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Zehnjähriger Trend gebrochen: In diesen Regionen sinken die Immo-Preise besonders deutlich

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Von: Lisa Mayerhofer

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Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland sinken aktuell und brechen damit eine zehnjährige Preisspirale. Welche Städte und Kreise besonders betroffen sind.

München – Nach Jahren des Immobilienbooms zeichnet sich in Deutschland eine starke Wende ab: Gegen den allgemeinen Trend der hohen Inflation sind die Preise für Häuser und Eigentumswohnungen nach Daten des Finanzierungsvermittlers Interhyp im dritten Quartal gesunken. Demnach lag der Durchschnittspreis für eine finanzierte Immobilie inklusive Nebenkosten im dritten Quartal bei 512.000 Euro – also 4,3 Prozent weniger als im zweiten Quartal.

Immobilienpreise: Steigende Zinsen schrecken potenzielle Käufer ab

Hauptgrund ist nach Einschätzung von Interhyp-Vorstandschef Jörg Utecht, dass sich viele Menschen Haus oder Wohnung wegen der gestiegenen Zinsen nicht mehr leisten können. „Die Leitzinserhöhungen aufgrund der hohen Inflation und die Erwartungen an die weitere Geldpolitik haben die Bauzinsen vervierfacht“, sagte Utecht. Grundlage der Auswertung sind die über Interhyp vermittelten Immobilienkredite von gut 500 Banken, Bausparkassen und anderen Kreditgebern.

Damit wäre eine zehnjährige Preisspirale gebrochen: Vom ersten Quartal 2012 bis zum ersten Quartal 2022 hatte sich der bundesweite Durchschnittspreis einer Wohnimmobilie laut Interhyp von 290.000 Euro auf 540.000 Euro nahezu verdoppelt. Schon im zweiten Quartal waren die Immobilienpreise laut Interhyp um 0,9 Prozent gesunken.

Die Grundsteuererklärung sorgt in Deutschland derzeit für viele Diskussionen. Kommunen kommen kaum hinterher. (Symbolfoto)
Verschiedene Regionen in Deutschland sind von Rückgängen bei den Immobilienpreisen betroffen. (Symbolfoto) © Andreas Haas/Imago

Auch in deutschen Großstädten sinken die Preise für Wohnungen und Häuser

Auch ein Überblick über die Transaktionspreise legt nahe, dass die Preise sinken. Der Immobilienpreisindex des Verbands der Pfandbriefbanken (vdp), in dem die wichtigsten deutschen Immobilienfinanzierer versammelt sind, rutschte im dritten Quartal erstmals seit 2010 ins Minus. Dabei haben sich Wohnungen und Häuser von August bis Oktober gemessen am Vorquartal um 0,7 Prozent verbilligt. „Der mehr als zwölfjährige Aufwärtstrend bei Wohnimmobilien ist zu Ende“, sagte vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.

Auch die sonst bei Immobilienpreisen so teuren deutschen Metropolen geben nach: So wurden laut vdp in den größten sieben Metropolen Wohnimmobilien um 0,7 Prozent billiger. Während die Preise in Berlin sich gemessen am zweiten Quartal kaum bewegten (minus 0,1 Prozent), fielen sie in den übrigen Großstädten zwischen 0,6 Prozent (Köln) und 1,5 Prozent (München).

Dieser Abwärtstrend könnte sich Experten zufolge weiter hinziehen: Interhyp-Vorstandsmitglied André Lichner geht laut Handelsblatt davon aus, dass es in Metropolen wie München zu Preisnachlässen von bis zu 15 Prozent kommen wird, auf dem Land sogar von 20 bis 25 Prozent. Sein Vorstandskollege Jörg Utecht sagte dem Handelsblatt: „Die Zahlen aus den ersten Wochen des vierten Quartals aus München, Hamburg und Berlin zeigen, dass weitere Korrekturen nach unten wahrscheinlich sind.“

Auswertung: Welche Regionen besonders von sinkenden Immobilienpreisen betroffen sind

Doch welche Regionen sind besonders betroffen? Das Immobilien-Portal immowelt.de hat das auf Datenbasis der Kaufpreise der auf seiner Plattform inserierten Angebote analysiert. Die mittels hedonischer Verfahren errechneten Werte geben die Quadratmeterpreise von Bestandswohnungen (75 Quadratmeter, 3 Zimmer, 1. Stock, Baujahr 1990er-Jahre) wieder. Es handelt sich dabei um Angebots- und nicht um Abschlusspreise.

In diesen Landkreisen und Städten haben die Immobilienpreise demnach im Oktober 2022 im Vergleich zum Vorjahr am stärksten nachgelassen:

Die Tabellen zeigen, dass auch Landkreise und Städte betroffen sind, die vorher ein hohes Preisniveau vorweisen konnten. Dabei spielt eine Rolle, dass bei höheren Kaufpreisen die gestiegenen Zinsen eine noch stärkere Auswirkung haben und Käufer zögern lassen. Andere Kreise leiden unter sinkenden Bevölkerungszahlen.

Marktforscher: „Markt hat sich gedreht“

„Es deutet sich an, dass sich der Markt gedreht hat“, sagt Stephan Kippes, der Marktforscher des Immobilienverbands IVD Süd in München. Die Zeiten, in denen in den Städten zum Verkauf stehende Wohnungen und Häuser den Maklern quasi aus den Händen gerissen wurden, sind vorbei. „Die Anzahl der im Markt befindlichen Immobilien ist deutlich gestiegen“, sagt Kippes – in manchen Regionen habe diese sich verdoppelt. „Das führt dazu, dass manche Verkäufer mit sich über den Preis reden lassen.“

Mit Material der dpa

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