Inflation: Was sagt sie aus? Definition und Entwicklung der Preissteigerungsrate in Deutschland

Steigt das allgemeine Preisniveau, kann jede Geldeinheit weniger Güter und Dienstleistungen kaufen. Wissenswertes über die Inflation, Preissteigerungsrate, Teuerung bzw. Geldentwertung.
München – „Inflatio“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie aufblasen oder anschwellen. Umgelegt auf die heutige Zeit bedeutet das: Sobald die Preise ansteigen, geht es auch mit der Inflationsrate nach oben. Waren und Dienstleistungen werden teurer, während Löhne oft nicht in gleichem Maße ansteigen. In Deutschland lag etwa im Februar 2022 die Inflationsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat bei 5,1 Prozent. Im Jänner 2022 hatte sie noch bei 4,9 Prozent gelegen. Einer der Hauptgründe für das Absinken des Geldwertes: Der aktuell von Russland gegen die Ukraine geführte Krieg belastet den internationalen Handel und damit die Wirtschaftsleistung vieler Länder. Die Prognose für Gesamteuropa in diesem Jahr: Während die EZB im Dezember noch mit einer Inflationsrate in der EU für 2022 mit 3,2 Prozent rechnete, liegt die aktuelle Prognose insbesondere aufgrund der Ukraine-Krise bei 5,1 Prozent.
Inflation – was ist Inflation?
Mit dem Begriff Inflation wird der allgemeine Anstieg des Preisniveaus einer Ökonomie über einen bestimmten Zeitraum bzw. die Geldentwertung, also das Absinken des Geldwertes, bezeichnet. Verbraucher und Unternehmen bemerken diese Entwertung durch ein Ansteigen des Preisniveaus für Endprodukte wie Konsumgüter (z. B. Nahrungsmittel) oder Investitionsgüter (wie z. B. Maschinen). Der Verbraucherpreisindex bildet die Preisentwicklung für die privaten Verbrauchsausgaben ab und zeigt bei einer Steigerung des Indexes die aktuelle Höhe der Inflation an. Derzeit herrscht in Deutschland eine hohe Inflationsrate, was für ein Absinken des Geldwertes und für einen allgemeinen Anstieg des Preisniveaus von Endprodukten (Konsum- und Investitionsgütern) steht. Gründe für die hohe Inflationsrate sind unter anderem die steigenden Energiepreise, aber auch Lieferengpässe durch die Corona-Krise und die Rücknahme der vorübergehenden Mehrwertsteuersenkung.
Inflation – Zusammenhang von Verbraucherpreisindex und Inflationsrate
Der Verbraucherpreisindex misst monatlich die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte in Deutschland für Konsumzwecke kaufen. Die Veränderung des Verbraucherpreisindex zum Vorjahresmonat bzw. zum Vorjahr wird als Teuerungsrate oder als Inflationsrate bezeichnet. Der Gesamtindex umfasst die Abteilungen Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, Alkoholische Getränke und Tabakwaren, Bekleidung und Schuhe, Wohnungsmiete, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe, Einrichtungsgegenstände und ähnliches für den Haushalt und deren Instandhaltung, Gesundheitspflege, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Freizeit, Unterhaltung und Kultur, Bildungswesen, Beherbergungs- und Gaststättendienstleistungen sowie andere Waren und Dienstleistungen.
Inflation – wie wird die Inflation ermittelt?
Die Inflationsrate errechnet sich aus dem Preisanstieg bestimmter Waren und Dienstleistungen, für die ein durchschnittlicher Endverbraucher in Deutschland im Jahresverlauf Geld ausgibt. Beim Berechnen des Verbraucherpreisindex bzw. der Inflationsrate wird ein vom Statistischen Bundesamt definierter „Warenkorb“ verwendet, der 650 typische Güterarten umfasst und sämtliche von privaten Haushalten in Deutschland gekauften Waren und Dienstleistungen repräsentiert. Hierin enthalten sind unter anderem Ausgaben für Lebensmittel, Bekleidung, Miete, Strom, Telekommunikation, Freizeitausgaben und Rohstoffe (z. B. Benzin, Heizöl) sowie staatliche Gebühren und Steuern. Zusammen machen Strom, Gas, Miete und Kraftstoffe mehr als ein Drittel des repräsentativen Warenkorbs aus. Mit welchen Gewichten diese Güterarten in den Gesamtindex einfließen, ist im sogenannten Wägungsschema festgehalten.
