Energiekrise und Inflation sorgen für Krisenstimmung bei Unternehmen: „Das Schlimmste kommt erst noch“

In der deutschen Wirtschaft trübt sich angesichts der hohen Energiepreise und der stark steigenden Preise die Stimmung deutlich ein.
Berlin - Die deutsche Wirtschaft stellt sich auf einen harten Winter und ein schwieriges Jahr 2023 ein. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) hervor. Danach drückten die Energiepreiskrise, die hohe Inflation und die trübe Weltkonjunktur auf die Stimmung in den Betrieben. „Die Unternehmen befürchten, dass das Schlimmste noch kommt“, erklärte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben am Mittwoch in Berlin.
Zwar sei das Bild der derzeitigen Lage bei den insgesamt gut 24.000 befragten Unternehmen noch relativ gut. Aber jede zweite Firma gehe davon aus, dass sich die eigenen Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern werden. Nur noch acht Prozent rechnen mit einer Besserung.
DIHK-Chef: „Schlechtester Wert seit Beginn der Erhebungen“
„Das ist der schlechteste Wert, den wir jemals seit Beginn der Erhebung im Jahr 1985 gemessen haben“, so Wansleben. „Selbst in den Zeiten von Corona und der Finanzmarktkrise lag der Anteil der Optimisten bei mehr als zehn Prozent.“ Der deutschen Wirtschaft stehe nicht nur ein harter Winter bevor, sondern auch ein schwieriges Jahr. 2023.
82 Prozent aller Betriebe stufen laut Umfrage die Energie- und Rohstoffpreise als Geschäftsrisiko ein - laut DIHK ein Rekordwert. Maßnahmen wie die von der Bundesregierung angekündigte Gaspreisbremse könnten zwar den Preisdruck verringern, sagte Ilja Nothnagel, Mitglied der DIHK-Hauptgeschäftsführung. Die Energiepreise blieben aber höher als vor der Krise. Er sprach von einer enormen Verunsicherung unter den Firmen.
Finanzlage trübt sich bei vielen Unternehmen ein
Laut Umfrage melden immer mehr Betriebe eine schwierige Finanzlage. 41 Prozent der Firmen bezeichnen ihre Finanzierungssituation als problematisch. Im Frühsommer waren es 35 Prozent, vor einem Jahr noch 31 Prozent. Je kleiner das Unternehmen, desto kritischer sei die Finanzlage. Finanzpolster seien aufgezehrt. Der DIHK sprach von besorgniserregenden Zahlen. Es gehe um Existenz und Substanz der deutschen Wirtschaft. „Wir rutschen in eine Krise“, sagte Nothnagel. Dies könne zur Folge haben, dass die Zahl der Insolvenzen ansteige.
Folge der hohen Energiepreise könnten auch Produktionsverlagerungen ins Ausland sein. Man höre von Firmen, dass sie Standorte wie die USA in den Blick nehmen, so Nothnagel. Auch der ifo-Geschäftsklimaindex brach zuletzt stark ein.
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Unter dem Eindruck der düsteren Aussichten erwartet der DIHK im kommenden Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland von rund drei Prozent - und ist damit deutlich pessimistischer als die Bundesregierung. Diese rechnet in ihrer Herbstprojektion damit, dass die Wirtschaft um 0,4 Prozent schrumpft.
Energiepreise machen Industrie-Unternehmen besonders zu schaffen
Vor allem die Industrie sei von den dramatisch gestiegenen Energiepreisen und der Unsicherheit bei der Energieversorgung betroffen, so der DIHK. Besonders die energieintensiven Hersteller von Vorleistungsgütern schränkten ihre Produktion ein. In der Chemischen Industrie sehe sich mehr als jeder vierte Betrieb zu Drosselungen gezwungen, in der Gummi- und Kunststoffindustrie sei es mehr als jeder fünfte. (dpa/utz)