehrerberuf muss attraktiver werden“, mahnte Bildungsexpertin Dagmar Wolf von der Robert-Bosch-Stiftung. Schnelle Lösungen seien zur Behebung des Personalmangels jedoch nicht in Sicht. „Weniger bürokratischer Aufwand könnte die aktuelle Personalnot an den Schulen aber zumindest lindern“, stellte sie fest.
Wolf nannte die Anstellung von Unterstützungsfachkräften in der Verwaltung, von pädagogischen Assistenzkräften oder ausländischen Lehrkräften als umsetzbare Erleichterungen. „Gleichzeitig muss jetzt langfristig geplant werden - eine Erhöhung der Kapazitäten in den Lehramtsstudiengängen reicht dazu nicht aus.“
Der Lehrkräftemangel sei eine „reale Bedrohung“ für die pädagogische Qualität der Schulen, erklärte der Verband Bildung und Erziehung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft forderte schnelle Hilfen. Die Studienergebnisse bedeuteten „Warnstufe dunkelrot“, erklärte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze. „Die Bundesländer haben es schlichtweg verpasst, den Generationenwechsel in den Schulen zu planen und zu koordinieren.“
Der Deutsche Philologenverband mahnte die Beförderung von Lehrkräften an. Um bewährte Lehrer im Schulbetrieb zu halten, „müssen deren ausstehende Beförderungen endlich umgesetzt werden“, sagte Verbandschefin Susanne Lin-Klitzing der Mediengruppe Bayern. Zudem brauche es eine „erstklassige“ Nachqualifikation für Seiteneinsteiger.
Die Linke forderte ein Umdenken in der Bildungspolitik. „Es muss dringend mehr passieren, damit wir den Fachkräftemangel an Schulen in den Griff bekommen“, erklärte die Bundestagsabgeordnete Nicole Gohlke. Sie forderte unter anderem eine Aufhebung des Kooperationsverbots, wonach der Bund auf die Bildungspolitik der Länder keinen Einfluss ausüben darf. „Wir können doch nicht Jahr für Jahr den immer gleichen Zustand betrauern und alles beim Alten belassen.“
Für die repräsentative Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa erstmals ausschließlich Schulleitungen. Bislang waren in den seit 2019 jährlich laufenden Erhebungen nur Lehrkräfte befragt worden. tbh/cfm