Inflation – die wichtigsten Posten im Warenkorb und deren Anteil am Gesamtwert
Kategorie | enthält u. a. | Gewicht im Warenkorb |
Mieten und Energiepreise | Kaltmieten, Wasser, Strom, Gas | 32,5% |
Verkehr und Transport | Neuwagen, Gebrauchtwagen, Diesel, Benzin | 12,9% |
Freizeit, Unterhaltung, Kultur | Elektrogeräte, Sportartikel, Bücher, Pauschalreisen | 11,3% |
Lebensmittel | Nahrungsmittel, nichtalkoholische Getränke | 9,7% |
nur Kraftstoff | Diesel, Benzin, Autogas | 3,5% |
Quelle: Statistisches Bundesamt, Verbraucherpreisindex für Deutschland 2019
Inflation – krisenbedingte Effekte auf die Entwicklung
Einfluss auf die Inflationsrate haben u. a. auch weltpolitische Ereignisse: So hat sich etwa der Preis von Heizöl und Kraftstoffen im Februar 2022 im Vergleich zum Vorjahresmonat um gut 30 Prozent erhöht. Diese starke Erhöhung der Preise für Heizöl- und Kraftstoffe lässt sich auf die hohen Preise für Öl auf dem Weltmarkt zurückführen, nicht zuletzt verstärkt durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Auch der Import von Öl aus den USA nach Europa ist aufgrund des sinkenden Dollarkurses teurer geworden. Bei Kraftstoffen spielen aber auch die CO₂-Abgaben eine Rolle. Im Detail bedeutet das:
- Am 20. März 2022 lag der Tagesdurchschnittspreis für Diesel an der Tankstelle bei 2,16 Euro pro Liter (einschließlich aller gesetzlicher Abgaben).
- Am 20. Februar 2022, kurz vor Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine, hatte der Tagesdurchschnittspreis noch bei 1,66 Euro pro Liter gelegen.
- Für Super E5 lag der Preis am 20. März 2022 bei durchschnittlich 2,14 Euro, für Super E10 bei 2,09 Euro.
- Diese Preise hatten am 20. Februar 2022 noch bei 1,80 Euro pro Liter (E5) beziehungsweise 1,74 Euro pro Liter (E10) gelegen.
Aber auch die Corona-Pandemie hat ihre Auswirkungen auf die Inflationsrate: Sie beeinflusst die Preiserhebung für die Verbraucherpreisstatistik, zum Beispiel, weil Geschäfte geschlossen waren oder nur unter Auflagen öffnen konnten. Insgesamt erhöhten sich etwa die Preise für Waren von Februar 2021 bis Februar 2022 um 7,9 %. Vor allem die Preise für Energieprodukte lagen mit +22,5 % deutlich über der Gesamtteuerung (Januar 2022: +20,5 %).
Inflation – die Preissteigerung im Februar 2022 im Detail
- Heizöl, Kraftstoffe 30,2 %
- Strom, Gas, andere Brennstoffe 20,8%
- Verkehr 11,2 %
- Gemüse 10,1%
- Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe 5,8%
- Beherbergung, Gaststätten 5,1%
- Nahrungsmittel, alkoholfreie Getränke 5,1%
- Freizeit, Unterhaltung, Kultur 4,8%
- Möbel, Leuchten, Geräte u. a. Haushaltszubehör 4%
- Alkohol, Tabakwaren 3,7%
- Obst 2,2%
- Andere Waren, Dienstleistungen 2,2%
- Bildungswesen 1,7%
- Nettokaltmiete 1,5%
- Gesundheit 0,8%
- Post und Telekommunikation -0,1%
- Bekleidung und Schuhe -1,1%
Inflation – die Inflationsrate in Deutschland von 1980 bis 2021
- 1980: 5,4%
- 1981: 6,3%
- 1982: 5,3%
- 1983: 3,3%
- 1984: 2,4%
- 1985: 2,0%
- 1986: -0,1%
- 1987: 0,2%
- 1988: 1,3%
- 1989: 2,8%
- 1990: 2,7%
- 1991: 3,6%
- 1992: 5%
- 1993: 4,5%
- 1994: 2,6%
- 1995: 1,8%
- 1996: 1,3%
- 1997: 2%
- 1998: 0,9%
- 1999: 0,6%
- 2000: 1,4%
- 2001: 2%
- 2002: 1,3%
- 2003: 1,1%
- 2004: 1,7%
- 2005: 1,5%
- 2006: 1,6%
- 2007: 2,3%
- 2008: 2,6%
- 2009: 0,3%
- 2010: 1,1%
- 2011: 2,1%
- 2012: 2%
- 2013: 1,4%
- 2014: 1%
- 2015: 0,5%
- 2016: 0,5%
- 2017: 1,5%
- 2018: 1,8%
- 2019: 1,4%
- 2020: 0,5%
- 2021: 3,1%
Inflation – die Prognose für 2023
Für 2022 rechnet die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer Inflation von 5,1% für die Eurozone, für 2023 mit 2,1% und für 2024 mit 1,9%. Ihre Prognose leitet die Notenbank von ihrer Einschätzung der gesamtwirtschaftlichen Lage ab. Dazu zählt unter anderem eine Einschätzung zur Preisentwicklung etwa von Rohstoffen und Energie, zur Lohnentwicklung und zur Wirtschaftsleistung (BIP).