Strom- und Gaspreisbremse: Entlastung fällt für viele Haushalte geringer aus als erhofft

Die Preisbremsen treten ab 1. März 2023 in Kraft. Damit sollen die Kosten für Gas, Fernwärme und Strom sinken. Immer mehr Kunden erreichen nun die Briefe vom Versorger – mit enttäuschenden Nachrichten.
Berlin – Im Durchschnitt sollen deutsche Verbraucher mit den Strom- und Gaspreisbremsen um hunderte Euro entlastet werden. Einer Erhebung des Vergleichsportals Verivox zufolge sinken die jährlichen Stromkosten für ein Einfamilienhaus im Bundesschnitt um 216 Euro, die Gaskosten sogar um 718 Euro. Auf diese Entlastung freuen sich die meisten, schließlich sind die Energiekosten im vergangenen Jahr um mehr als 20 Prozent gestiegen. Doch nicht bei allen wird der Abschlag sinken – der Rabatt fällt für viele geringer aus, als erhofft.
Energiepreise bleiben trotz Preisbremsen weiter hoch
Wie die Berliner Zeitung in der vergangenen Woche berichtete, haben manche Verbraucher Briefe erhalten, in denen ihnen Entlastungsbeträge von wenigen Euro genannt werden. Eine Person habe geschrieben, statt einem monatlichen Stromabschlag von 90 Euro zahle sie nun 89 Euro. Ein weiterer Stromkunde berichtet von einer „Entlastung“ in Höhe von drei Euro im Monat.
Doch den Stromanbietern ist kein Fehler unterlaufen. Die Mitteilungen zeigen nur auf, wie hoch die Preisbremsen tatsächlich angesetzt wurden. 40 Cent pro Kilowattstunde für Strom und 12 Cent/kWh für Gas sind noch immer sehr hohe Beträge. Mittlerweile gibt es wieder Neukundenangebote bei Strom- und Gasanbietern, die Preise unterhalb dieser Grenzen anbieten.
Strom- und Gaspreisbremse: Warum sind die Grenzen so hoch gesetzt?
Wenn die Preisbremsen aber entlasten sollten, warum wurden sie denn dann überhaupt so hoch angesetzt? Um das zu verstehen, muss man die Energiepreiskurven der vergangenen Monate ansehen. Im Sommer 2021, bevor die Preisanstiege für Strom und Gas begannen, wurden Neukunden in der Regel Preise zwischen 25 und 30 Cent/kWh für Strom angeboten. Im Februar 2022, kurz bevor der Krieg in der Ukraine begann, lag der Neukundenpreis bei 35 bis 40 Cent/kWh. Die Lage spitzte sich im Sommer 2022 dann zu: Da erreichten Neukundenangebote beim Strom Rekordstände von bis zu 70 Cent/kWh.
Beim Gas war eine ähnliche Kurve zu beobachten: von 5 Cent/kWh im Sommer 21 auf 40 Cent/kWh im Sommer 22 und jetzt wieder runter auf rund 11 oder 12 Cent/kWh.
Die Preisbremsen wurden im Sommer und Herbst 2022 konzipiert, als die Energiepreise also noch astronomische Höhen erreicht hatten und man Verbraucher vor Abschlägen von hunderten oder gar tausenden Euro bewahren wollte. Viele Verbraucher haben aber bei der Anpassung ihrer Abschläge gegen Ende 2022 oder Anfang 2023 schon wieder vom Abschwung profitieren können – sodass die monatlichen Zahlungsbeträge zwar gestiegen sind, aber eben nicht so sehr, dass sie an den Preisbremsen vorbeirauschen. Bei diesen Verbrauchern flattern jetzt die enttäuschenden Briefe ein, in denen Preisrabatte von nur wenigen Euro verbucht werden.
Entlastung bei Energiepreisen: Von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich
Die Entlastungsbeträge sind also höchst individuell: Auf der einen Seite hängt es vom Strom- und Gasanbieter ab und davon, wie günstig der Vertrag ist, den man hat. Auf der anderen Seite stehen auch Faktoren im Spiel, wie beispielsweise wann genau die letzte Anpassung des Abschlags erfolgte und wie die Prognosen für die Energiepreise damals aussahen. Schließlich spielt aber laut Vergleichsportal Verivox auch das Bundesland eine Rolle: Im Nordosten werden die Verbraucher demnach stärker entlastet, als im Südwesten.
So profitieren von der Gaspreisbremse Haushalte mit einem durchschnittlichen Gasverbrauch von 20.000 kWh/Jahr in Berlin, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Entlastungsbeträgen von zwischen 900 und 1.200 Euro im Jahr am meisten. In Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegen die Beträge zwischen 140 und 500 Euro am niedrigsten.
Bei der Strompreisbremse werden im Schnitt bei Haushalten mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh/Jahr die Bundesländer Schleswig-Holstein, Brandenburg und Thüringen am stärksten entlastet. In Bremen, Berlin und Hamburg fließen hingegen nur wenige Euro aus der Strompreisbremse an die Haushalte.
Hier sieht man die durchschnittlichen Entlastungsbeträge bei den Grundversorgern nach Bundesländern:
Bundesland | ⌀ Entlastung beim Strom | ⌀ Entlastung beim Gas |
---|---|---|
Baden-Württemberg | 117 Euro/Jahr | 672 Euro/Jahr |
Bayern | 177 Euro/Jahr | 744 Euro/Jahr |
Berlin | 45 Euro/Jahr | 1230 Euro/Jahr |
Brandenburg | 403 Euro/Jahr | 878 Euro/Jahr |
Bremen | 26 Euro/Jahr | 140 Euro/Jahr |
Hamburg | 92 Euro/Jahr | 392 Euro/Jahr |
Hessen | 209 Euro/Jahr | 646 Euro/Jahr |
Mecklenburg-Vorpommern | 359 Euro/Jahr | 751 Euro/Jahr |
Niedersachsen | 169 Euro/Jahr | 516 Euro/Jahr |
Nordrhein-Westfalen | 157 Euro/Jahr | 750 Euro/Jahr |
Rheinland-Pfalz | 116 Euro/Jahr | 703 Euro/Jahr |
Saarland | 336 Euro/Jahr | 712 Euro/Jahr |
Sachsen | 184 Euro/Jahr | 763 Euro/Jahr |
Sachsen-Anhalt | 311 Euro/Jahr | 947 Euro/Jahr |
Schleswig-Holstein | 447 Euro/Jahr | 510 Euro/Jahr |
Thüringen | 376 Euro/Jahr | 938 Euro/Jahr |
Da die lokalen Grundversorger aber nicht immer die günstigsten Energietarife anbieten, rät Verivox Verbrauchern, die besonders hohe Abschlagsbeträge zahlen, sich nochmal nach anderen Angeboten umzuschauen.
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