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Auch Tesla ist schuld: Darum sind E-Autos in China viel günstiger als hierzulande

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Von: Patrick Freiwah

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Elektroautos sind hierzulande teurer als in China. Das betrifft sowohl asiatische als auch deutsche und amerikanische Fabrikate. „Autopapst“ Dudenhöffer nennt Hintergründe.

Peking/München – Elektroautos sind in Deutschland ein ziemlich kostspieliges Vergnügen. In vielen Ländern der Welt sind sie jedoch günstiger zu haben – darunter auch auf einem der wichtigsten Absatzmärkte: China. Eine Studie des Center Automotive Research (CAR) besagt, dass die Anschaffungskosten für neue Stromer hierzulande teilweise sogar bis zu 41 Prozent über jenen aus der Volksrepublik liegen.

Dabei handele es sich jedoch nicht um wesentlich schwächer ausgestattete Fahrzeuge, was derartige Preisunterschiede rechtfertigen würde. Das sei lediglich einer von mehreren Punkten. Warum also müssen Autokäufer:innen hierzulande viel mehr Geld zahlen, für das gleiche Produkt? Laut Stern.de hat das Duisburger Institut unter der Leitung von Deutschlands „Autopapst“ Ferdinand Dudenhöffer die Listenpreise etlicher Modelle mit denen in China verglichen.

Im Reich der Mitte seien die Preise „zum Teil erheblich günstiger“, so die Feststellung. 

E-Autos in China wesentlich günstiger – „Tesla hat den Preiskrieg begonnen“

Die enormen Differenzen bei den Elektrofahrzeugen beziehen sich laut dem CAR nicht auf wenige Marken. Stattdessen würden sowohl deutsche Hersteller wie VW oder BMW als auch chinesische Anbieter wie BYD oder Nio in der Bundesrepublik deutlich mehr Geld verlangen. Dudenhöffer erklärt in dem Bericht allerdings: „Tesla hat den Preiskrieg in China begonnen“ – und zwar, als der US-Autobauer vor geraumer Zeit anfing, die Preise für seine Fahrzeuge in Asien merklich herunterzuschrauben.

Tesla-Chef Elon Musk nehme mit den extremen Preisreduzierungen zwar eine Gewinnreduzierung in Kauf. „(...) Aber er verkauft deutlich mehr Autos und je mehr er verkauft, umso besser wird seine Kostenposition.“ Der pfiffige CEO der Elektromarke wolle sich damit „heute“ eine führende Rolle für „morgen“ auf dem lukrativen Automarkt sichern. „Und was für das Model Y für Tesla gilt, kann man fast auf alle Elektroautos, die in China und Deutschland verkauft werden, übertragen“, führt Dudenhöffer aus.

Tesla-Modelle auf dem Werksgelände der Gigafactory in Brandenburg
Tesla-Modelle auf dem Werksgelände der Gigafactory in Brandenburg. © IMAGO/Jochen Eckel

Elektroautos: Preisunterschiede zwischen Deutschland und China enorm

Wie konkret machen sich die Preisunterschiede bei den einzelnen Herstellern bemerkbar? Folgende Beispiele werden genannt, die teilweise extrem ausfallen:

Selbst chinesische E-Autos sind in Deutschland teurer – das sind die Ursachen

Dem Stern-Bericht zufolge würden große Autobauer wie Toyota, Honda oder Ford in China sogar knapp 43 Prozent niedrigere Preise verlangen als für vergleichbare Modelle in Deutschland. Weil hiesige Marken auf dem hart umkämpften Markt der Volksrepublik um ihren Absatz bangen, seien sie gezwungen, nachzuziehen. Deswegen hatten VW, BMW und auch Mercedes zuletzt die Preise in China nach unten geschraubt.

Auch chinesische Automarken seien ausschlaggebend dafür, dass deutsche Hersteller dort ihre Preise drücken. Selbst bei ihnen sind die Fahrzeuge in der Heimat wesentlich günstiger als hierzulande. Mit NIO und BYD benennt Dudenhöffer zwei Beispiele: Der ET7 von NIO (653 PS) sei in China für etwa 61.000 Euro erhältlich, während Limousine in Deutschland für schlappe 82.000 Euro eingepreist ist. Der BYD Tang (600 Kilometer Reichweite) koste in China demzufolge etwa 37.700 Euro, in Deutschland liegt der Preis für das Elektro-SUV hingegen bei 71.400 Euro.

Was sind neben der ein Stück weit besseren Ausstattung bei den hiesigen Modellen weitere Gründe für die großen Preisunterschiede? Dazu erklärt Dudenhöffer vom CAR-Institut folgende Ursachen:

E-Autos in Deutschland: Dudenhöffer rechnet mit Preissenkungen

Ein weiterer Faktor laut des Professors: Ein überschaubares Volumen an E-Autos der westlichen Hersteller würde dazu führen, dass noch keine Skaleneffekte eintreten können. Bei den chinesischen Autoherstellern und auch Tesla sei dies jedoch anders. Was Ferdinand Dudenhöffer dann prognostiziert, klingt aus hiesiger Sicht jedoch positiv.

Der Experte ist der Meinung, dass in etwa drei Jahren auch in Deutschland günstigere E-Autos auf den Markt kommen werden. Tesla ist bereits auf dem besten Weg dahin. Im Kampf mit chinesischen Anbietern würden es sich VW, BMW und Co. demnach nicht mehr leisten können, teure Stromer anzubieten, weil potenzielle Autokäufer sich sonst nach Alternativen umsehen. (PF)

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