Die neue Preisbremse: Was Gas-Kunden wissen müssen
Die umstrittene Gasumlage ist vom Tisch – dafür soll es eine Gaspreisbremse geben. Rechenmodelle zeigen, was das für Gas-Kunden bedeutet.
Berlin – Jetzt also doch! Die Ampel konnte sich durchringen und eine Gaspreisbremse beschließen. 200 Milliarden Euro soll das geplante Paket für dieses Vorhaben bereithalten. Was das jetzt für Gas-Kunden bedeutet und was Sie sonst noch wissen müssen, erklärt die tz.
Was bedeutet eine Gaspreisbremse konkret?
Die Gaspreise sollen dramatisch sinken, so Kanzler Olaf Scholz (SPD). Wie genau, ist allerdings noch unklar. Sicher ist: Die Mehrwertsteuer auf Gas soll ab 1. Oktober bis zum 31. März 2024 nur sieben statt 19 Prozent betragen.
Was ist mit der Gasumlage?
Die Gasumlage „wird nicht mehr gebraucht“, so Scholz, der die Maßnahmen als „Doppelwumms“ bezeichnete. Damit meint er, dass zusätzlich zu Preissenkungen die eigentlich ab dem 1. Oktober für alle Gas-Kunden erhobenen 2,4 Cent pro Kilowattstunde wegfallen. Einen Vierpersonenhaushalt hätte dies zusätzlich bis zu 1400 Euro gekostet.
Muss ich meine Abschlagszahlung jetzt trotzdem zahlen?
„Die hohen Rechnungen werden sich dann wieder reduzieren“, kündigte Scholz an. Verbraucherschützer fordern nun von den Energieversorgern, die von den Gas-Kunden bereits gezahlte Umlage rasch zurückzuerstatten. Was den Gas-Tarif angeht, sagt Tobias Federico, Chef der Energieberatungsagentur Energy Brainpool, der tz: „Eine gewisse beschränkte Erhöhung wird es geben, aber in Maßen.“
Wie könnte eine Gaspreis-Deckelung aussehen?
Wissenschaftler der Hans-Böckler-Stiftung halten zwei Modelle für die Gaspreisdeckelung für möglich. In Modell 1 würde jeder Haushalt ein Grundkontingent von zum Beispiel 5000 Kilowattstunden Gas zu einem gedeckelten Preis bekommen und jede Person im Haushalt erhält 2000 Kilowatt. Dieses Modell würde Anreize zum Sparen setzen und vor allem einkommensschwache Haushalte würden davon profitieren.
In Modell 2 könnten Haushalte entlastet werden, indem sie pauschal beispielsweise 80 Prozent ihres Vorjahresverbrauchs zu einem gedeckelten Preis erhalten. Diese Lösung wäre unbürokratisch umsetzbar. Realistische Preisdeckel könnten etwa bei 14 oder 10 Cent pro Kilowattstunde angesetzt werden.
Gaspreisdeckel: So viel könnten Sie einsparen
Modell 1: Ein soziales Grundkontingent
Gas-Höchstpreis* | 10 Cent | 14 Cent |
1 Person | 770 Euro | 570 Euro |
2 Personen | 1075 Euro | 796 Euro |
3 Personen | 1384 Euro | 1024 Euro |
4 Personen | 1687 Euro | 1249 Euro |
Über 5 Personen | 1988 Euro | 1472 Euro |
Modell 2: 80 Prozent pauschal gedeckelt
Gas-Höchstpreis* | 10 Cent | 14 Cent |
1 Person | 1364 Euro | 1010 Euro |
2 Personen | 2009 Euro | 1487 Euro |
3 Personen | 2316 Euro | 1714 Euro |
4 Personen | 2594 Euro | 1920 Euro |
Über 5 Personen | 2875 Euro | 2128 Euro |
* pro Kilowattstunde; Modellierungen der Hans-Böckler-Stiftung für das Jahr 2023
Wie könnten Verbraucher dann entlastet werden?
In Modell 1 würde bei einem Preisdeckel von 14 Cent pro Kilowattstunde ein Dreipersonenhaushalt im Jahr 2023 durchschnittlich um 1024 Euro (Tabelle) entlastet werden. Bei einem Gaspreisdeckel von 10 Cent pro Kilowattstunde würde ein Dreipersonenhaushalt 1384 Euro einsparen. Bei Modell 2 und einem Preisdeckel von 14 Cent würde ein durchschnittlicher Dreipersonenhaushalt 1714 Euro einsparen. Wird der Preisdeckel bei 10 Cent angesetzt, könnte dieser Haushalt sogar um 2316 Euro entlastet werden.