Neues Erdgas-Vorkommen vor Zypern entdeckt: Hoffnungsschimmer für Deutschland?
Die Lösung der Gas-Krise könnte vor der Küste Zyperns liegen. Dort hat ein Konsortium von Eni und Total jetzt ein weiteres großes Gasfeld entdeckt - sehr zur Freude der zyprischen Energie-Ministerin.
Nikosia – Die gesamte EU ist derzeit auf Gas-Sparkurs. Seit Russland die Liefermenge durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 drastisch reduziert hat, läuft auch die Suche nach alternativen Lieferländern auf Hochtouren. Dabei ist nun auch Zypern in den Fokus gerückt. Denn vor der Mittelmeerinsel befinden sich riesige Erdgasfelder. Es gibt jedoch noch Probleme, die eine Förderung behindern.
Gas-Krise: Vor Zypern lagern Milliarden Kubikmeter Erdgas
Eigentlich wollte Zypern bereits vor mehr als zehn Jahren beginnen, das Erdgas aus dem Feld mit dem Namen Aphrodite zu fördern. Geschehen ist bisher jedoch noch nichts, wie das Handelsblatt berichtet. Doch in dem Vorkommen lagern Schätzungen zufolge rund 130 Milliarden Kubikmeter. Hinzu kommen zwei weitere Gasfelder mit insgesamt 380 Milliarden Kubikmetern an Gas. Somit lagern vor Zypern rund 510 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Zum Vergleich: Das ist mehr als das Fünffache des deutschen Gasverbrauchs im vergangenen Jahr.
Vor wenigen Tagen wurde dann sogar die Entdeckung eines weiteren Gasfeldes bekannt. Das teilte die zyprische Energieministerin Natasa Pileidou im staatlichen Rundfunk (RIK) mit. Das italienisch-französische Energie-Konsortium Eni-Total habe die Entdeckung bei Forschungsarbeiten gemacht. Das Gasfeld soll der Ministerin zufolge rund 70 Milliarden Kubikmeter Erdgas guter Qualität enthalten.
Italiens teilstaatlicher Energieversorger Eni sprach in einer Mitteilung von einem „wichtigen Fund“ in 2287 Metern Tiefe, rund 160 Kilometer von der Küste Zyperns entfernt. Die italienische Zeitung La Repubblica sah darin eine wichtige Nachricht für Italiens Energiepolitik.

Türkei blockiert die Erdgas-Förderung vor Zypern
Aber wieso wird das Gas dann noch nicht gefördert? Schließlich könnte Gas aus einem EU-Land der vorübergehende Retter in der Energiekrise sein. Doch hier spielt auch die Türkei noch eine Rolle. Denn seit die Insel durch den Zypernkonflikt im Jahr 1974 zweigeteilt ist, verlangt die Türkei ihren Anteil an den Erlösen.
Zudem mangelt es an Transportmöglichkeiten. Denn die sogenannte East-Med-Pipeline, die Gas durch Israel und Griechenland nach Italien bringen soll, kann nicht gebaut werden. Grund: Die Türkei hat Einspruch eingelegt, da die Pipeline durch ein Seegebiet führen soll, welches die Türkei als eigene Wirtschaftszone ansieht. Als Ersatz soll dann der Export als flüssiges Erdgas (LNG) herhalten.
Zypern positiv gestimmt: „Europa ist ein guter potenzieller Abnehmer“
Trotz der bestehenden Schwierigkeiten zeigt sich Zypern optimistisch, die Gas-Vorräte in nicht allzu ferner Zukunft zu nutzen. Natasa Pilides, die Energieministerin von Zypern, erklärte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg: „Europa ist ein guter potenzieller Abnehmer für zyprisches Gas, da die EU bestätigt hat, dass Erdgas bis 2049 ein Brückenkraftstoff im Rahmen des grünen Übergangs bleiben wird, sodass die Unternehmen jetzt die Gewissheit haben, dass sie sich langfristige Verträge sichern können.“
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Bei Experten macht sich jedoch trotzdem die Sorge breit, dass die Gasförderung in Zypern unwirtschaftlich sein könnte. Langwierige Bauprojekte, wie die East-Med-Pipeline oder alleine die Erschließung neuer Gasfelder ist teuer. Bis sich dies lohnen würde, könnte es mehr als 20 Jahre dauern, erklärt Charles Ellinas, der CEO des zyprischen Energie-Beratungsunternehmens e-CNHC dem Handelsblatt. Wenn die EU weiterhin langsam vom Erdgas abrückt, bleibt für Zypern die Unsicherheit, ob sich eine solche Milliardeninvestition in die Gasförderung überhaupt lohnen würde. (ph)