Brexit: Container-Stau - Jetzt machen auch die britischen Häfen schlapp - Reederei zieht die Notbremse
Die Situation in Großbritannien spitzt sich weiter zu. Wegen des Mangels an Lkw-Fahrern geraten Containerhäfen unter Druck. Die weltgrößte Reederei zieht jetzt Konsequenzen.
London / München - Im Einzelhandel trübt sich das Umfeld ausgerechnet zum wichtigen Weihnachtsgeschäft ein. Ob die Geschenke alle rechtzeitig an die Endkunden geliefert werden können? Besonders in Großbritannien scheint sich die Lage kurz vor Weihnachten noch einmal zu verschärfen. Die britischen Häfen klagen über einen Rückstau. Containerschiffe würden umgeleitet oder müssten tagelang auf See auf die Einfahrt warten. Das berichteten britische Medien. Betroffen ist auch Felixstowe, der wichtigste Containerhafen des Landes.
Wegen fehlenden Lkw-Fahrern: Jetzt machen auch die britischen Häfen schlapp
Wie die Financial Times berichtet, steuert die weltgrößte Reederei Maersk den Containerhafen Felixstowe nicht mehr an. Dort werden normalerweise mehr als ein Drittel der Containerschiffsladungen für Großbritannien gelöscht. Gegenüber der britischen Zeitung sagte Maersk-Managaer Lars Mikael Jensen: „Wir mussten die Operationen stoppen, weil es keinen Platz mehr gab, um die Fracht zu entladen. Felixstowe gehört zu den zwei oder drei am schlimmsten betroffenen Terminals weltweit.“ Andere Häfen kämpfen mit ähnlichen Problemen. So stauten sich die Containerschiffe etwa auch in Hamburg, Rotterdam und China.

Angaben des Hafens Felixstowe zufolge benötigt es bis zu zehn Tagen, bis Container gelöscht und deren Ladungen auf Lastern weitertransportiert werden können. Dass etliche Container auf ihre Abholung warten, liegt in Großbritannien auch an dem eklatanten Mangel an Lastwagenfahrern. Fehlende Lkw-Fahrer sind dort allerdings nicht erst seit gestern ein Problem. Hinzu kommt nun die übliche Zunahme durch das anlaufende Weihnachtsgeschäft, wie der Verband British Ports Association kürzlich mitteilte.
„London hat den Brexit gewollt, nun bekommen sie ihn“
Eine zeitnahe Lösung scheint allerdings nicht in Sicht zu sein. Zuletzt stießen Visa-Pläne für bis zu 5000 ausländische Lastwagenfahrer zur Bewältigung von Lieferengpässen auf große Skepsis. „Kein Mensch wird das annehmen“, sagte Dirk Engelhardt der Deutschen Presse-Agentur in London. Er ist der Chef des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL). Er wisse von niemandem, der sich beworben hatte. Vielmehr seien osteuropäische Fachkräfte verärgert über das Vorgehen der britischen Regierung.
„London hat den Brexit gewollt, nun bekommen sie ihn“, so Engelhardt hinsichtlich der neuen, strengen Einwanderungsregeln. Seit dem 1. Januar benötigen EU-Bürger teure Visa, möchten sie in Großbritannien arbeiten. Zwar hatte die britische Regierung um Boris Johnson kürzlich mitgeteilt, dass 127 Visa an Fahrer von Tanklastern vergeben worden seien. Ob das die Lieferengpässe nachhaltig beeinflussen kann, bleibt aber wohl fraglich. Die Regierung zeigte sich indes am Mittwoch zuversichtlich. „Die Situation verbessert sich“, sagte Oliver Dowden, Generalsekretär der regierenden Konservativen Partei dem TV-Sender Sky News. „Ich bin zuversichtlich, dass die Leute ihre Spielsachen zu Weihnachten bekommen werden.“
Doch nicht nur in Großbritannien bangt der ein oder andere um eine rechtzeitige Lieferung der Geschenke. Auch Deutschland könnte die weltweiten Lieferengpässe zu spüren bekommen. Das ifo Institut* warnte bereits. (mbr/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA