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14.000 statt 433 Euro: So hoch kann die neue Grundsteuer ausfallen 

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Von: Lisa Mayerhofer

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Stadtansicht von Freiburg. In Baden-Württemberg kann die neue Grundsteuer für manche Eigentümer richtig teuer werden.
In Baden-Württemberg kann die neue Grundsteuer für manche Eigentümer richtig teuer werden. Das zeigt der Fall eines Rentnerpaars aus Freiburg. © imagebroker/Imago

Ab 2025 gilt die neue Grundsteuer. Vor allem beim baden-württembergischen Modell droht vielen Eigentümern dann eine Vervielfachung der Kosten. Das zeigt der Fall eines Rentnerpaars aus Freiburg.

Freiburg – Die Grundsteuerreform sorgt für Unmut – und Unsicherheit bei allen Eigentümern. Denn: Alle Besitzer eines Hauses, Grundstücks oder einer Wohnung in Deutschland mussten bis Ende Januar eine Grundsteuererklärung abgeben – Ausnahme: Bayern. Aus den Daten berechnen die Finanzämter die neue Grundsteuer, die ab 2025 gilt. Noch ist jedoch völlig unklar, wie hoch diese ausfallen wird.

14.000 Euro Grundsteuer? Der Fall des Rentnerpaars Stalter aus Freiburg

Das liegt daran, dass die Bescheide über den Grundsteuerwert zwar vom Finanzamt herausgegeben werden – doch der Hebesatz wird dann erst nachträglich von den Kommunen festgelegt und dieser entscheidet maßgeblich über die Höhe der Grundsteuer. Dies wird wahrscheinlich erst 2024 passieren – und dann ist es für Eigentümer meist zu spät, dagegen vorzugehen. Einspruch einlegen können sie nämlich nur bis vier Wochen nach Erhalt der ersten Grundsteuerbescheide der Finanzämter, die in den meisten Fällen noch in diesem Jahr versendet werden.

Einspruch einlegen möchte auf alle Fälle das Rentnerpaar Stalter, das im Süden Freiburgs wohnt. Dort besitzen sie ein bescheidenes Einfamilienhaus aus den 50er Jahren – mit einer sehr großzügigen Grundstücksfläche von 2500 Quadratmetern, berichtet die Tagesschau. Das Problem für das Paar: Ab 2025 könnte sich deshalb die Grundsteuer für sie vervielfachen: Momentan zahlen sie 433 Euro, wenn Freiburg den Hebesatz beibehält, beläuft sich diese nach der Reform auf 14.000 Euro.

Norbert Stalter zeigte sich gegenüber der Tagesschau schockiert: „Als ich zum ersten Mal die Zahl ausgerechnet habe, ging es mir sehr schlecht. Ich habe sehr schlecht geschlafen“, sagte der Rentner. Sie könnten es sich nicht leisten, einen fünfstelligen Betrag im Jahr an Grundsteuer zu zahlen.

Baden-Württembergs Sonderweg bei der neuen Grundsteuer

Die starke Verteuerung im Fall der Stalters liegt im Sonderweg Baden-Württembergs bei der Grundsteuerreform begründet. Denn anders als in anderen Bundesländern zählen im Südwesten bei der Berechnung der neuen Grundsteuer nur die reine Grundstücksgröße und der sogenannte Bodenrichtwert, der sich nach der Wohngegend orientiert. Und die Stalters, die seit den 80ern hier leben, haben eine beliebte Wohngegend erwischt – der Bodenrichtwert bei ihnen beträgt 1050 Euro je Quadratmeter.

Wer also in Baden-Württemberg ein Einfamilienhaus mit Garten besitzt, wird wahrscheinlich ab 2025 bei der Grundsteuer draufzahlen müssen – günstiger könnte es stattdessen für Wohnungsbesitzer in einem Mehrfamilienhaus werden. Zwar können die Kommunen im Südwesten noch entsprechend darauf reagieren und ihre Hebesätze senken – doch dann entgehen ihnen wichtige Steuereinnahmen. Experten rechnen deshalb damit, dass es keine starken Senkungen der Hebesätze geben wird. Und: Im Fall der Stalters wird eine Senkung sowieso nicht viel bringen, rechnet die Tagesschau vor. Denn auch wenn Freiburg den Hebesatz von aktuell 600 auf 400 Prozent senken würde, müsste das Rentner-Paar immer noch etwa 10.000 Euro Grundsteuer zahlen.

Mehrere Eigentümer-Verbände sehen deshalb das Modell Baden-Württembergs als verfassungswidrig an und haben im vergangenen Jahr Klage eingereicht. Der Bund der Steuerzahler rät allen Eigentümern im Südwesten, sofort Einspruch einzulegen, sobald sie die Grundsteuerbescheide der Finanzämter erhalten. Genau das haben auch die Stalters vor. Norbert Stalter sagte gegenüber der Tagesschau, dass er im Moment noch darauf hoffe, dass das Bundesverfassungsgericht das baden-württembergische Modell kippen wird.

Neue Grundsteuer: Experte spricht von „bundesweiter Verteuerung“

Auch wenn Baden-Württemberg eine extreme Ausnahme bildet – in den anderen Bundesländern zeichnet sich Experten zufolge ebenso eine Verteuerung nach der Grundsteuerreform ab. Hans Reinold Horst, Landesvorsitzender des Eigentümerverbands Haus & Grund in Niedersachsen, sieht laut focus.de einen der Trend zu einer „bundesweiten Verteuerung“. „Es wird durch die neue Grundsteuer eine flächendeckende Mehrbelastung geben – vor allem durch angepasste Hebesätze“, sagte er im vergangenen Jahr dem Nachrichtenportal.

Denn: Die Grundsteuer ist eine der wichtigsten Einnahmequellen der Kommunen. Insgesamt spült die Abgabe jährlich fast 15 Milliarden Euro in die Kassen der Gemeinden, wie das Bundesfinanzministerium mitteilt. Mit den Geldern werden unter anderem Schulen und Kitas finanziert, aber auch Schwimmbäder und Büchereien oder Radwege und Brücken.

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