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Mann kauft Rechner auf eBay - und findet brisante Behörden-Daten

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Von: Lisa Mayerhofer

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Rechner mit dem eBay-Logo.
eBay ist eine beliebte Fundgrube unter anderem für gebrauchte Computer. © Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa-tmn

eBay ist eine beliebte Fundgrube, unter anderem auch für gebrauchte Computer. Jetzt kaufte ein Mann gebrauchte Rechner, einen davon mit streng vertrauliche Daten.

Lübeck - Auf eBay kann man alles Mögliche erstehen - darunter offenbar auch Daten deutscher Behörden. Diese Erfahrung machte zumindest ein Mann, der für sein Unternehmen 13 Rechner auf eBay erworben hatte*. Einer davon war noch mit einer Festplatte bestückt samt vertraulicher Daten.

Fundstück auf eBay: 33.400 E-Mails mit hochbrisanten Inhalten

Bei einem Testlauf der Festplatte startete Windows 7 mit dem Desktophintergrund der Hansestadt Lübeck. Der Mann wollte mit den möglicherweise sensiblen Daten nicht in Berührung kommen und meldete diesen Fund c’t, einem Magazin für Computertechnik. Er schickte dem Magazin auch die Festplatte zu. Darauf fand die Redaktion tatsächlich Daten des Ausländeramts der Hansestadt Lübeck.

Laut Redaktion enthielt die Festplatte Daten aus der Zeit vom 20. Januar 2016 bis zum 29. Juni 2021. So konnten „ohne große Mühe“ 18 Mitarbeiter identifiziert werden. In dem Download-Verzeichnis eines Users fanden sie 48 komplette Akten, etwa zu Visa-Anträgen. Dabei enthält laut Redaktion jede Akte Personendaten aller an dem Visa-Antrag Beteiligten, darunter auch die Vermögensnachweise deutscher Bürger.

Darüber hinaus fanden sich etwa 33.400 E-Mails „mit hochbrisanten Inhalten“: Diese enthielten Daten zu Asyl- und Ausweisungsverfahren - und damit Angaben etwa zur Religion, sexuellen Orientierung oder Herkunft einer Person. Laut Datenschutzgrundverordnung sind genau solche Daten aber besonders schützenswert und sollen nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Oder eben auf eBay gekauft werden können.

Daten von Audi, Klarna und weiteren Behörden auf eBay

Nur hat die Stadt wohl bei der Ausmusterung alter PCs bei einem Computer vergessen, die Festplatte auszubauen. Aber auch bei der Verschlüsselung der Daten wurde offenbar geschlampt. Die Datenschutzbehörde aus Schleswig-Holstein kündigte an, die Angelegenheit zu untersuchen.

Doch nicht nur Datensätze der Ausländerbehörde von Lübeck gelangen auf eBay: Der Bayerische Rundfunk berichtet von über zwei Dutzend Festplatten, die bei eBay im Angebot waren - und ihnen zugespielt wurden. Sie finden Daten von Audi, einer Tochter des Zahlungsanbieters Klarna sowie Daten aus dem Einwohnermeldeamt Neunkirchen-Seelscheid - samt 2000 Passfotos mit Unterschriften. Für Betrüger* wäre das eine wahre Fundgrube.

*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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