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Europäische Zentralbank (EZB): Präsidentin, Aufgaben, Gründung – alle Infos

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Europäische Zentralbank in Frankfurt
Europäische Zentralbank in Frankfurt © Fotostand / Freitag / IMAGO

Eine stabile Preispolitik im Euroraum ist die vorrangige Aufgabe der Europäischen Zentralbank (EZB). Obwohl sie formal den Status eines EU-Organs innehat, ist sie doch unabhängig und verfügt über einen separaten Haushalt.

Frankfurt am Main – Seit der Gründung der Europäischen Zentralbank befindet sich ihr Sitz in Frankfurt am Main, seit 2018 am neuen Standort im Stadtteil Ostend. Dem Finanzinstitut obliegt insbesondere die Aufgabe, im Euroraum Preisstabilität zu gewährleisten.

Europäische Zentralbank: Hintergründe und Geschichte der EZB

Die Gründung der Europäischen Zentralbank im Jahr 1998 wurde vor dem Hintergrund der gemeinsamen Euro-Währung notwendig. Die Historie reicht wesentlich weiter zurück. Im Jahr 1951 wurde mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS, im Volksmund auch als Montanunion bekannt) der erste Wirtschaftsverband der damaligen Europäischen Gemeinschaft gegründet. Ein weiterer Meilenstein waren die Römischen Verträge aus dem Jahr 1957, die unter anderem die Schaffung einer Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beschlossen.

Zu diesem Zeitpunkt war in allen teilnehmenden Ländern die jeweilige Währung gültig. Ein gemeinsames europäisches Zahlungsmittel wurde zwar ab 1970 diskutiert, jedoch erst in den 1990er-Jahren tatsächlich auf den Weg gebracht. Im Jahr 1992 verabschiedeten Vertrag über die Europäische Union war auch das „Protokoll über die Satzung des Europäischen Systems der Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank“ sowie das „Protokoll über die Satzung des Europäischen Währungsinstituts“ festgeschrieben.

EZB: Währungsunion und Gründung der Europäischen Zentralbank

Ab 1992 nahm man die Währungsunion in drei Stufen vor. In einem ersten Schritt erhielten die Zentralbankpräsidenten der einzelnen Länder neue Befugnisse. Schon damals war das Ziel die Preisstabilität. Im Vertrag von Maastricht – dem Nachfolgedokument der Römischen Verträge – wurden in diesem Jahr auch die Aufgaben der EZB festgeschrieben.

Mit der Gründung des Europäischen Währungsinstituts (EWI) im Januar 1994 startete Stufe zwei der gemeinsamen europäischen Währung. Als Nachfolgerin der EWI wurde am 1. Juni 1998 die Europäische Zentralbank gegründet. Ihre Ziele waren es, Stabilität und Vertrauen in die Geldpolitik der Europäischen Union und den Euro zu bringen. Seitdem fungiert die EZB als gemeinsame Währungsbehörde aller Mitgliedsstaaten der Eurozone.

Als eine ihrer ersten Amtshandlungen führte die EZB die dritte und letzte Stufe der Währungsunion mit Beginn des Jahres 1999 durch: die Vereinheitlichung der Geldpolitik. Sie mündete in der Einführung des Euro als offizielles Zahlungsmittel am 1. Januar 2002.

Europäische Zentralbank (EZB): Abgrenzung zum Europäischen System der Zentralbanken (ESZB)

Mit der Gründung der Europäischen Zentralbank schuf man das Europäische System der Zentralbanken (ESZB). Dieses umfasst alle Zentralbanken der aktuell (Mai 2022) 27 EU-Staaten, und zwar unabhängig davon, ob sie Mitglied der Eurozone sind. Das ESZB legt die Geldpolitik aller EU-Länder fest, führt Devisengeschäfte durch und verwaltet die Währungsreserven. Auch die Sicherstellung eines reibungslosen Zahlungsverkehrs und die Bankenaufsicht zur Gewährleistung der Finanzmarktstabilität gehören zu den Aufgaben der ESZB.

Damit grenzt sie sich von der EZB insofern ab, als dass diese ausschließlich für die Länder zuständig ist, in denen der Euro als Zahlungsmittel gilt.

