BMW: Weltweiter Engpass bei Bauteilen - „Können uns von Entwicklung nicht abkoppeln“

Engpässe bei Halbleitern werden für die Autobauer zum ernsten Problem. VW, Audi und Mercedes-Benz müssen ihre Produktion bereits drosseln. Auch bei BMW wächst jetzt die Sorge.
- Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist die Auto-Nachfrage drastisch eingebrochen.
- Chiphersteller haben ihre Produktionspläne daher zusammengestrichen.
- Für viele Autobauer wird das jetzt zum Problem.
München – Der Münchner Autobauer BMW sieht den globalen Engpass bei Halbleitern mit wachsender Sorge. „Das ist ein Thema, das bei uns weit oben steht“, sagte ein Konzernsprecher am Freitag gegenüber Merkur.de. Für den Januar sei die Versorgung mit Halbleitern gesichert, hieß es. „Aber natürlich ist auch BMW nicht von der globalen Entwicklung abgekoppelt“, sagte der Sprecher. „Wir fahren auf Sicht“. Bislang habe die Versorgung mit elektronischen Bauteilen jedoch zu keinen Produktionsunterbrechungen geführt.
Bei anderen Herstellern hat der Lieferengpass bei Halbleitern hingegen bereits spürbare Auswirkungen. So musste VW in Wolfsburg die Fertigung des Tiguan und des Touran wegen fehlender Chips am Donnerstag (14. Januar) bereits einstellen. Zuvor hatte der Konzern wegen fehlender Elektronik-Bauteile bereits die Produktion des Golf 8 drosseln müssen. Nun weiten sich die Probleme aus. Ab Montag sollen auch die Bänder im VW-Werk in Emden stillstehen. Dort baut der Konzern den Passat. Die betroffenen 9000 Beschäftigten gehen in Kurzarbeit, zunächst bis Ende Januar.
Auch die Konzerntochter Audi bekommt die Engpässe inzwischen zu spüren. Ab Montag ruht die Produktion der A4-Limousine sowie des A5-Cabrios in Neckarsulm, ab Donnerstag auch im Stammwerk in Ingolstadt. Von den Plänen sind insgesamt gut 10.000 Mitarbeiter betroffen. Sie sollen ebenfalls in Kurzarbeit gehen, zunächst bis Ende Januar, hieß es.
BMW: Auch beim Erzrivalen Daimler spitzt sich die Lage zu
Unterdessen spitzt sich die Lage auch beim Stuttgarter Autobauer Daimler zu. Für sein Kompaktwagenwerk in Rastatt hat der Konzern bereits Kurzarbeit angekündigt. In Rastatt bauen die Schwaben die A- und B-Klasse.
Am Donnerstag teilte das Unternehmen zudem mit, dass auch im Werk Bremen die Produktion gedrosselt werden solle. Möglicherweise müsse man ab der ersten Februarwoche einzelne Schließtage einlegen, hieß es. Bremen ist das größte Produktionswerk des Konzerns in Deutschland. Neben der volumen-starken C-Klasse rollt in Bremen auch der beliebte GLC vom Band.
Ob auch BMW die Produktion wegen der weltweiten Engpässe demnächst kürzen muss, ließ der Konzern am Freitag offen. „Wir haben das benötigte Volumen für 2021 fristgerecht bestellt und erwarten, dass unsere Lieferanten entsprechend der Bestellungen vertragsgerecht liefern“, hieß es.
BMW: Corona-Pandemie wirbelt Produktionspläne durcheinander
Die weltweiten Engpässe bei Halbleitern sind eine Folge von Corona. Mit dem ersten Lockdown in zahlreichen Ländern weltweit brach die Auto-Nachfrage im Frühjahr drastisch ein. Daher strichen auch die Chiphersteller ihre Produktionspläne zusammen. Doch im Sommer zog die Nachfrage nach Neufahrzeugen weltweit unerwartet kräftig an. Nun werden Chiphersteller wie Infineon oder NXP oder Auftragsfertiger wie TSMC von der Nachfrage überrannt.
Schnelle Besserung ist indessen kaum in Sicht. „Die Engpässe bei Halbleitern“, warnte der zweitgrößte deutsche Autozulieferer Continental gerade, „werden auch im Jahr 2021 andauern und Lieferengpässe in der Continental-Produktion verursachen“.