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Nächste Milliardenhilfe für TUI: Tiefrote Zahlen erwartet - Gewerkschaften kritisieren die Konzernführung

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Von: Christoph Stadtler

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Der größte Reisekonzern der Welt erhält weitere staatliche Hilfen als Reaktion auf die Umsatzeinbußen durch Corona. Kritik gibt es aber von Gewerkschaften an der Konzernführung.

Update vom 13. August, 8.07 Uhr: Der Reisekonzern Tui erlebt in der Coronavirus-Krise die wohl schwierigste Phase in der bisherigen Konzerngeschichte. Am heutigen Donnerstag zieht Tui eine erste Zwischenbilanz der vergangenen Monate. Das Unternehmen legt in Hannover seine Zahlen zum 3. Geschäftsquartal (April bis Juni) vor, in das der so gut wie vollständige Einbruch des internationalen Tourismus während des Beginns der Viruskrise fiel. Beim Ergebnis werden tiefrote Zahlen erwartet - so wie auch bei vielen anderen Unternehmen aus der Reisebranche.

Seit Mitte Juni läuft der Betrieb beim weltgrößten Reisekonzern zwar trotz Corona wieder schrittweise an. Vorstandschef Fritz Joussen dürfte aber kaum Umsatz ausweisen, weil die Aktivitäten in fast allen Ländern wochenlang ruhten.

Im ersten Geschäftshalbjahr 2019/2020 (bis März) hatte die Tui-Gruppe unterm Strich schon einen im Vorjahresvergleich deutlich höheren Verlust von 892,2 Millionen Euro verbucht. Im Winter ist das Geschäft der Reiseanbieter allerdings auch traditionell schwach, sie verdienen ihr Geld in regulären Jahren vor allem im Sommer.

Nächste Milliardenhilfe für TUI - Gewerkschaften kritisieren die Konzernführung

Erstmeldung vom 12. August 2020:

Hannover - Frisches Geld für den größten Reisekonzern der Welt. Es ist kein Geheimnis, dass vor allem die Reisebranche extrem unter der Corona*-Pandemie leidet. In diesen unsicheren Zeiten verzichten die Menschen auf ihre Urlaubsreisen ins Ausland und bleiben stattdessen in heimischen Gefilden. Die Leidtragenden: Die Reisekonzerne.

Lufthansa hat bereits Hilfe vom Staat bekommen und auch TUI - seines Zeichens größter Reisekonzern der Welt - hat bereits finanzielle Unterstützung erhalten. Diese wird nun noch einmal ausgeweitet. Wie der Reiseveranstalter selbst mitteilt, erhält der Corona*-gebeutelte Konzern weitere 1,05 Milliarden Euro. Das Unternehmen hatte zuvor bereits ein erstes Hilfsdarlehen über 1,8 Milliarden Euro von der Förderbank KfW zugesprochen bekommen - als eines der ersten deutschen Großunternehmen. Weitere 150 Millionen Euro soll TUI über die Konstruktion einer Wandelanleihe erhalten. Dadurch könnte der Bund mit bis zu neun Prozent beim Reisekonzern als Eigentümer einsteigen.

TUI erhält weitere Milliardenhohe Staatshilfe - Gewerkschaften kritisieren Konzernführung

TUI-Vorstandsvorsitzender Fritz Joussen nahm die neuerliche Hilfe positiv auf: „Das zusätzliche Stabilisierungspaket erlaubt uns, den Fokus auf das operative Geschäft zu legen und gleichzeitig die Neuausrichtung des Konzerns voranzutreiben. Den Wandel zu einem digitalen Plattformunternehmen. Dieser Wandel wird jetzt deutlich beschleunigt. Unser integriertes Geschäftsmodell ist intakt.“ Eine Bestätigung für die zweite Staatshilfe gab es auch aus dem Wirtschaftsministerium. Man wolle den Beschäftigten eine Perspektive geben, heißt es aus Berlin.

Als Reaktion auf die Umsatzeinbußen durch die Ausbreitung des Corona-Virus* hatte TUI angekündigt, bis zu 8.000 Arbeitsplätze zu streichen. Diese Maßnahmen sollten aber vor allem im Ausland durchgeführt werden. Zudem sollte die konzerneigene Fluggesellschaft Tuifly um über die Hälfte verkleinert werden. Durch diesen Schritt könnten jedoch bis zu 900 Mitarbeiter ihren Job verlieren. Kritik gibt es daher von Gewerkschaften, die der Konzernführung Missmanagement vorwerfen. In der Vergangenheit seien zu wenig Rücklagen gebildet worden, stattdessen habe das Unternehmen hohe Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet.

TUI mit weiterer Milliarde vom Staat - Reisekonzern kassiert jetzt 2,4 Milliarden Euro Hilfe

Zuletzt war die Hoffnung groß, dass sich die Situation durch die schrittweise Öffnung wichtiger Reisemärkte wie die Türkei bessert. Aber auch in der Kreuzfahrtschiff-Sparte gab es für TUI einen Rückschlag zu verkraften. Nachdem die Kreuzfahrt-Saison Anfang August endlich beginnen sollte, musste der Konzern wenig später bereits wieder die ersten Reisen absagen.

Auch Konkurrent Lufthansa leidet weiter unter der Corona-Krise. Zudem gab es Tadel von oberster Stelle. Bundeskanzlerin Angela Merkel* (CDU*) sah sich genötigt, die Fluggesellschaft wegen der zögerlichen Erstattung von coronabedingt* ausgefallenen Flügen scharf zu kritisieren. *Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks

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