Europäische Zentralbank (EZB): Aufgaben

Der Europäischen Zentralbank obliegt die Aufgabe, die Geldpolitik nicht nur eines Landes, sondern einer Staatengemeinschaft zu führen. Um die Stabilität in der Eurozone zu wahren, soll insbesondere der Wert des Euro auf einem gleichbleibenden Niveau gehalten werden. Darüber hinaus steht eine ausgeglichene konjunkturelle Entwicklung im Fokus der Aktivitäten. So soll eine Rezession, ein Abschwung der Wirtschaft, verhindert werden.

Beide Ziele – die Stabilität des Euro und eine positive Konjunktur – regelt die EZB durch die Bestimmung der Leitzinshöhe. Diese bestimmt, zu welchen Konditionen Geschäftsbanken Geld von einer Zentral- oder Notenbank beschaffen können. Seit der Gründung der EZB ist der Leitzins kontinuierlich gesunken. Seit 16. März 2016 liegt er bei null Prozent. Die aktuelle EZB-Präsidentin Christine Lagarde deutete unter anderem gegenüber der Deutschen Welle im Mai 2022 für den Juli desselben Jahres eine Erhöhung der Zinsen an.

Das sind alle Aufgaben der Europäischen Zentralbank im Überblick:

Europäische Zentralbank (EZB): Geldpolitik

Das übergreifende Ziel der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank sind stabile Preise. Sie sichern wirtschaftliches Wachstum und tragen zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei. Die Basis dafür ist eine niedrige Inflationsrate. Der Begriff Inflation beschreibt, inwiefern sich die Preise für Waren und Dienstleistungen im Laufe der Zeit insgesamt verändern. Im Idealfall bleibt diese Rate niedrig. Die EZB strebt mittelfristig eine Inflationsrate von zwei Prozent an.

Um das zu erreichen, nutzt die EZB mehrere Werkzeuge: Eines davon ist die Festsetzung der Leitzinshöhe. Bis zur weltweiten Finanzkrise im Jahr 2008 stellte dies den Kern der Geldpolitik der EZB dar. Nach 2008 wurden die Instrumentarien erweitert. Seitdem sollen auch die folgenden Strategien die Preise im Euroraum stabilisieren:

Mit den zusätzlichen Mitteln soll die EZB mehr Handlungsspielraum gewinnen, um hohen Inflationsraten und im schlimmsten Fall einer Rezession entgegenzuwirken.

Europäische Zentralbank (EZB): Präsidenten seit der Gründung

Bei der Gründung der Europäischen Zentralbank übernahm der Niederländer Wim Duisenberg das Amt des Präsidenten. Dieser fungiert als Vorsitzender des EZB-Direktoriums und vertritt die Zentralbank in der Öffentlichkeit. Die Nachfolge traten folgende Personen an:

Der Präsident beziehungsweise die Präsidentin der EZB wird vom Europäischen Rat gewählt. In dem Gremium versammeln sich die Staats- und Regierungschefs aller Staaten der Europäischen Union. Vorgesehen ist eine Amtszeit von acht Jahren ohne die Möglichkeit einer Wiederwahl. Der erste Präsident Wim Duisenberg gab bereits bei seiner Wahl bekannt, dass er voraussichtlich nicht für die gesamte Amtszeit zur Verfügung stehen werde. Sein Nachfolger Trichet stand als Mitbewerber schon 1998 zur Wahl. Er trat sein Amt am 1. November 2003 an.

Direktorium und Rat der Europäischen Zentralbank

Das Direktorium der EZB kümmert sich um die Durchführung der in den üblicherweise 14-tägig abgehaltenen Sitzungen des EZB-Rats formulierten Beschlüsse durch. Genauer gesagt, weist er die nationalen Zentralbanken an, diese Beschlüsse durchzusetzen. Seit 1. November 2019 besteht das EZB-Direktorium aus folgenden Personen:

Oberstes Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank ist der EZB-Rat. Er setzt sich aus dem Direktorium sowie aus den Präsidenten der nationalen Zentralbanken der Euroländer zusammen. Stand Februar 2022 setzte sich der Rat abgesehen vom Direktorium aus folgenden Personen zusammen:

Der Rat der Europäischen Zentralbank – nicht zu verwechseln mit dem Europäischen Rat – legt insbesondere die Richtlinien der Geldpolitik sowie die Höhe des Leitzinssatzes fest. Darüber hinaus ist er für die Bereitstellung des Zentralbankgeldes zuständig. Die Beschlüsse werden in der Regel vertraulich gefasst. Durch Abstimmung des Rats kann eine Veröffentlichung möglich gemacht werden.

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