Bye, bye EC-Karte: Sparkassen und Deutsche Bank wollen neues Zahlungssystem
Die Sparkassen und die Deutsche Bank wollen ein neues Zahlungssystem auf den Weg bringen und sich von Zahlungsdienstleistern aus den USA unabhängig machen. Doch noch stehen sie am Anfang.
Frankfurt – Visa, Mastercard, Paypal: Alle großen Zahlungsdienstleister kommen aus den USA. Banken weltweit sind auf sie angewiesen, um vor allem international und digital Zahlungen abwickeln zu können. In Europa wollen die Deutsche Bank und die Sparkassen das jetzt ändern und basteln trotz Rückschlägen an einem unabhängigen europäischen Zahlungssystem.
Sparkassen und Deutsche Bank wollen unabhängiges europäisches Zahlungsverfahren
„Wir wollen mit dem Aufbau eines eigenständigen Systems die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Banken im Zahlungsverkehr stärken“, sagte Karl von Rohr, Vize-Chef der Deutschen Bank, dem Handelsblatt. Dazu haben sich schon 2020 mehrere europäische Banken zur European Payments Initiative (EPI) zusammengeschlossen. Neben der Deutschen Bank und der Sparkassen-Finanzgruppe sind unter anderem auch die spanische Santander-Bank, die französische Société Générale und die niederländische Bank ING vertreten. Unterstützt wird das Projekt von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommission.

Das Projekt will ein einheitliches europäisches Zahlungsverfahren und -infrastruktur für Kunden und Händler auf die Beine stellen und damit in direkte Konkurrenz zu den etablierten US-Anbietern Visa und Mastercard treten. So sollte nach Vorstellungen der Initiatoren auch eine sogenannte EPI-Karte das europäische Kartensystem wie etwa die Girocard ablösen. Das ehrgeizige Projekt erhielt im Januar dieses Jahres aber einen starken Dämpfer, als nicht nur die Commerzbank, sondern auch die DZ-Bank – das Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken –, vor allem aus Kostengründen aus dem Projekt ausstiegen. Auch mehrere spanische Geldhäuser verließen EPI.
EPI: „Große Chance, den Zahlungsverkehr in Europa entscheidend weiterzuentwickeln“
Seitdem basteln die verbliebenen elf Banken und zwei Zahlungsdienstleister laut Handelsblatt an einer abgespeckten Version von EPI. Der neue Plan: eine EPI-Wallet, beispielsweise in Form einer App auf dem Smartphone, über die Verbraucher verschiedene Bezahlangebote nutzen können. Die Idee kommt laut der Wirtschaftszeitung gut bei der DZ-Bank an – die Genossenschaftsbanken überlegen nun, doch wieder einzusteigen. Für EPI wäre das eine große Erfolgsmeldung: je mehr Banken mitmachen, desto mehr Aussicht auf Erfolg hat das Projekt. In Deutschland gehören neben den Sparkassen, Deutscher Bank und Commerzbank die Genossenschaftsbanken zu den größten Geldhäusern.
Bei den Sparkassen und der Deutschen Bank hält man jedenfalls weiter an EPI fest: Joachim Schmalzl, Vorstand beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV), bezeichnet EPI im Handelsblatt als „eine große Chance, den Zahlungsverkehr in Europa entscheidend weiterzuentwickeln und Europas Souveränität sowie seine internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken“. Deshalb werbe man „für eine möglichst breite Unterstützung“.
Von Rohr von der Deutschen Bank gab an, weiter zu dem Projekt zu stehen. „Wir sind bereit, EPI 2.0 zusammen mit den verbliebenen Partnern voranzutreiben“, sagte von Rohr dem Wirtschaftsmagazin. „Ob es dazu am Ende kommt, liegt aber natürlich nicht nur an uns.“ Ein Insider schätzt laut Handelsblatt die Chancen auf das Gelingen des Projekts auf mehr als 50 Prozent ein.