Mögliche Auslöser dafür gibt es viele. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine stellt auch das Verhältnis Chinas mit dem Westen auf die Probe. Russland und China sind schließlich strategische Partner und die Staatschefs dicke Freunde. China hat zudem eigene Machtgelüste, etwa was Taiwan betrifft. Immer wieder warnen Beobachter, dass Peking seinen Nachbarn überfallen könnte, was international schwere Folgen haben würde. Und auch die Menschenrechtsfrage wird mit den jüngst öffentlich gewordenen Dokumenten über Internierungslager für Uiguren wieder stärker debattiert.
Abseits dieser Szenarien ist es bisher die Corona-Pandemie, die der Wirtschaft ihr China-Risiko aufzeigt. Peking fährt eine drakonische Null-Covid-Strategie, seit Wochen ist wegen Corona-Ausbrüchen der Hafen in Shanghai dicht – der größte der Welt. Laut Schätzungen sollen hier bis zu 20 Prozent der globalen Containerflotten im Stau stehen. Das löst im Handel riesige Verzögerungen aus, weltweit kommt die Logistik komplett aus dem Tritt.
Die Folge: Vorprodukte wie Mikrochips oder Maschinenteile sowie Rohstoffe stecken irgendwo fest und fehlen hier. Das spürt auch die bayerische Wirtschaft. Bayern und Baden-Württemberg sind die größten Autoländer im Bund und haben auch die meisten wirtschaftlichen Verflechtungen mit China. Bayerische Firmen kaufen vor allem Maschinen, Elektrogeräte und Metalle von dort und verkaufen Maschinen, Autos, Medizintechnik und chemische Erzeugnisse. Laut Statistischem Landesamt haben sich die Exporte aus Bayern nach China seit der Jahrtausendwende auf über 24 Milliarden Euro verachtfacht, die Importe stiegen in ähnlichem Maße auf rund 16 Milliarden Euro.
Die fehlenden Teile aus China verschärfen die durch den Ukraine-Krieg ohnehin angespannte Situation in bayerischen Fabriken. In Bayerns Metall- und Elektroindustrie soll laut einer aktuellen Erhebung bereits in neun von zehn Unternehmen die Produktion gestört sein. Und bei den Autobauern gingen die Verkäufe in China im ersten Quartal stark zurück. Bei BMW lag das Minus bei neun Prozent, bei der VW-Group, zu der auch Audi gehört, waren es sogar 24 Prozent. Bleibt das so, wird das früher oder später auch die bisher noch hohen Gewinne ausbremsen.
Sowohl bei den Lieferketten als auch bei den Absatzmärkten könnte also mehr Diversifizierung angebracht sein. Die sei schon „in vollem Gange“, sagt Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbands Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen. Alternative Märkte ließen sich langfristig etwa in Nord- und Südamerika, aber auch in Indien oder Afrika aufbauen. Je nach Branche brauche das aber viel Zeit und verursache hohe Kosten. (Mit Material von dpa)