Grundsteuer steigt: Experte rechnet mit „flächendeckender Mehrbelastung“ durch höhere Hebesätze
Die neue Grundsteuer könnte für viele Eigentümer zu höheren Kosten führen. Ein Experte rechnet „flächendeckend“ mit steigenden Hebesätzen.
München – Viele deutsche Grundeigentümer kämpfen derzeit noch mit dem Ausfüllen der Grundsteuererklärung. Diese wird nämlich zum 31. Januar endgültig fällig. Hintergrund dafür ist die Neubewertung von 36 Millionen deutschen Grundstücken. Wer die Formulare bereits abgegeben hat, könnte sogar schon einen ersten Brief vom Finanzamt erhalten haben. Dieser enthält dann den neuen Grundsteuermessbetrag, welcher schließlich multipliziert mit dem Hebesatz der örtlichen Kommune die neue Grundsteuer-Höhe ergibt.
Grundsteuer: Hebesätze werden voraussichtlich steigen
Wie hoch die Steuer also künftig ausfallen wird, hängt letztlich von den Entscheidungen der Kommunen ab. Und dabei gibt es bereits düstere Prognosen. Hans Reinold Horst, Landesvorsitzender des Eigentümerverbands Haus & Grund in Niedersachsen, ist sich sicher, dass Grundeigentümer ab 2025 – wenn die neue Grundsteuer bezahlt werden muss – deutlich tiefer in die Taschen greifen müssen. „Es wird durch die neue Grundsteuer eine flächendeckende Mehrbelastung geben – vor allem durch angepasste Hebesätze“, macht er gegenüber Focus.de deutlich.
Laut Horst geht der Trend zu einer „bundesweiten Verteuerung“. Die Grundsteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen. Insgesamt spült die Abgabe jährlich fast 15 Milliarden Euro in die Kassen der Gemeinden, wie das Bundesfinanzministerium mitteilt. Mit den Geldern werden unter anderem Schulen und Kitas finanziert, aber auch Schwimmbäder und Büchereien oder Radwege und Brücken.
„Hat noch keine Steuerreform gegeben, wo sich der Staat nicht reich gerechnet hätte“
„Die Hebesätze werden aufgrund der klammen Kassen der Städte und Gemeinden meiner Einschätzung nach eher hoch als runter gehen, auch wenn das Gesetz ‚Aufkommensneutralität‘ vorsieht“, macht Horst gegenüber dem Online-Portal deutlich. Denn eigentlich sollten die Gemeinden laut Gesetzgeber mit der neuen Grundsteuer nicht plötzlich deutlich mehr verdienen als vor der Reform. Horst meldet hier jedoch Zweifel an: „Es hat noch keine Steuerreform gegeben, wo sich der Staat nicht reich gerechnet hätte“, sagte er gegenüber Focus.de.
Aber wie hoch kann der Hebesatz überhaupt ausfallen? Laut Daten des Statistischen Bundesamts belegten in Bayern die Kommunen Oberickelsheim und Meinheim mit einem Hebesatz von jeweils 650 Prozent 2021 die Spitzenplätze. Die genauen Werte für die einzelnen Kommunen können Sie in unserer Karte nachlesen:
Aber es geht auch noch höher. So betrug 2021 der Hebesatz bei der Grundsteuer B in Berlin 810 Prozent. (ph)