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EU-Geheimpapier: Deutschland droht Job-Kahlschlag wegen Energiekrise

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Von: Nadja Austel

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Glühende Stahlteile fahren aus einem Ofen und werden in ein Abkühlbecken gehoben. (Stahlguss GmbH, Mülheim an der Ruhr, 2022) (Symbolbild)
Durch die Energiekrise stehen deutsche Industriestandorte und damit Hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel. (Symbolbild) © IMAGO/Christoph Hardt

Durch die Energiekrise stehen deutsche Industriestandorte und damit Hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel: IG Metall und Co. schlagen Alarm.

Berlin/München – Die Gewerkschaften der Industrie sehen wegen der hohen Strompreise in Deutschland Hunderttausende Jobs in Gefahr. In der Stahl-, Chemie- und Baustoffindustrie drohen Standortschließungen, erklärten die Gewerkschaften IG Metall, IG BCE (Bergbau, Chemie, Energie) und IG BAU (Bauen, Agrar, Umwelt) am Dienstag (7. März) in Berlin. Sie riefen daher zu einem bundesweiten Aktionstag auf. 

Die IG Metall fordert „die Bundesregierung auf, für die energieintensiven Branchen einen speziellen Industriestrompreis einzuführen, mit dem sie in Europa standhalten können“. Im europäischen Vergleich müsse die deutsche Industrie einen der höchsten Strompreise zahlen.

EU-Geheimpapier: Deutschland soll Job-Kahlschlag drohen

Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, sieht seinen Industriezweig sonst vor einer unlösbaren Situation. Die exorbitanten Strompreise bedeuten seiner Prognose nach „über kurz oder lang“ das Verschwinden von Stahlerzeugung, Aluminiumindustrie und anderer energieintensiver Branchen aus Deutschland. Davon wären dann Hunderttausende Arbeitsplätze direkt und indirekt betroffen, so Hofmann.

Laut einem Bericht der Bild soll nun auch ein Geheimpapier der EU-Kommission unter den Abgeordneten kursieren. Dieses liste die Gefahren für die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf und lege anhand zahlreicher Beispiele offen, dass vor allem der deutsche Mittelstand vor großen Herausforderungen stehe.

Energiekrise: Industrie Deutschland international im Nachteil

Um die Zuversicht der Wirtschaft stehe es aktuell schlechter als zu Beginn der Coronavirus-Pandemie. Die Energiekrise treffe die deutsche Industrie in einer Phase beispiellosen Wandels und im Vergleich auch härter als ihre globalen Wettbewerber USA und China. Eine Umfrage des „European Roundtable for Industry“ soll laut Bild-Bericht zudem mehr als ein Drittel (34 Prozent) der Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden planen, ihre Investitionen in Unternehmen vorübergehend auszusetzen oder zu verringern. 15 Prozent würden beabsichtigen, sie auf Dauer einzustellen.

Die hohen Strompreise hätten bereits vor Beginn des Ukraine-Kriegs einen internationalen Wettbewerbsnachteil bedeutet, erklärt der bayerische IG Metall-Chef Johann Horn. Er fügte hinzu, dass zu hohe Strompreise in Deutschland nicht nur Industriestandorte und Arbeitsplätze gefährden. Bezahlbarer Strom sei auch „ein unverzichtbarer Baustein für die Transformation zu einer klimaneutralen Produktion“.

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Industriestandort Deutschland von Energiekrise bedroht

Der Chef der IG Metall Augsburg, Roberto Armellini, berichtet, in der Region treffe das Risiko von Standortschließung und Stellenabbau durch zu hohe Strompreise vor allem die Lech-Stahlwerke. Produktion nach Wetterlage, um auf einen günstigeren Börsenstrompreis zurückgreifen zu können, sei dort aktuell die Realität. „Von Planbarkeit sind wir momentan leider meilenweit entfernt“, so Armellini. Es sei darum wichtig, noch in diesem Jahr zu einem fairen Industriestrompreis zu kommen.

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, sieht auch für die Chemieindustrie das Risiko, dass die Produktion verlagert und Anlagen geschlossen werden könnten – auch wenn Unternehmen wie der Chemiekonzern Wacker in Bayern ihre Standorte zu erhalten versuchen. Das sei dann „der erste Schritt zur Deindustrialisierung Deutschlands“. Einen Industriestrompreis auf dem Niveau anderer Weltregionen hält er daher für unbedingt notwendig. (na/dpa)

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