Lufthansa: Die größte deutsche Fluggesellschaft und ihre Hintergründe

Eine lange Tradition steht hinter der Fluggesellschaft Lufthansa. In jüngster Zeit machte die Airline aufgrund von Milliardenverlusten und dadurch nötigen Staatshilfen im Zuge der Coronakrise von sich reden.
Frankfurt am Main – Mit mehr als 110.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von rund 16 Milliarden Euro im Jahr 2019 ist die Lufthansa die größte Fluggesellschaft in Deutschland. Mehr als 530 Tochterunternehmen und Beteiligungsgesellschaften gehören zu dem 1926 gegründeten Unternehmen.
Lufthansa: Gründung und Meilensteine in der Geschichte der Fluggesellschaft
Die Geschichte der Lufthansa geht auf den Beginn des 20. Jahrhunderts zurück. Am 6. April 1926 schlossen sich die Fluggesellschaften Deutscher Aero Lloyd AG und Junkers Luftverkehrs AG zur Deutsche Luft Hansa AG zusammen. Der Firmensitz befand sich in Berlin. 1933 benannte man das Unternehmen in Deutsche Lufthansa Aktiengesellschaft um. Der Flugbetrieb wurde mit Ende des Zweiten Weltkriegs eingestellt, die Gesellschaft im Jahr 1951 durch die alliierten Streitkräfte liquidiert.
Die heutige Lufthansa ist damit kein direkter rechtlicher Nachfolger des ersten gleichnamigen Unternehmens. Auch mit der 1955 in der DDR gegründeten und 1963 geschlossenen Deutschen Lufthansa der DDR stand sie in keiner Beziehung.
Die bis heute operierende Lufthansa AG wurde 1953 als Luftag – Aktiengesellschaft für Luftverkehrsbedarf – ins Leben gerufen. Ein Jahr später erwarben die Verantwortlichen die Namensrechte an der traditionsreichen Lufthansa sowie am Markenzeichen, dem Kranich. Die Luftag wurde in Deutsche Lufthansa AG umbenannt. Am 1. April 1955 ging der innerdeutsche Betrieb mit zwei Flugzeugen der Marke Convair an den Start. Im August desselben Jahres steuerte die Flotte bereits europäische Ziele an und führte einen Sonderflug mit der deutschen Leichtathletik-Nationalmannschaft nach Helsinki durch.
Bereits kurze Zeit später weitete die Lufthansa den internationalen Flugbetrieb mit Zielen in Amerika, Afrika und Fernost aus. Die Südamerikastrecke wurde 1956 eröffnet: Von Düsseldorf und Frankfurt ging es über Paris, Dakar und Rio de Janeiro nach Buenos Aires / Argentinien. Im Jahr 1960 übernahm die Fluggesellschaft das erste Flugzeug vom Hersteller Boeing. Damit begann das Zeitalter der Düsenflugzeuge bei der Lufthansa. Zehn Jahre später absolvierte eine B747 erstmals einen Langstreckenflug.
Lufthansa: Vom staatlichen Besitz bis zur Privatisierung
Von der Neugründung in den 50er-Jahren bis 1963 war die Lufthansa nahezu vollständig im Besitz der Bundesrepublik Deutschland. Es folgte eine sukzessive Privatisierung, die in den 1990er-Jahren einen Höhepunkt erlangte. Bis 1994 fungierte die Airline als Flag-Carrier der Bundesrepublik Deutschland. Bei Flag-Carriern handelt es sich um Fluggesellschaften, die sich zum überwiegenden Teil im staatlichen Besitz befinden. 1995 wandelte das Unternehmen drei seiner Sparten – die Lufthansa Technik AG, die Lufthansa Cargo AG und die Lufthansa Systems GmbH – in eigenständige Unternehmen um. Zwei Jahre später wurde die Fluggesellschaft vollständig privatisiert.
Lufthansa: Die heutige Organisation im Überblick
Die Lufthansa setzt sich heute aus drei Geschäftsfeldern zusammen:
- Network Airlines mit den Fluggesellschaften Lufthansa German Airlines, SWISS und Austrian Airlines
- Eurowings mit den Flugbetrieben Eurowings und Brussels Airlines sowie einer Beteiligung an der türkischen Airline SunExpress
- Aviation Services mit den Bereichen Logistik, Technik und Catering sowie weiteren Konzernbereichen, unter anderem die IT-Gesellschaften und Lufthansa Aviation Training
Insgesamt zählen (Stand 2020) 532 Tochterunternehmen und Beteiligungsgesellschaften zur Lufthansa Group.
Die Lufthansa war im Mai 1997 Gründungsmitglied des Luftfahrtbündnisses Star Alliance, gemeinsam mit vier weiteren Airlines:
- Air Canada
- United Airlines
- SAS Scandinavian Airlines
- Thai Airways
Heute gehören 26 Fluggesellschaften zu der Organisation und absolvieren im Durchschnitt mehr als 18.500 Starts und Landungen am Tag. Die Flotte umfasst insgesamt rund 4.600 Flugzeuge, 641 Millionen Passagiere waren im Jahr 2016 mit Unternehmen der Star Alliance unterwegs. Damit ist sie die größte Luftfahrtgemeinschaft der Welt.
