Donald Trump: US-Wirtschaft kündigt scheidendem Präsidenten Gefolgschaft - Sturm auf Kapitol als „Game Changer“
Der Sturm aufs Kapitol hat weltweit für Entsetzen gesorgt. Auch in der eigenen Partei ist die Unruhe über das Vermächtnis von Donald Trump groß. Nun geht auch die US-Wirtschaft auf Distanz.
- Der scheidende US-Präsident Donald Trump hat sich bis zuletzt geweigert, das Wahlergebnis anzuerkennen.
- Kurz nach seiner Rede stürmten wild gewordene Anhänger das Kapitol.
- Das könnte sich nun nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich rächen.
Washington – Der Übergang ins Privatleben dürfte für den scheidenden US-Präsidenten Donald Trump* auch geschäftlich zur Herausforderung werden. Denn nach dem gewaltsamen Sturm auf das Kapitol wenden sich nun auch Unternehmen und Banken von dem umstrittenen Politiker ab. Dessen Name ist Experten zufolge in der Geschäftswelt zum Tabu geworden. Sein Nachfolger Joe Biden will das völlig zerstrittene Land bereits unmittelbar nach seiner Amtseinführung neu ausrichten.
Erst vor wenigen Tagen hatte etwa die Financial Times gemeldet, die Deutsche Bank wolle keine Geschäfte mehr mit dem Immobilien-Unternehmer machen. Auch das US-Kreditinstitut Signature Bank schloss als Reaktion auf den Sturm aufs Capital alle persönlichen Konten Trumps. Und der Golfer-Verband PGA of America strich kurzerhand Pläne, die Golf-Meisterschaft 2022 auf Trumps Golfplatz in New Jersey durchzuziehen. Es sei klargeworden, „dass die Durchführung der PGA-Meisterschaft Bedminster der Marke PGA of America schadet“, hatte Verbandspräsident Jim Richerson die Entscheidung erklärt.
Trumps Name sei zur „Bürde“ für sein Firmen-Imperium geworden, sagt der Trump-Biograph Michael D‘Antonio. Der brutale Angriff auf das Kapitol sei ein „Game-Changer“ auch für die Marke Trump gewesen. „Er ist der am schwersten in Ungnade gefallene Präsident der Geschichte“. Trumps Name sei zum Synonym für den „Mob“ geworden, der das US-Kapitol attackiert habe.
Donald Trump: Das Image von Erfolg und Reichtum ist im Eimer
Auch der Marketing-Professor Tim Calkins von der Northwestern University geht davon aus, dass die Marke Trump wegen der chaotischen Präsidentschaft ihres Namensgebers nachhaltigen Schaden nehmen wird. „Vor seiner Amtszeit stand Trump für Reichtum, Erfolg und übertriebenen Luxus“, sagt Calkins. Nun wecke sie „Assoziationen mit regierungsfeindlichen Einstellungen, Rassismus und Extremismus“ und sei gewissermaßen „vergiftet“.
Schon Trumps Amtsantritt hatte sich mancherorts auf die Anziehungskraft seiner Hotels ausgewirkt. So hatte die inzwischen von seinen Söhnen Don Jr. und Eric geführte Trump Organization ein Luxushotel-Projekt im New Yorker Stadtteil Soho aufgegeben. Im liberalen New York ist der Republikaner extrem unbeliebt. Laut der Washington Post war zuletzt - auch bedingt durch die Corona-Pandemie - die Auslastung in den Trump-Hotels in Washington und Chicago äußerst gering.
Donald Trump: Wie vermögend ist der scheidende US-Präsident wirklich?
Berichte, wonach er in finanziellen Schwierigkeiten stecke, weist Trump regelmäßig zurück. Zu seinen Schulden bei der Deutschen Bank sagte er Mitte Oktober, die 400 Millionen Dollar seien lediglich „ein winziger Prozentsatz meines Nettovermögens“. Sein Vermögen wurde vom Magazin Forbes zuletzt auf rund 2,5 Milliarden Dollar geschätzt - gegenüber 3,7 Milliarden Ende 2016 vor seinem Einzug ins Weiße Haus.
Noah Bookbinder, Direktor der NGO Citizens for Responsibility and Ethics in Washington (CREW), weist darauf hin, dass in den vergangenen vier Jahren zuverlässig Steuergelder direkt in Trumps Hotels und Golfplätze flossen - weil Trump sich dort sehr häufig samt Regierungspersonal, Familienangehörigen und den Bewachern vom Secret Service aufhielt.
Donald Trump: Millionen-schwerer Interessenkonflikt
Im September bezifferte CREW die Einnahmen der Trump-Liegenschaften durch Besuche des Präsidenten auf mehr als 100 Millionen Dollar. Die Organisation führte insgesamt rund 3400 Fälle von Interessenskonflikten auf, wenn etwa ausländische Regierungsdelegationen oder Lobbyisten in Trump-Hotels übernachteten.
Trump habe seine Präsidentschaft dazu genutzt, für seine Marke zu werben - und seine für die Geschäfte verantwortlichen Söhne hätten politisch Stimmung für Trump gemacht. Die Folge sei, dass die Marke Trump es künftig schwerer haben werde, Kunden anzusprechen, die nicht zu Trumps politischer Basis gehörten. Trump könne sich dafür nun auf einen „kleineren, aber extrem ergebenen“ Kreis an Verehrern stützen.
Aber der Ex-Präsident und einstige TV-Entertainer könnte sich nach Ansicht von D‘Antonio neu erfinden: Trump werde möglicherweise ein eigenes TV-Netzwerk aufbauen, das im sehr konservativen Milieu verankert wäre. Trump würde dann als eine Art „politischer evangelikaler“ Prediger seine Anhängerschaft weiter um sich scharen. *Merkur.de ist Teil des Ippen Digital Netzwerks