Streit mit Russland: Uniper zieht gegen Gazprom vor internationales Schiedsgericht

Der Energiekonzern Uniper musste fehlender russischer Gaslieferungen Milliardenschäden hinnehmen und steht vor der Verstaatlichung. Nun zieht der Konzern gegen Gazprom vor ein Schiedsgericht.
Düsseldorf – Der Energiekonzern Uniper ist wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland in eine massive finanzielle Schieflage geraten und musste von der Regierung gerettet werden. Nun zieht Uniper – das Unternehmen steht momentan vor der Verstaatlichung – gegen den russischen Gazprom-Konzern vor ein internationales Schiedsgericht. „Wir werden in diesem Verfahren die Erstattung unseres erheblichen finanziellen Schadens einfordern“, sagte Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach laut Mitteilung am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Düsseldorf. Der Schaden belaufe sich bereits auf über elf Milliarden Euro und steige weiter.
Uniper-Chef: „Es geht um Gasmengen, die mit Gazprom vertraglich vereinbart wurden“
Uniper beliefert Großhandelskunden wie Stadtwerke und Industrieunternehmen mit Strom und Gas. Einen Großteil seines Gases bezog das Unternehmen lange aus Russland und muss seine Kunden derzeit mit sehr viel teurerem Ersatz beliefern. „Allein diese Gasersatzkosten belaufen sich derzeit auf mindestens 11,6 Milliarden Euro und werden bis Ende 2024 weiter ansteigen“, erklärte Uniper.
„Es geht um Gasmengen, die mit Gazprom vertraglich vereinbart, aber nicht geliefert wurden“, sagte Maubach weiter. „Diese Kosten sind uns entstanden, aber sie liegen nicht in unserer Verantwortung.“ Das Unternehmen werde das Verfahren, das demnach in Stockholm stattfinden wird, „mit aller gebotenen Härte“ verfolgen.
Uniper soll verstaatlicht werden – EU muss noch zustimmen
Uniper hatte Anfang November einen überwältigenden Verlust von 40 Milliarden Euro in den ersten neun Monaten des Jahres ausgewiesen. Wegen der finanziellen Probleme hatte der Konzern milliardenschwere Staatshilfen erhalten. Diese reichten jedoch nicht aus. Die Bundesregierung entschied sich dazu, Uniper zu verstaatlichen. Die Verstaatlichung befindet sich derzeit noch im Genehmigungsverfahren. Unter anderem muss die EU-Kommission noch zustimmen.
Uniper gab nun außerdem bekannt, sich „so weit wie möglich von seiner russischen Geschäftseinheit Unipro zu trennen“. Der Konzern habe für den Verkauf von Unipro bereits „alle möglichen Schritte unternommen“, sagte Maubach. Es fehle aber weiterhin das grüne Licht der russischen Aufsichtsbehörden. „Da eine Veräußerung nicht in unserem Einflussbereich liegt, haben wir weitreichende Schritte unternommen, um unser Geschäft außerhalb Russlands von den russischen Aktivitäten und den damit verbundenen Risiken vollständig zu trennen.“ (lma/AFP)