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Inflation und Gaspreise: Bestattungen werden deutlich teurer

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Von: Lisa Mayerhofer

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Sterbefallzahlen
Im Jahr 2021 sind über eine Millionen Menschen in Deutschland verstorben. © Sven Hoppe/dpa

Die Inflation wirkt sich nicht nur auf das Leben, sondern auch auf das Sterben aus. Bestattungen werden nun deutlich teurer – vom Sarg bis zur Einäscherung.

Wiesbaden – Die Inflation in Deutschland bewegt sich nun schon länger auf einem Rekord-Niveau: Die Verbraucherpreise lagen im Mai um 7,9 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats und damit im dritten Monat in Folge über der Marke von sieben Prozent. Dabei zogen die Preise von April auf Mai 2022 dem Statistischem Bundesamt zufolge um 0,9 Prozent an.

Inflation im Mai auf rekordverdächtigen Niveau - auch Bestattungen werden teurer

Inflationsraten auf diesem Niveau gab es im wiedervereinigten Deutschland zuvor nicht. In den alten Bundesländern muss man in der Zeitreihe bis in den Winter 1973/1974 zurückgehen, um ähnlich hohe Werte zu finden. Damals waren die Mineralölpreise infolge der ersten Ölkrise stark gestiegen.

Auch aktuell treiben stark gestiegene Energiepreise die Inflation in Deutschland wie im Euroraum insgesamt. Dieser seit Monaten zu beobachtende Trend hat sich durch den russischen Angriff auf die Ukraine noch verschärft. Zudem hat die Industrie wie schon während der Corona-Pandemie damit zu kämpfen, dass Lieferketten nicht reibungslos funktionieren.

Verbraucher spüren das in vielen Bereichen: Neben Strom und Heizkosten steigen auch die Preise für Lebensmittel wie etwa Milchprodukte, Speiseöle und Gemüse teilweise eklatant. Doch nicht nur das Leben ist teurer geworden – auch das Sterben wird kostspieliger: Die Preise für Bestattungen sind durch Inflation, Rohstoffmangel und Energiekrise stark gestiegen.

Ukraine-Krieg und Rohstoffmangel: Särge werden deutlich teurer

So planen Deutschlands Sarghersteller, ihre Preise kräftig anzuheben. Das ergab eine Branchenumfrage des Bundesverbandes Bestattungsbedarf. Demzufolge will mehr als jeder zweite Hersteller die Preise im laufenden Jahr um zehn bis 20 Prozent anheben. Einige Firmen wollen sogar noch mehr verlangen.

Verbandschef Jürgen Stahl begründete die Aufschläge vor allem mit Folgen des Ukraine-Krieges. Energie und Holz hätten sich verteuert, hinzu kämen Lieferengpässe bei Vorprodukten. So nutzen die Hersteller auch Ware aus der Ukraine, zum Beispiel Metallklammern und Garn für die Innenverkleidung. Die sich nun anbahnende Preissteigerung ist insofern bemerkenswert, als die heimische Branche in den vergangenen zwei Jahren dem Verband zufolge ohnehin schon die Preise im niedrigen zweistelligen Prozent-Bereich angezogen hat – dies vor allem wegen höherer Holzpreise.

In Deutschland kostet ein im Inland hergestellter Sarg, der eingeäschert wird, nach Verbandsangaben in etwa 250 bis 400 Euro. Bei Särgen, die unter die Erde kommen, liegt die Preisspanne häufig bei 300 bis 600 Euro – wobei es auch deutlich teurere Särge gibt, die mehrere Tausend Euro kosten.

Energie- und Gaspreise: Aufschläge bei Krematorien

Zwar geht es um die Preise, welche die Fabrikanten den Bestattern in Rechnung stellen. Die Bestatter werden diese aber an die Kunden weiterreichen, wie Stephan Neuser, Generalsekretär des Bundesverbands Deutscher Bestatter, gegenüber der Welt bestätigte. „Auch wir haben deutlich gestiegene Kosten für die Kühlhäuser und für die Überführung der Leichname in den Bestattungskraftwagen“, erklärt er, die an die Angehörigen weitergereicht werden müssten.

Auch die Krematorien müssen ihre Preise wegen der Gaskrise erhöhen. So müssen Kunden auch für Einäscherungen ab Oktober deutliche Aufpreise zahlen, wie Karl-Heinz Könsgen, Geschäftsführer von Deutschlands größtem Krematorium Krematoriums in Rheinland-Pfalz, der Welt sagte. Denn ab Oktober beginne der neue Energieliefervertrag, den Geschäftsführer kürzlich abschließen musste. „Unser Abnahmepreis ist dann fünfmal so hoch wie jetzt“, sagte Könsgen der Welt. „Das können wir nicht kompensieren.“ (lma/dpa/AFP)

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