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Autopapst über E-Autos: „Der größte Wettbewerbsvorteil von Tesla ist nicht die Batterie, sondern…“ 

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Von: Thomas Schmidtutz

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Prof. Ferdinand Dudenhöffer hält große Stücke auf Tesla.
Prof. Ferdinand Dudenhöffer hält große Stücke auf Tesla. © dpa/Nicolas Blandin

Tesla will ab 2023 einen Stromer für 25.000 Dollar liefern. Was das für die deutschen Hersteller bedeutet, ob sie eine Chance haben, die Kalifornier einzuholen, erklärt Autopapst Ferdinand Dudenhöffer. 

Herr Prof. Dudenhöffer, Tesla-Chef Elon Musk hat auf dem Battery Day am Dienstag weitreichende Produktionsverbesserungen bei Batterien angekündigt. Damit will Tesla den Preis für seine E-Autos bis 2023 unter die Marke von 25.000 Dollar drücken. Trauen Sie Tesla das zu?

Wer Quantensprünge bei Batterie-Technologien beim Battery Day erwartet hatte, wurde am Dienstag enttäuscht. Aber wer sich für das Gesamtsystem Batterie interessiert, für den war der Battery Day spannend und hat vor allem eins gezeigt: Dass Tesla-Chef Elon Musk detail-besessen ist und verliebt in Maschinen, um hochkomplizierte Produktionsprozesse besser zu machen. Die Optimierung der Batterie-Materialien selbst war eher State of the Art. Das kennt man auch von anderen Unternehmen. Der Tesla-Produktionsprozess geht dabei aber von hochautomatisierter, innovativer und eigenständiger Anoden-Kathoden-Produktion über die Zelle bis zum kompletten Batterie-Pack und damit auch zur Verbindung mit der Karosseriestruktur. Dazu hatte Elon Musk mit seiner Riesen-Alu-Druckgrussmaschine schon vor ein paar Wochen Aufmerksamkeit erzeugt.

Aber kommt das E-Auto für 25.000-Dollar im Jahr 2023?

Die Maschinen und Material-Modifikationen mit Nickel statt Kobalt in der Kathode und Silizium in Anode erlauben laut Elon Musk eine Kostensenkung von 56 Prozent bei der Lithium-Ionen-Batterie und die wird nach 2023 das 25.000 Dollar E-Auto ermöglichen. Ob es am Ende 2023 wird oder doch 2025, wird man sehen. Aber klar ist: Tesla bereitet den Einstieg in den Massenmarkt vor und da geht es dann um die Golf-Klasse. 

Also müssen sich VW, BMW, Mercedes-Benz und Opel demnächst warm anziehen? 

Es wird auf jeden Fall extrem spannend. BMW* hat sich noch nicht mit letzter Konsequenz für den voll-elektrischen Antrieb entschieden und setzt stark auf Plug-Hybride. Ich denke, BMW muss da agiler werden. VW-Chef Herbert Diess baut den Konzern dagegen konsequent auf E-Autos um und ist extrem offen für das Thema. Beim Peugeot-Citroen-Konzern mit der Tochter Opel und bei Mercedes-Benz geht es ebenfalls mit großem Schwung in Richtung vollelektrisches Auto.

Wann werden die deutschen Autobauer in der Lage sein, preislich mitzuhalten? 

Aktuell liegt etwa der neue, voll-elektrische ID.3 von VW bei 35.000 Euro. Elon Musk ist sehr zuversichtlich, die Batterie-Kosten mittelfristig halbieren zu können. Das wird die Konkurrenz und Batteriezellen-Hersteller unter Druck setzen.

Aber der größte Vorteil von Tesla ist gar nicht so sehr der Technologie-Vorsprung, sondern das unfassbare Tempo. Wenn bei einem traditionellen Autobauer ein neues Auto geplant wird, muss es über Jahre eine komplexe Organisation durchlaufen und das kostet enorm Zeit. Angefangen von vielen Präsentationen und Strategiegesprächen im Vorstand, Prüfungen im Finanzbereich, Produktionsworkshops und Vorstandsterminen zu möglichen Produktionsstandorten und Zulieferangeboten. Innovationen verlieren damit erheblich an Zeit und Geschwindigkeit.

Manchmal gewinnt man den Eindruck, sie werden im Schneckentempo bewegt. Klassische Autobauer sind Tanker. Bei Tesla ist Elon Musk in vielen Details zu Hause. Da geht es Schlag auf Schlag. Tesla ist kein Tanker, sondern eine Art Schnellboot mit einer Organisation, die ausschließlich auf Elon Musk und damit hohes Innovationstempo zugeschnitten ist. Das ist der eigentliche Unterschied zu Tesla. Es ist ein anderes Unternehmen, so wie es Apple unter Steve Jobs war.

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