Fachkräftemangel: Gastro-Verband Dehoga warnt vor „Personal-Lockdown“
Ob Köche, Kellner oder Handwerker: Viele Betriebe suchen händeringend nach Personal - und die Lage wird immer schlimmer.
München - Egal, wo man sich umsieht, nahezu überall werden Arbeitskräfte gesucht. In fast jedem Supermarkt, Café oder Restaurant weist ein Schild auf den Personalmangel hin. Aber wie ernst ist der Fachkräftemangel eigentlich? Und wie gehen Gaststätten, Tourismusbetriebe und das Handwerk damit um?
Fachkräftemangel: Fehlende Aushilfen machen Gastgewerbe zu schaffen
Derzeit sind zehn bis 15 Prozent der Stellen für Fachkräfte im Gastgewerbe unbesetzt, sagte Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer vom Bayerischen Hotel und Gaststättenverband (Dehoga) gegenüber Merkur.de. Das Problem beim Gastgewerbe sei vor allem, dass es besonders personalintensiv ist. Zudem sei es eine enorme Wachstumsbranche, die auch auf flexible Aushilfen stark angewiesen ist - doch genau diese fehlen nun.
„Die Aushilfen konnten wir nicht mit dem Instrument der Kurzarbeit halten. Die haben sich einfach andere Bereiche gesucht und da kommen sie erst nach und nach wieder zurück“, erklärte Geppert. Doch genau jetzt würden diese helfenden Hände dringend gebraucht. Denn nach Ende der strengen Corona-Regeln sind nun endlich wieder Feste und große Veranstaltungen möglich. Auch die Münchner Oktoberfest-Wirte suchen fieberhaft nach Personal.
Der Mangel an Fachkräften birgt auch Gefahren für das Gewerbe. „Man muss aufpassen, dass man nicht in einen ‚Personal-Lockdown‘ kommt“, warnte Geppert. Einige Betriebe mussten bereits ihr Angebot reduzieren. Beispielsweise den Mittagstisch streichen oder einen weiteren Ruhetag einführen. „Es ist eine große Herausforderung und wir müssen alles tun, um die Situation wieder in den Griff zu kriegen“, sagte Geppert.

Fachkräftemangel im Handwerk mit Folgen für die Energiewende
Aber nicht nur im Gastgewerbe fehlt es an Fachkräften. Auch das Handwerk ringt um jeden Arbeiter. Laut Angaben der Handwerkskammer für München und Oberbayern fehlen in Bayern derzeit rund 21.000 qualifizierte Bewerber. „Der Fachkräftemangel im bayerischen Handwerk zieht sich quer durch alle Branchen. Besonders groß ist der Bedarf zum Beispiel auf dem Bau, im Lebensmittelhandwerk und in der Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche“, erklärte Jens Christopher Ulrich, Pressesprecher der Handwerkskammer für München und Oberbayern auf Anfrage gegenüber Merkur.de.
Der Fachkräftemangel im Handwerk könnte sogar schwerwiegende Folgen für den Ausbau erneuerbarer Energien haben. Denn ohne das nötige Fachpersonal kann die Energiewende auch nicht im von der Politik geplanten Zeitrahmen stattfinden, warnt Ulrich. „Anstatt ein Studium ohne konkrete Aussichten auf einen Job zu beginnen, sollten sich junge Leute alternativ im Handwerk ausbilden lassen“, schlug Ulrich vor. So könnten sie dann sogar aktiv an der Energiewende mitarbeiten, anstatt nur darüber zu debattieren.