Lidl: Machtkampf in der Chef-Etage - Hoffnungsträgerin muss gehen

Melanie Köhler war eine Hoffnungsträgerin der Schwarz-Gruppe. Doch anstatt Lidl und Kaufland zu neuen Höhen zu führen, verlässt sie den Konzern. War das freiwillig?
Neckarsulm - Sie machte in der Schwarz-Gruppe schnell Karriere. Doch genauso schnell folgte der Abgang. Es geht um Melanie Köhler, deren steiler Werdegang bei der Muttergesellschaft von Lidl und Kaufland ein überraschendes Ende fand. „Melanie Köhler verlässt auf eigenen Wunsch das Unternehmen, um ihre berufliche und persönliche Entwicklung außerhalb der Schwarz-Gruppe weiterzuverfolgen“, zitiert das Manager Magazin aus einer internen Mitteilung des Konzerns.
Top-Managerin verlässt Schwarz-Gruppe: Firmenpatriarch förderte Werdegang
Der 73-jährige Klaus Gehrig, Chef der Schwarz-Gruppe, machte Melanie Köhler nach ihrem Abschluss an der Hochschule Heilbronn zu seiner persönlichen Assistentin. In den folgenden Jahren förderte der Patriarch Köhlers Karriere, so dass sie es innerhalb weniger Jahre bis zur Vorstandsvorsitzenden von Schwarz Dienstleistungen brachte. Damit war die 30-Jährige verantwortlich für die meisten Zentralfunktionen der Gruppe, wozu Finanzen, Produktion und Immobilien zählen. Köhler war in dieser Funktion Nachfolgerin und Stellvertreterin von Gerd Chrzanowski, von dem noch zu hören sein wird. Der 49-Jährige soll 2023 Gehrig nachfolgen und den Gesamtkonzern leiten.
Köhler war neben Gehrig auch Mitglied der Gesellschafterversammlung der Schwarz Unternehmenstreuhand, dem Gremium, das über die Strategie der Gruppe entscheidet. Damit galt sie als eine Hoffnungsträgerin für die Zukunft. Dass Köhlers Weggang überraschend kam, zeigt sich auch daran, dass Gehrig kommissarisch ihre Aufgaben übernimmt.
Top-Managerin verlässt Schwarz-Gruppe: Gründe des Weggangs bleiben unklar
Zwar bestätigte die Schwarz-Gruppe auf Nachfrage dem Handelsblatt, dass Köhler das Unternehmen verlässt. Details zu den Gründen wollte das Unternehmen aber nicht nennen. Beobachter spekulieren, dass bei Köhlers Abgang Chrzanowski eine Rolle gespielt haben könnte. Das zunächst guten Verhältnis der beiden scheint sich zu einem Machtkampf entwickelt zu haben. Die Lebensmittel Zeitung berichtet von internen Mutmaßungen, dass Köhler Chrzanowski als Gehrigs Nachfolger noch hätte ausstechen können.
Es wird auch spekuliert, dass Köhler innerhalb kurzer Zeit sehr viel Einfluss in den Konzern gewonnen hat. Dadurch könnte es zu einem Machtkampf im Topmanagement gekommen sein.
Top-Managerin verlässt Schwarz-Gruppe: Weg an die Spitze ist nun frei
Auch Köhler selbst äußert sich nicht zu den Gründen ihres Weggangs. Sie verlasse das Unternehmen auf eigenen Wunsch, um ihre berufliche und persönliche Entwicklung außerhalb der Schwarz-Gruppe weiterzuverfolgen, sagt sie in einem internen Schreiben, das der Lebensmittel Zeitung vorliegt. Köhler nannte Gehrig „ihren Mentor“ und dankt ihm ausdrücklich für „die Förderung, die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Gehrig wiederum dankt Köhler „für ihre Loyalität und ihre moderne und menschenorientierte Führungsarbeit“.
Mit dem Weggang von Köhler scheint der Weg für Chrzanowski an die Spitze von Europa größtem Handelskonzern frei. Die letzte Entscheidung, wer die Gruppe künftig führt, trifft aber laut Handelsblatt Inhaber Dieter Schwarz. Doch auch zu dem, so heißt es im Unternehmen, habe Chrzanowski einen guten Draht.