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Ökonom: Kassenpatienten sollen bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung zahlen

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Von: Lisa Mayerhofer

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Für 2023 wird in der Gesetzlichen Krankenversicherung ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet. Der Ökonom Raffelhüschen fordert deshalb nun eine Selbstbeteiligung bei Kassenpatienten.

Berlin – Das deutsche Gesundheitssystem wird immer teurer – und das bekommen auch die Menschen zu spüren. So steigen wegen der hohen Kassen-Defizite die Krankenkassenbeiträge für gesetzlich Krankenversicherte dieses Jahr um etwa 0,3 Punkte. Auch die Bemessungsgrenzen, bis zu der das Einkommen in der gesetzlichen Krankenversicherung beitragspflichtig ist, steigt 2023 an.

Raffelhüschen: „Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen“

Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen befürchtet, dass das nicht reicht. Er schlägt zur Finanzierung des teuren Gesundheitssystems vor, dass gesetzlich Krankenversicherte pro Jahr gestaffelt bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung zahlen. „Wir können uns das System nicht mehr leisten. Patienten müssen künftig mehr aus eigener Tasche dazu bezahlen“, sagte der Professor an der Universität Freiburg der Bild-Zeitung. Dazu muss es aber einen Sozialausgleich geben. „Die Zuschüsse zum Beispiel für Geringverdiener müssen aus dem Bundeshaushalt kommen.“

Raffelhüschen sprach sich auch dafür aus, dass Versicherte Verletzungen nach selbstgewählten Risiken – wie Skifahren – komplett selbst bezahlen sollten. „Auch Raucher müssen sich an den Folgekosten von Behandlungen stärker selbst beteiligen“, verlangte er. Ohne ein Gegensteuern werde ansonsten der Beitragssatz bis 2035 auf bis zu 22 Prozent vom Bruttolohn steigen, warnte der Ökonom. Zurzeit liegt er – inklusive Zusatzbeitrag – im Schnitt bei knapp 16 Prozent, je nach Krankenkasse.

Eine ältere Patienten sitzt in einem Wartezimmer (Symbolbild).
Der Wirtschaftswissenschaftler Bernd Raffelhüschen schlägt zur Finanzierung des teuren Gesundheitssystems vor, dass gesetzlich Krankenversicherte pro Jahr gestaffelt bis zu 2000 Euro Selbstbeteiligung zahlen.  (Symbolbild). © YAY Images / Imago

Gesetzliche Krankenversicherung: Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet

Für 2023 wird in der Gesetzlichen Krankenversicherung ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet – nach den Worten von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist das ein historisches Ausmaß. In Deutschland werden rund 73 Millionen Versicherte von einer der 96 gesetzlichen Krankenkassen versorgt – das entspricht etwa 90 Prozent der Bevölkerung.

Nach den Plänen Raffelhüschens sollen Patienten nach dem Arztbesuch künftig eine Rechnung erhalten und diese an die Krankenkasse weiterreichen, „die dann einen Großteil der Kosten übernimmt“. Für die Eigenbeteiligung der Patienten soll es mehrere Stufen geben. Sie soll „insgesamt bei 1500 oder 2000 Euro pro Jahr“ gedeckelt werden, sagte Raffelhüschen. (lma/dpa)

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