Preise für Strom und Gas erstmals wieder unter Preisdeckel - wie Haushalt jetzt sparen können

Gute Nachrichten für Energieverbraucher: Es gibt wieder Tarife, die unter dem staatlichen Preisdeckel liegen. Doch Strom- und Gaskunden sollten vorerst keinen Vertrag abschließen.
München – Die Energiepreise sind auf einem relativ entspannten Niveau ins neue Jahr gestartet. Erfreuliche Nachrichten bei Strom und Gas: In Bayern gibt es die Kilowattstunde unter 40 Cent, womit sich der Wechsel des Anbieters trotz Preisbremse lohnt. Doch die Ruhe darf nicht täuschen: Nur wer jetzt klug taktiert, kann sparen.
Energiekosten für Gas
Mit der Eröffnung des LNG-Terminals in Lubmin am Wochenende ist ein weiterer Schritt in Richtung Unabhängigkeit von Russland getan. Für Tobias Federico, Chef der Beratungsagentur Energy Brainpool, ein wichtiges Zeichen: „Wenn das Terminal einen Effekt auf die Gaspreise hat, dann einen psychologischen, keinen substanziellen. Wichtig ist er trotzdem. Das neue Terminal zeigt: Es geht voran, auch für den kommenden Winter.“
Dieser gilt als kritisch, weil für die Vorbereitungen heuer das Gas aus Russlands Pipelines fehlt. Federico beruhigt: „Die Terminmärkte für das kommende Jahr sind auf demselben Niveau wie die aktuellen Preise. Das ist ein gutes Zeichen, für eine langfristige Entspannung.“ Denn aktuell kostet Erdgas für das kommende Jahr rund 61 Euro pro Megawattstunde, im Dezember waren es noch gut 150. Damit liegen die Gaspreise um „nur noch“ ein Dreifaches über dem Vorkrisenniveau. Zwar ist ab kommender Woche eine kleine Kältewelle in Deutschland zu erwarten, aber: „Die macht sich erst ab drei Tagen in den Preisen bemerkbar“, so Federico.
Verstärkte Konkurrenz aus Ostasien, dem wichtigsten Wettbewerber um Flüssiggas, sei auch unwahrscheinlich: „Die Tanker brauchen gut 20 Tage von Europa nach Ostasien, so lange müsste es dort mindestens sehr kalt sein, bis Liefermengen aus Europa abgezogen werden.“ Doch auch das ist unwahrscheinlich: Die Japan Meteorological Agency, Japans Wetterdienst, erwartet zwar ab Samstag (21. Januar) nach der aktuellen Hitze- eine Kältewelle, diese soll aber, vor allem in der 13-Millionen-Metropole Tokio, ab dem 28. Januar überdurchschnittlich warmen Temperaturen weichen.
All diese Vorzeichen stimmen Federico optimistisch für den weiteren Jahresverlauf: „Es ist realistisch, dass wir mit 65 Prozent Speicherstand in den Sommer gehen. Das macht das Befüllen leichter – und senkt die Preise. Läuft alles glatt, können wir Preise zwischen 40 und 60 Euro pro Megawattstunde sehen.“ Einen physischen Gasmangel hält er auch im kommenden Winter für wenig wahrscheinlich: „An den kältesten Dezembertagen haben wir pro Tag einen Prozentpunkt Speichergas verloren. Bei 90 Prozent Füllstand müsste es schon drei Monate am Stück sibirische Kälte haben – das kann ich mir angesichts des Klimawandels kaum vorstellen.“
- Tipp für Verbraucher: Bis zum Frühjahr scheint das Abwärtspotenzial bei den Verbraucherpreisen ausgeschöpft. Arbeitspreise von elf bis zwölf Cent laden zum Vertragsabschluss ein. Wer flexibel ist, kann auf niedrigere Preise im Frühsommer pokern. Wichtig ist: Panik-Abschlüsse vermeiden, wenn es – wie nächste Woche zu erwarten – zu Kälteeinbrüchen kommt.
Energiekosten für Strom
Parallel zum Preissetzer Erdgas sind auch die Strompreise erneut gesunken: Die Megawattstunde Strom für 2024 kostet aktuell gut 172 Euro, im Dezember waren es noch 370. Einen Beitrag dazu leistet auch die kräftige Windstromproduktion im Norden.
