Irre: BMW verabschiedet Daimler-Chef Zetsche und lüftet Geheimnis

Daimler-Boss Dieter Zetsche übergibt den Konzern in die Hände seines Nachfolgers. Auch der Erzivale aus München bedankt sich bei dem Manager für die langjährige Rivalität - auf lustige Weise.
Berlin/München - In einem Video-Abschiedsgruß für Dieter Zetsche hat die Konkurrenz aus München den scheidenden Daimler-Chef augenzwinkernd zum heimlichen BMW-Fan gemacht. In dem bei Twitter verbreiteten Video sieht man einen falschen Zetsche samt Schnurrbart und Jeans, der sich an seinem letzten Tag in der Daimler-Zentrale von seinen Leuten verabschiedet, sich im Mercedes-Dienstwagen nach Hause fahren lässt - und dort dann erstmal einen Hybrid-Sportwagen vom Typ BMW i8 aus der Garage steuert. „Free at last“ („Endlich frei“) schreibt BMW* dazu und bedankt sich bei Zetsche für „so viele Jahre inspirierenden Wettbewerb“.
Mittlerweile hat sich die Daimler-Presseabteilung - ebenfalls auf Twitter - bei der Konkurrenz bedankt und erwiderte: "Wir glauben, unser Chef würde für seinen Ruhestand lieber auf ein echtes Pferd zurückgreifen." Der Hintergrund: Zetsche nahm in seiner Studienzeit als Dressurreiter an Turnieren teil.
Dieter Zetsche übergibt den Chefposten bei Daimler am Mittwoch mit dem Ende der Hauptversammlung des Konzerns nach mehr als 13 Jahren an seinen Nachfolger Ola Källenius. Dort muss der scheidende Konzernchef den Aktionären zum Abschied eine gemischte Bilanz vorlegen. "Daimler ist in den vergangenen Jahren deutlich vorangekommen - auch wenn wir mit den jüngsten Quartalsergebnissen und dem Aktienkurs nicht zufrieden sind", sagte Dieter Zetsche in Berlin.
2018 war der Konzerngewinn von 10,6 Milliarden auf 7,6 Milliarden Euro zurückgegangen und auch im ersten Quartal 2019 war der Gewinn mit 2,1 Milliarden Euro rückläufig. Der Aktienkurs sank seit Jahresbeginn 2018 von rund 75 Euro auf aktuell etwa 52 Euro. Doch Zetsche hat seine Ziele laut eigenen Angaben erreicht: "Mit Mercedes-Benz wollten wir bis 2020 das Premiumsegment anführen." Doch schon seit 2016 sei Mercedes wieder die Nummer eins vor BMW und Audi. Auch im Nutzfahrzeugbereich habe Mercedes die Führungsposition weiter ausbauen können.
Zetsche: „Neue, zusätzliche Technologien im Auto haben ihren Preis“
Nun stehe Daimler vor dem größten Wandel in der rund 130-jährigen Unternehmensgeschichte. Durch die Aufspaltung in drei Aktiengesellschaften stelle sich der Konzern "flexibler und fokussierter" auf. Zudem will Daimler nachhaltiger werden. Bis 2039 sollen Rohstoffe und Lieferkette, die Produktion der Fahrzeuge bis hin zur Nutzungsphase und Recyclingkonzepte klimaneutral gestaltet werden. "Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht derzeit aber vor allem das emissionsarme Auto", sagte Zetsche.
Er warnte allerdings auch: "Die neuen, zusätzlichen Technologien im Auto haben ihren Preis." Mobilität werde künftig teurer. "Unsere Aufgabe als Unternehmen ist, den Anstieg für die Kunden zu begrenzen." Deshalb müsse der Konzern wie die Konkurrenz von Volkswagen sparen. "Alles steht auf dem Prüfstand: fixe und variable Kosten, Sach- und Personalkosten, Investitionsvorhaben, die Wertschöpfungstiefe und die Produktpalette", sagte Zetsche. Genaue Pläne kündigte er aber nicht an.
Diese Aufgabe wird seinem Nachfolger Ola Källenius zukommen, der mit dem Ende der Hauptversammlung vom Entwicklungschef zum Vorstandsvorsitzenden aufsteigen wird. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Ola der Richtige ist, um unser Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen", sagte Zetsche.
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dpa/AFP/PF
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