Welche Infrastruktur wird benötigt?
In LNG-Terminals wird das Flüssiggas erwärmt und verdichtet, so dass es wieder gasförmig wird. Anschließend kann es in Hochdrucknetze für den Handel oder den Weitertransport eingespeist werden. LNG kann an entsprechenden Terminals auch auf kleinere Schiffe, Lastwagen oder Güterwaggons verladen werden. Deutschland setzt vor allem auf Spezialschiffe, sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU), die LNG von Tankern aufnehmen und es noch an Bord in Gas umwandeln können.
Wie weit ist Deutschland?
Flüssiggas kommt hierzulande bislang über Terminals in Belgien, Frankreich und den Niederlanden an, deutsche LNG-Terminals sind noch nicht im Betrieb. Zum Jahreswechsel sollen zunächst zwei vom Bund angemietete FSRU in Wilhelmshaven und Brunsbüttel an den Start gehen. Vier große deutsche Gasimporteure haben zugesichert, diese beiden Terminals dann sofort maximal zu beliefern. Laut Bundeswirtschaftsministerium haben sie eine Kapazität von jährlich 12,5 Milliarden Kubikmeter.
Zwei weitere derartige Schiffe sollen voraussichtlich ab Ende 2023 in Stade und ab 2024 in Lubmin im Einsatz sein. Laut Wirtschaftsministerium sind für die vier Projekte öffentliche Mittel in Höhe von 2,94 Milliarden Euro vorgesehen. In Lubmin und Wilhelmshaven entstehen zudem privat betriebene FSRU.
Wie ist die Lage in anderen Ländern?
Andere EU-Länder sind bereits bedeutend weiter. Das erste Import-Terminal für Flüssiggas wurde 2016 in Portugal in Betrieb genommen. 2021 importierten 13 EU-Länder insgesamt 80 Milliarden Kubikmeter. In den ersten Monaten 2022 stiegen die Importe laut der Brüsseler Denkfabrik Bruegel stark an. Insbesondere aus den USA kam bedeutend mehr Gas.
2021 machten die LNG-Einfuhren 20 Prozent der gesamten Gaseinfuhren in die EU aus. Größte Importeure waren Spanien, Frankreich, Italien, die Niederlande und Belgien. Große Teile von Südosteuropa bis zum Baltikum und bislang auch Deutschland hatten wegen fehlender Infrastruktur jedoch kaum Zugang zu diese Einfuhren.
Woher kommt das Flüssiggas?
In 2021 kamen 28 Prozent der EU-LNG-Importe aus den USA, jeweils 20 Prozent kamen aus Katar und Russland. Weitere wichtige Lieferer sind Nigeria und Algerien. Katar ist bislang mit Abstand der größte LNG-Produzent weltweit. Insbesondere die USA und Australien planen, in den kommenden Jahren ihre Produktion bedeutend zu steigern.
Welche Kritik gibt es in Deutschland?
Kritik an den LNG-Ausbauplänen kommt insbesondere von Umweltverbänden. Sie bemängeln zum einen, dass der Bau neuer Infrastruktur für einen fossilen Brennstoff dem Klimaneutralitätsziel der Bundesregierung widerspreche. Außerdem gibt es unmittelbare Umwelteinwände. Das Terminal in Wilhelmshaven könnte demnach etwa die heimische Schweinswalpopulation gefährden. Die Umweltschützer kritisieren vor diesem Hintergrund auch die angesichts der Gaskrise stark beschleunigten Genehmigungsverfahren für die neuen Projekte. pe/ilo
Vier große deutsche Energieimportunternehmen haben zugesichert, die bald an den Start gehenden ersten Import-Terminals für Flüssiggas (LNG) in Deutschland maximal zu beliefern. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) unterzeichnete am Dienstag in Berlin eine entsprechende Verabredung mit Uniper, RWE, EnBW und VNG. Die Unternehmen garantieren laut Habeck, dass die schwimmenden LNG-Plattformen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel "bis zum März 2024 voll ausgelastet Gas zur Verfügung gestellt bekommen".
Im niedersächsischen Wilhelmshaven und schleswig-holsteinischen Brunsbüttel sollen bis zum Endes des Jahres die ersten Spezialschiffe, sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU), für den LNG-Import in Betrieb gehen. Die Schiffe können das Flüssiggas von Tankern aufnehmen und es noch an Bord in Gas umwandeln, um es dann ins Versorgungsnetz einzuspeisen.
Uniper, RWE, EnBW und VNG "haben Gas-Verträge mit etwa 20 Ländern", sagte Habeck. "Das heißt, Sie haben am Weltmarkt jede Möglichkeit, Gas zu besorgen und haben das getan." Die neuen FSRU würden so bereits ab diesem Winter voll ausgelastet. Laut Bundeswirtschaftsministerium können so 12,5 Milliarden Kubikmeter Gas aus Regionen bezogen werden, die durch Gasleitungen nicht zu erreichen sind.
Die Bundesregierung hat bislang vier FSRU angemietet. Die anderen beiden Schiffe sollen etwa ein Jahr später im niedersächsischen Stade und im mecklenburg-vorpommerischen Lubmin an den Start gehen. Zusätzlich zu diesen vier FSRU-Terminals arbeiten private Betreiberunternehmen an zwei weiteren Projekten dieser Art in Lubmin und Wilhelmshaven, wie der Chef der Bundesnetzagentur Klaus Müller am Dienstag sagte.
Mit den zusätzlichen Gaslieferungen über die neuen LNG-Terminals werde ein wichtiger Schritt in Richtung einer Unabhängigkeit von russischen Gasimporten getan, sagte Habeck. Dennoch gebe es "für den nächsten Winter kein garantiertes Szenario. Dafür ist die Situation, die Herausforderung viel zu dynamisch". pe/ilo