Vor allem der durch den Ukraine-Krieg verursachte hohe Zuzug von Menschen belastete der Studie zufolge im vergangenen Jahr den bereits zuvor schon angespannten Wohnungsmarkt. Für 2022 ergebe die Bilanz der Zu- und Abwanderung ein Plus von rund 1,5 Millionen Menschen. „Wir haben damit eine absolute Rekord-Zuwanderung - mehr als im bisherigen Rekord-Flüchtlingsjahr 2015“, erklärte Pestel-Chef Günther.
Die IG BAU sieht einen Widerspruch zwischen den Problemen auf dem Wohnungsmarkt und dem Vorhaben der Bundesregierung, die Zahl der aus dem Ausland zuwandernden Fachkräfte deutlich zu steigern. „Wohnen und Arbeiten - das gehört zusammen. Keiner wird kommen, wenn er hier nicht oder nur zu horrend hohen Mieten wohnen kann“, sagte Vize-Gewerkschaftschef Harald Schaum den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Der Leiter des Arge-Instituts, Dietmar Walberg, verwies zudem auf die gestiegenen Baukosten: Der Neubau einer Mietwohnung koste inklusive Grundstück mittlerweile fast 4900 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, erklärte er. „Damit haben wir uns deutlich aus dem Bereich geschossen, der den freifinanzierten Neubau überhaupt noch möglich macht.“ Der daraus folgende Einbruch der Bautätigkeit trage maßgeblich zu den Problemen bei.
Das Verbändebündnis fordert nun massive staatliche Investitionen in den sozialen Wohnungsbau, zumal sich die Bundesregierung das Ziel von 400.000 neuen Sozialwohnungen innerhalb der Legislaturperiode gesteckt habe. 2022 sei in dieser Hinsicht mit nur rund 20.000 neuen Sozialwohnungen ein verlorenes Jahr gewesen. Für 380.000 weitere Wohnungen brauche es ein Sondervermögen von 50 Milliarden Euro.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW, der nicht Teil des Bündnisses Soziales Wohnen ist, schloss sich den Forderungen an. GdW-Chef Axel Gedaschko kritisierte zudem derzeit „desaströse Förderbedingungen“ und verschärfte Anforderungen für den Wohnungsbau. Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr ihre Bauförderprogramme verstärkt auf Sanierungen und Renovierungen ausgerichtet.
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) begrüßte diesen Ansatz hingegen explizit. „Umbau, Umnutzung und Reaktivierung von Gebäudebeständen“ müssten gerade in Zeiten von Ressourcenknappheit an erster Stelle stehen. „Der Wohnungs- und Bauwirtschaft ist leider jeder Anlass recht, um gegen klimapolitische Vorgaben im Wohnungsbau zu wettern“, erklärte DUH-Geschäftsführerin Barbara Metz.
Einer Untersuchung des Eigentümerverbandes Haus & Grund zufolge sind die Mieten in Deutschland in den vergangenen Jahren im Verhältnis zum Einkommensniveau nicht gestiegen. Die Probleme resultierten „allein aus einem Mangel an Wohnungen und den hohen Kosten energetischer Sanierungen“. Die Regierung müsse alles dafür tun, damit schnell ausreichend neue Wohnungen gebaut und bestehende günstiger saniert werden könnten. pe/hcy