Am Wochenende hatte eine Meldung des Netzbetreibers TransnetBW für Aufregung gesorgt: Die Menschen in Baden-Württemberg sollten Sonntagabend Strom sparen. Tobias Federico beruhigt: „Wir haben definitiv kein Strommengenproblem. Das sieht man an den Preisen: Am Sonntag kostete die Megawattstunde 25 Euro – am folgenden Montag 160. Das zeigt schön, dass wir vor Ort ein Netzproblem haben.“
Denn wegen der besonderen Struktur seien einzelne Leitungen überlastet, was die Stromflüsse in Baden-Württemberg blockiere. „Ein Problem, das es in Bayern so nicht gibt“, sagt Federico.
- Tipp für Verbraucher: Bei den günstigen Anbietern kostet die Kilowattstunde Strom im Bundesdurchschnitt derzeit 39,5 Cent pro Kilowattstunde, auch in Bayern gibt es Tarife, die unter der Strompreisbremse liegen. Für Freunde von Sicherheit ist das ein klares Zeichen zum Abschluss. Risikobereitere können mit dem Anbieterwechsel warten und auf einen günstigeren Sommer wetten. Neben den Vergleichsportalen lohnt sich immer ein Anruf beim lokalen Stadtwerk.
Energiekosten für Erdöl
Die Preise für Rohöl sind seit Wochen ruhig, aktuell kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent knapp 86 US-Dollar. Heizöl kostet damit vergleichbar günstige 1,14 Euro. Im Laufe des Jahres könnten die Preise aber wieder deutlich anziehen, erklärt Gabor Vogel, Rohstoffanalyst bei der DZ-Bank, dem Spitzeninstitut der Volks- und Raiffeisenbanken: „Das laufende Jahr wird vor allem von einer deutlich stärkeren Nachfrage aus China geprägt sein.“
Durch die Lockerung der Corona-Maßnahmen sei die Industrie in Begriff, wieder hochzufahren: „Im Januar und Februar wird die Konjunkturentwicklung noch holprig sein, weil wir gerade eine starke Corona-Spitze haben. Aber danach braucht die chinesische Wirtschaft mehr Öl.“ Das mache sich dann deutlich in den Rohöl-Preisen bemerkbar: „Die Preise werden in den kommenden Monaten schrittweise auf 95 Dollar pro Barrel steigen. In der zweiten Jahreshälfte werden wir dann 100 Dollar sehen.“
Auch auf der Angebotsseite spreche vieles für hohe Kosten: „Dieses Preisniveau wird sich lange halten, weil die Opec-Staaten Preise über 90 Dollar sehen wollen und deshalb die Fördermengen nicht erhöhen werden.“ Das gelte insbesondere für die russische Förderung: „Ein weiterer Faktor ist der Wegfall russischen Öls durch das EU-Embargo: Zwar kaufen China und Indien viel, weil es mit 62 Dollar sehr günstig ist, aber das kann den europäischen Markt nicht ganz ersetzen.“ Deshalb gebe es mittelfristig weniger Öl auf dem Weltmarkt. Spekulationen auf niedrigere Preise seien aktuell riskant: „Dass Öl gerade relativ günstig ist, liegt unter anderem daran, dass Russland noch außergewöhnlich viel exportiert. Zum einen, weil im Januar die russischen Zölle niedriger sind, zum anderen, weil Russland wahrscheinlich gerade Geld braucht.“
- Tipp für Verbraucher: Mit den drohenden Preisrisiken scheint es für Heizöl-Nutzer sinnvoll, die Tanks für den kommenden Winter schon vor dem Frühjahr aufzufüllen. Es bleiben wenige Unschärfen: „Eine kleine Unsicherheit in den Prognosen bleibt das russische Öl: Russland baut gerade eine Schattenflotte auf, mit der es das Öl auf offener See umladen kann – so könnte es trotz Embargo auch in Europa landen“, so DZ-Bank-Experte Gabor Vogel.
Energiekosten für Pellets
Die Preise für Holzpellets sind seit Anfang Januar leicht gefallen. Kostete die Tonne vor Kurzem noch fast 500 Euro, sind es jetzt rund 466. Angesichts der angespannten Lage am Bau ist aktuell mit keiner großen Entspannung zu rechnen.