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Chinesischer Angstgegner für BMW und VW: E-Autobauer BYD baut gewaltige Fabriken

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Von: Markus Hofstetter

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BYD baut in China innerhalb kürzester Zeit gewaltige Produktionskapazitäten auf. Damit könnte der chinesische E-Autohersteller schon bald Toyota überholen - und VW.

Shenzhen - Der viele Jahre erfolgsverwöhnten deutschen Autohersteller haben in China einen schweren Stand. Ein Grund ist der Boom im Markt für Elektroautos, der weitgehend an ihnen vorbeigeht. Zwar verkauften VW, BMW, Audi, Mercedes oder Porsche nach Angaben des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) im vergangenen Jahr rund 4,4 Millionen Autos in China, was einem Marktanteil von 19,1 Prozent entspricht. Doch im rasant wachsenden Geschäft mit Elektroautos, von denen insgesamt 5,7 Millionen verkauft wurden, lag der Marktanteil nur bei mageren fünf Prozent.

Chinesische E-Autohersteller expandieren ins Ausland: Exporte haben sich verdreifacht

Gewinner sind chinesische Hersteller wie BYD, Nio, GAC Aion, Xpeng oder Li Auto, sie rollen mit ihren Elektro-Modellen den Heimatmarkt auf. Die ausländischen Anbieter sind unter anderem auch ins Hintertreffen geraten, weil sie den Geschmack der chinesischen Verbraucher nicht treffen. So dürfte ein Teil der Probleme von VW in seinem wichtigsten Markt mangelnde Entertainment-Funktionen und Vernetzungsangebote im Auto sein. Der Wolfsburger Konzern hat darauf reagiert, indem er die Führung der Softwaresparte Cariad ausgetauscht hat und die Entwicklung in China stärkt.

Alleine der Siegeszug der einheimischen Anbieter sorgt bei den ausländischen Wettbewerber für wachsende Nervosität. Immer steht der chinesische Markt bisher für satte Umsätze und Gewinne. Noch gefährlicher ist aber, dass die chinesischen Hersteller mit Verve auch noch in andere Länder expandieren. Laut dem chinesischen Automobilverband CAAM haben sich die chinesischen Autoexporte seit 2020 auf rund 2,5 Millionen Fahrzeuge jährlich verdreifacht. Das ist nur ein bisschen weniger als Deutschland, laut dem deutschen Verband der Automobilindustrie (VDA) wurden aus der Bundesrepublik im vergangenen Jahr 2,61 Millionen Fahrzeuge exportiert. 

In Europa ist der Anteil von BYD & Co noch klein, doch er wächst. Einer Studie der Allianz Trade zufolge könnte die Konkurrenz aus China die europäischen Hersteller von 24 Milliarden Euro kosten, wenn diese ihren Marktanteil in Europa bis 2030 auf zehn Prozent erhöhen.

BYD-Produktion von Elektroautos in Shenzhen, China
BYD-Produktion von Elektroautos im Werk in Shenzhen, China © BYD/Image

Chinesische E-Auto-Hersteller BYD: Könnte schon bald Toyota und VW überholen

Dass diese Zahl möglicherweise noch zu tief gegriffen ist, zeigt ein Blick auf BYD. Laut deren deutscher LinkedIn-Seite hat der chinesische Hersteller bis Ende 2022 insgesamt über 3,3 Millionen Fahrzeuge mit alternativen Antrieben verkauft. Zudem rühmt es sich, der einzige Hersteller zu sein, der seine Batterie-Technologie selbst entwickelt und produziert.

Doch das ist nur die Spitze eines gewaltigen Eisbergs. Allein in diesem Jahr will BYD drei Millionen Autos verkaufen, und es werden schnell mehr. Denn nach Angaben der WirtschaftsWoche baut der Hersteller in China gewaltige Produktionskapazitäten auf, und das innerhalb kürzester Zeit. Grundlage für den Bericht ist eine Satellitenbildanalyse, die den Baufortschritt bei neuen Werken zeigt. Demnach könnte BYD schon bald mehr Fahrzeuge produzieren als Toyota oder VW. Autos produzierte BYD davor an fünf Standorten in Shenzhen, in Xian, in Changsha und in Changzhou. 

Chinesische E-Auto-Hersteller BYD: Große Produktionskapazitäten werden innerhalb kürzester Zeit aufgebaut

So soll eine neue, gewaltige BYD-Fabrik in Hefei in der Provinz Anhui bald schon 1,32 Millionen Pkw jährlich produzieren können. Zum Vergleich: Im VW-Stammwerk in Wolfsburg können maximal rund 800.000 Fahrzeuge im Jahr vom Band rollen. Zudem hat BYD eine Vielzahl von Wohnheimen für die Arbeiter bei der Fabrik bauen lassen. Anlass zum Nachdenken gibt auch die Geschwindigkeit, mit der gebaut wird. So soll in Hefei vom ersten Spatenstich bis zur ersten Pkw-Auslieferung nur rund zehn Monate vergangen sein.

Das ist bei Weitem nicht alles. Das neue Werk in Zhengzhou in der Provinz Henan soll derzeit eine Kapazität von 500.000 Fahrzeugen haben. Neben dem Autowerk gibt es hier drei gewaltige Batteriefabriken. In den kommenden Jahren soll die Kapazität auf über eine Million Einheiten erweitert werden.

Chinesische E-Auto-Hersteller BYD: Neue Produktionskapazitäten werden für Heimatmarkt gebraucht

In Jinan in der Provinz Shandong baut BYD an einer Autofabrik und mehreren Batteriefabriken. Der Fahrzeugproduktion soll bereits angelaufen sein und sich schon bald auf 300.000 Autos jährlich belaufen. Ein weiteres Werk mit einer anfänglichen Kapazität von 200.000 Autos jährlich wird südlich der Stadt Fuzhou in der Provinz Fujian gebaut.

Laut WirtschaftsWoche sollen die neuen BYD-Werke vor allem den Heimatmarkt bedienen. Um den europäischen Markt aufzurollen, müsste das Unternehmen auf dem Alten Kontinent eine Produktion aufbauen, da Importe aus China zu teuer sind. Doch das scheint im Bereich des Möglichen zu liegen. „BYD hat das Ziel, ein großer Player in Deutschland im Bereich Elektroautos zu werden. So wie BYD auch in China ein großer Player ist“, sagte Lars Pauly, BYD-Vertriebschef in Deutschland, in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin.

Derweil baut VW seine Kernmarke um - offenbar inklusive Stellenabbau und Modelloffensive.

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