Bezos, Buffett, Musk und Co. zahlen kaum Steuer: US-Enthüllungsbericht sorgt für Wirbel

Ein pikanter Enthüllungsbericht legt offen, wie wenig Steuern Amerikas Superreiche zahlen. Jeff Bezos und Warren Buffett geraten in den Fokus, Elon Musk reagiert irritiert.
Washington - Amerikas Superreiche werden immer schneller immer reicher – und zahlen immer weniger Steuern. Laut eines pikanten Enthüllungsberichts haben US-Milliardäre wie Amazon-Chef Jeff Bezos, Tesla-Chef Elon Musk oder Großinvestor Warren Buffett in den vergangenen Jahren kaum oder gar keine Einkommenssteuer gezahlt.
Dem US-Rechercheportal ProPublica liegen umfangreiche Steuerdaten der 25 reichsten US-Bürger vor. Die meisten von ihnen würden diverse Mittel der Steuervermeidung nutzen, erklären die Invesigativ-Journalisten. Demnach haben Bezos, Buffett und Co. auf dem Papier ein deutlich niedrigeres Einkommen als das, was uns das jährliche Forbes-Ranking glauben lässt.
US-Milliardäre zahlen kaum Steuern: Warren Buffet setzt sich für mehr Steuern ein – und zahlt kaum welche
Als Rechenbeispiel nennt ProPublica Warren Buffet. Er hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder für eine höhere Besteuerung der Reichen eingesetzt. Zwischen 2014 und 2018 wuchs sein Vermögen laut Enthüllungsbericht um 24,3 Milliarden Dollar. In seinen Steuererklärungen habe er allerdings nur ein Einkommen von 125 Millionen Dollar angegeben – und darauf 23,7 Millionen Dollar Einkommenssteuer gezahlt, deutlich weniger als den offiziellen US-Spitzensteuersatz von 37 Prozent.
Amazon-Gründer Bezos verdiente laut ProPublica im Jahr 2011 sogar so wenig, dass er einen 4.000 Dollar hohen Steuerfreibetrag für seine Kinder geltend machen konnte. Zwar sind diese Steuerpraktiken seit Jahren bekannt und in Amerika immer wieder ein Aufregerthema – über Umfang und Zahlen konnte bisher nur spekuliert werden.
Bezos, Musk und Buffett zahlen kaum Steuer - so funktioniert die Steuerpraxis
Das Rechercheportal verglich versteuerte Einkünfte mit den aktuellen Forbes-Zahlen der Betroffenen. Die Krux: Der allergrößte Teil des Vermögens der Milliardäre stammt nicht aus Lohnzahlungen, er liegt in Unternehmensbeteiligungen und sonstigen Vermögenswerten. Hier greift das sogenannte Realisationsprinzip: Juristisch werden Beteiligungen erst dann zu Einkommen, wenn durch Verkauf Gewinne realisiert werden – in Amerika wie in Deutschland. „Und wenn eben nicht verkauft wird, fällt eben auch keine Steuer an“, erklärt Professor Joachim Englisch, Direktor des Instituts für Steuerrecht an der Universität Münster im ZDF.
Steuern auf Kapitalerträge, Erbschaften und andere Vermögenswerte fallen in der Regel vergleichsweise niedrig aus – zumindest im Vergleich mit der Einkommenssteuer. Daneben haben Superreiche die Möglichkeit, ihre Steuersumme über Verluste aus Investments, Kreditzinsen oder Spenden genutzt werden, um die Steuersumme zu drücken.
Steuern der Superreichen enthüllt: Musk reagiert irritiert, andere kündigen juristische Schritte an
Woher ProPublica die Daten hat, ist nicht bekannt. Wohl aber, dass sie höchst vertraulich sind und sonst ausschließlich den Betroffenen und der US-Steuerbehörde IRS vorliegen. Dementsprechend sauer stößt der Enthüllungsbericht auf. Während Tesla-Chef Elon Musk auf eine E-Mail-Anfrage von ProPublica lediglich mit einem einzigen Fragezeichen geantwortet haben soll, kündigte ein Sprecher Michael Bloomberg juristische Schritte an: „Wir planen, alle uns zur Verfügung stehenden juristischen Mittel zu nutzen, um herauszufinden, welche Person oder Regierungseinrichtung das geleakt hat.“ Auch das US-Finanzministerium kündigte eine Untersuchung wegen ungenehmigter Offenlegung vertraulicher Regierungsinformationen an.