1. Startseite
  2. Wirtschaft

E-Mobilität: Autobranche inmitten des Umbruchs - Studie prognostiziert beinharten Wettkampf

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Martin Prem

Kommentare

Elektromobilität und autonomes Fahren stellt die Autobranche vor riesige Herausforderungen (Symbolbild von der IAA 2019)
Elektromobilität und autonomes Fahren stellt die Autobranche vor riesige Herausforderungen (Symbolbild von der IAA 2019). © Peter Hartenfelser/Imago

Elektromobilität setzt sich durch: 2040 sollen fast zwei Drittel aller Autos batteriebetrieben sein. Für Audi, BMW und Co. eine große Herausforderung - der Wettbewerb wird härter.

München – Die Autoindustrie in Bayern könnte ihren Stellenwert behaupten, wenn sie sich dem Strukturwandel stellt. Dieses Ergebnis einer Studie von IW-Consult und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation im Auftrag der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) wird durch eine Fortschreibung sogar noch verschärft. Damals ergaben sich nach Einschätzung der Forscher die besten Wachstumschancen für die bayerische Automobilindustrie, wenn sie sich im Wandel hin zu Automatisierung und Elektromobilität als Vorreiter verhält (wir berichteten).

Die Aktualisierung der Studie über 2030 hinaus bis ins Jahr 2040 ergab eine unerwartet stärkere Entwicklung hin zur Elektromobilität, als man bisher annehmen konnte. Für das Ende des laufenden Jahrzehnts prognostizierte die ursprüngliche Studie einen Anteil von 25,1 Prozent batterieelektrischer Fahrzeuge und von 60,8 Prozent mit klassischem Antrieb. Zehn Jahre später wird sich der neuen Prognose zufolge die Relation umgekehrt haben: 24,7 Prozent Verbrenner und 65,8 Prozent batterieelektrisch. Der Anteil von Hybrid-Fahrzeugen sinkt im gleichen Zeitraum von 13,1 auf 5,5 Prozent. Der Anteil von Autos mit Brennstoffzelle steigt dagegen von 1,0 auf 4,0 Prozent.

Audi, BMW und Co.: Elektromobilität und Corona als große Herausforderungen

Der Kuchen allerdings, der zwischen den Herstellern weltweit aufzuteilen ist, wird auch auf lange Sicht langsamer wachsen. Schuld ist nicht nur der coronabedingte Einbruch aus dem Jahr 2020. Denn der globale Absatz blieb bereits 2019 deutlich hinter den Erwartungen zurück. Eine Schätzung aus dem Jahr 2018 ließ weltweit 96,3 Millionen Fahrzeug-Neuzulassungen erwarten. Tatsächlich wurden es nur 87,4 Millionen. Und es wird nach dem Stand der Dinge noch fast zwei Jahrzehnte dauern, bis die für 2019 erwartete Zahl annähernd erreicht wird. Im Jahr 2014 sollten es nach den neueren Prognosen 96,0 Millionen Neuzulassungen sein.

Der Wiederaufstieg aus dem Absatzeinbruch des Jahres 2020 wird zäh: 74,3 Millionen Autos kamen im ersten Corona-Jahr 2020 weltweit erstmals in den Verkehr, das sind nicht einmal drei Viertel der noch 2018 für 2020 prognostizierten 100,1 Millionen Autos. Von 116,2 Millionen Neuzulassungen, die 2018 für 2030 erwartet wurden, spricht keiner mehr. 91,4 Millionen sollen es nach der neueren Schätzung sein und 2040 auch nur 96,0 Millionen.

Es wird also im Standortwettbewerb um die Zukunft nicht bequemer. Und es kommt für die bayerische Automobilindustrie noch mehr darauf an, mit zukunftsfähigen Angeboten sich einen möglichst großen Anteil eines langsamer wachsenden Marktes zu sichern. Hier spielt demzufolge die Elektromobilität eine entscheidende Rolle, das deutsche Angebot wächst stetig.

Autonomes Fahren: Technologischer Fortschritt vs. Regulierungsbestreben

Elektromobilität ist dabei ein wichtiges Standbein. Ein zweites ist Automatisierung. Und hier sieht die vbw Gefahren durch überzogene Regulierungsbestrebungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz auf europäischer Ebene, mit denen der Gesetzgeber laut vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt „über das Ziel hinauszuschießen droht“.

Brossardt stützt sich dabei auf eine weitere Studie, diesmal von Dirk Heckmann von der Technischen Universität München, die die unterschiedlichen Rechtsgebiete darstellt, die für automatisierte Systeme sowohl in der Industrie (etwa Roboter) als auch im Verkehr (autonom fahrende Autos oder Drohnen) wichtig sind: Vom IT-Sicherheitsrecht über Haftungsfragen und auch den Datenschutz – wenn etwa Kameras autonom fahrender Autos Aufnahmen von Menschen machen. Das macht die Sache kompliziert, weil sich bei automatisierten Systemen die Haftung teilweise vom Nutzer zum Hersteller verlagert und deren Risiko steigert. Brossardt plädiert in diesem Zusammenhang für einen „innovationsfreundlichen Rechtsrahmen mit unbürokratischen Verfahren, um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wertschöpfungspotenziale zu heben“. Vor jeder Regelung müsse gefragt werden, ob tatsächlich noch eine Lücke bestehe. „Im Zweifel sind Mut zum Experiment und Chancenorientierung gefragt“, so Brossardt.

Nichtsdestotrotz: Die globale Autoindustrie hat im ersten Halbjahr 2021 Rekordgewinne eingefahren.

Auch interessant

Kommentare