Chefvolkswirt Walter: Steuern auf Banker-Boni "unvernünftig"

Frankfurt/Main - Sondersteuern auf Bonuszahlungen in der Finanzbranche sind aus Sicht von Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank, keine sinnvolle Option.
“Strafsteuern auf Banker-Boni sind ordnungspolitisch unvernünftig, auch wenn ich die Diskussion angesichts der finanziellen Folgen der Finanzkrise verstehen kann“, sagte Walter der Deutschen Presse-Agentur dpa. Gleichwohl sprach er sich für weitgehende Änderungen bei der Ausgestaltung sogenannter Banker-Boni aus.
“Für sinnvoll halte ich etwa eine verzögerte Auszahlung der Boni“, sagte Walter. Zudem sollte der Bezugszeitraum, an dem sich die Bonuszahlungen orientierten, verlängert werden. Hierdurch sollen Entscheidungen, die sich nur am kurzfristigen Erfolg orientieren, verhindert werden. Grundsätzlich spricht sich Walter aber dafür aus, derartige Modifizierungen den Kreditinstituten zu überlassen. Erst wenn es die Banken nicht hinbekommen, sollte der Staat regulierend eingreifen.
Krise: Diese Banken hat es am meisten getroffen
Unter scharfer Kritik der Finanzbranche hatte kürzlich Großbritannien als erstes Land eine Sondersteuer auf Banker-Boni eingeführt. Demnach werden Bonuszahlungen über 25 000 Pfund (knapp 28 000 Euro) mit einer einmaligen Steuer von 50 Prozent belegt. Zusammen mit Frankreich hat sich Großbritannien unlängst sogar für eine weltweite Boni-Steuer ausgesprochen. In Deutschland hat inzwischen eine Gruppe von Instituten - darunter auch die Deutsche Bank - eine Selbstverpflichtung gegen exzessive Bonuszahlungen vereinbart.
dpa