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Eier-Zoff bei Lidl und Kaufland: „Regionales“ Produkt in Wirklichkeit Mogelpackung

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Von: Patrick Freiwah

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Lidl und Kaufland gehören zum Handelskonzern Schwarz-Gruppe, einem der größten auf der ganzen Welt
Lidl und Kaufland gehören zum Handelskonzern Schwarz-Gruppe, einem der größten auf der ganzen Welt. © Fotomontage: STPP/Imago-images

Was bedeutet eigentlich der Begriff „regional“? Eier, die bei Lidl und Kaufland in den Regalen liegen, rufen die Verbraucherzentrale auf den Plan: Sie stammen nicht aus Deutschland.

Neckarsulm/München - Wo regional draufsteht, ist regional drin? Dass diese Umschreibung jedoch Interpretationsspielraum lässt, zeigt ein Fall, den die Verbraucherzentrale Brandenburg bemängelt. Betroffen sind zwei der größten deutschen Handelsketten: Lidl und Kaufland. Demnach sei in Filialen der Handelsunternehmen ein Produkt angeboten worden, das mit einer irreführenden Regionalwerbung versehen war.

In dem Bundesland haben die zur Schwarz-Gruppe* gehörenden Firmen Eier angeboten, deren Beschreibung für Kundinnen und Kunden zunehmend ein wichtiges Kaufkriterium darstellt: die regionale Abstammung aus vermeintlich heimischen Gefilden, statt eines Imports aus dem entfernten Ausland.

Lidl und Kaufland: „Regionale“ Eier im Angebot - Sie stammen aus den Niederlanden

Der Haken bei dem Angebot bei Lidl und Kaufland besteht jedoch darin, dass ein Sachverhalt in Aussicht gestellt wird, der gar nicht eingehalten werden kann: Zwar wurde bei den unterschiedlichen Eierverpackungen mit den Bekundungen „Für unsere Landwirte“ geworben, in Wirklichkeit stammen die Eier jedoch aus einem Legebetrieb in den Niederlanden. Statt aus dem Verbreitungsgebiet Brandenburg wurde die Ware also aus dem westlichen Nachbarland von Deutschland importiert. Neben der Verbraucherzentrale ist auch der brandenburgische Landesbauernverband empört, der durch die fragwürdige Produktbeschreibung Einbußen beim Umsatz wittert.

Oben Kaufland, unten Lidl: Die Eierverpackungen der beiden Handelsketten suggerieren Regionalität, wo keine vorhanden ist. Oder etwa doch?
Oben Kaufland, unten Lidl: Die Eierverpackungen der beiden Handelsketten suggerieren Regionalität, wo keine vorhanden ist. Oder etwa doch? © VZB/Collage: Merkur.de

„Wir sehen ein unlauteres Geschäftsgebaren von Lidl*. Verbraucher, die eigentlich eine regionale Kaufentscheidung getroffen haben, werden aufgrund unklarer Angaben dazu verleitet, ein niederländisches Produkt zu erwerben. Das können wir im Interesse unserer Mitglieder nicht akzeptieren“, zeigt sich Denny Tumlirsch vom LBV empört.

Der Hauptgeschäftsführer erklärt gegenüber Topagrar.com, dass man vor einer Klage gegen Lebensmittelhändler Lidl nicht zurückschrecken werde, weil man ein „unlauteres Geschäftsgebaren“ erkenne. Auch der Erzeuger des Kaufland-Angebots wurde ins Visier genommen. Zum 1. September sollen Lidl und Kaufland* entsprechende Eierprodukte aus ihrem Sortiment entfernen bzw. den bemängelten Hinweis entfernen.

Lidl und Kaufland: Eier falsch deklariert? Verbraucherzentrale fordert Klarheit

Ein Produzent der betroffenen Eierware weigere sich angeblich, die Bezeichnung auf der Verpackung abzuändern, wie bw24.de* schildert. Ihm zufolge sei es keineswegs überraschend, dass die Begrifflichkeiten „regional“ sowie „unsere Landwirte“ nicht für Waren aus der Nähe stehen, sondern vielmehr für Produkte aus ganz Europa.

Was nach einer gewagten These klingt, könnte jedoch rechtlich wasserfest sein: Der Hinweis „regional“ auf Produktverpackungen ist nämlich rechtlich nicht geschützt. Darauf weist die Verbraucherzentrale Brandenburg selbst hin, indem sie auf ihrer Website formuliert: „Das Ursprungsland muss im Erzeugercode stehen – im Stempel auf dem Ei – nicht auf der Verpackung.“ Demzufolge könne auf der Eierkartonage eine deutsche Packstation stehen, während die Eier selbst aus dem (europäischen) Ausland stammen.

Wie die VZB erklärt, sei das Thema bereits vor den aktuellen Fällen bei Lidl und Kaufland auf der Agenda gewesen. Lebensmittelrechtsexpertin Annett Reinke erklärt: „Wir brauchen Klarheit bei der Werbung. Die Menschen müssen sich auf Regionalangaben verlassen können, damit sie eine informierte Kaufentscheidung treffen können.“

Im Juni haben gleich sechs Produkte des Nestlé-Konzerns den Titel „Mogelpackung des Monats Mai“ erhalten. Dabei wendet das Unternehmen eine altbekannte Masche* an.*Merkur.de und bw24.de gehören zum Angebot von IPPEN.MEDIA

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