Die Unternehmensleitung besteht aus einem sechsköpfigen Vorstand mit Carsten Spohr als Vorsitzendem. Dem Aufsichtsrat steht Dipl.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Jürgen Weber als Ehrenvorsitzender voran. Dr. Karl-Ludwig Kley übernimmt den aktuellen Vorsitz.
Lufthansa: Die Flotte
Zu den Flotten der Lufthansa und ihrer Regionalpartner kommen die der Tochtergesellschaften Eurowings, SWISS und Edelweiß Air, Austrian und Brussel Airlines sowie die Frachtverkehrsmittel der Lufthansa Cargo. Folgende Flugzeuge unterhält die Lufthansa nebst der Regionalpartner Stand Ende 2021:
Modell | Anzahl | Sitzplätze |
Airbus A380-800 | 8 | 509 |
Boeing 747-8 | 19 | 364 |
Boeing 747-400 | 8 | 371 |
Airbus A340-600 | 5 | 297 |
Airbus A350-900 | 17 | 293 |
Airbus A340-300 | 17 | 283 |
Airbus A330-300 | 15 | 255 |
Airbus A321neo | 11 | 215 |
Airbus A321-100/200 | 63 | 200 |
Airbus A320neo | 30 | 180 |
Airbus A320-200 | 63 | 168 |
Airbus A319-100 | 31 | 138 |
Embraer 195 | 17 | 120 |
Embraer 190 | 9 | 100 |
Bombardier CRJ900 | 31 | 90 |
Bei der Lufthansa Cargo sind die folgenden Flugzeuge im Einsatz:
- Boeing 777F
- MD-11F
Zum Ende des Jahres 2020 besteht die Flotte der Organisation aus insgesamt 757 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 12,5 Jahren. Das sind sechs weniger als im Vorjahreszeitraum – 22 sind neu hinzugekommen, 28 wurden aussortiert. Von den 22 Neuzugängen sind 18 fabrikfrisch:
- zwei Boeing 777F
- zwei Airbus A350-900
- drei A321neo
- elf A320neo
Vier A320neo wurden gebraucht angeschafft.
Mit der geringeren Anzahl im Jahr 2020 setzt die Lufthansa einen ersten Schritt hin zur geplanten Reduzierung der Flotte um 150 Flugzeuge. Das Ziel soll es sein, das Flugangebot und die Kapazität der Flotte an die nach eigenen Angaben voraussichtlich längerfristig veränderte Nachfrage anzupassen: Der Luftverkehrsmarkt schrumpfte 2020 pandemiebedingt stark. Die Lufthansa verzeichnete in jenem Jahr einen rasanten Umsatzrückgang: von mehr als 16 Milliarden Euro 2019 auf knapp 13,6 Millionen.
Lufthansa: Coronakrise und die Folgen
Mit der überwiegenden Einstellung des Flugverkehrs im Frühjahr 2020 ließ auch die Lufthansa ihre Flotte nahezu vollständig am Boden. Ende Mai 2020 wurde ein Rettungspaket für die größte deutsche Airline beschlossen. Das Paket umfasste Staatshilfen verschiedener Art sowie Eigenkapitalmaßnahmen im Gesamtwert von rund neun Milliarden Euro. Beteiligte an dem Geldfluss sind neben dem deutschen Staat zu kleineren Teilen auch die Länder Österreich, Belgien und die Schweiz. Bis zum dritten Quartal 2021 wurden vom Gesamtbetrag vier Milliarden abgerufen.
Aufgrund der schrittweisen Wiederaufnahme des Luftverkehrs verbuchte das Unternehmen im Folgejahr einen geringeren Verlust: Im zweiten Quartal des Jahres 2021 betrug er mit 756 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr nur noch die Hälfte. Im ersten Halbjahr 2021 stehen Minuseinnahmen von 1,8 Milliarden Euro in den Büchern. Im Vorjahreszeitraum verzeichnete die Fluggesellschaft noch 3,6 Milliarden Euro Verlust. Staatshilfen musste das Unternehmen daher trotz Belebung des Geschäfts auch 2021 in Anspruch nehmen: 1,5 Milliarden Euro flossen Richtung Frankfurt am Main.
Lufthansa: Nationale Drehkreuze
Die meisten internationalen Flüge der Lufthansa starten vom Flughafen Frankfurt am Main (FRA). Insgesamt 157 Ziele steuert die Fluggesellschaft 2019 von dort aus an. Auf Platz zwei liegt der Flughafen München (MUC). Von der bayerischen Landeshauptstadt aus verkehrt der Großteil der kontinentalen Flüge. Im Jahr 2019 steuerte die Flotte 152 Ziele an.
Von beiden Airports gibt es sowohl internationale als auch innereuropäische und innerdeutsche Verbindungen. Zum Teil werden diese von den Flotten der Tochtergesellschaften übernommen. Innerhalb von Deutschland und Europa übernimmt etwa Eurowings zahlreiche Flüge. Die Lufthansa selbst fliegt vor allem nach Nord- und Südamerika, Asien, Afrika und in den Nahen Osten. Ziele in Australien und Neuseeland werden von Partnern aus dem Star-Alliance-Netzwerk übernommen. So fliegt etwa Singapore Airlines via Singapur und Thai Airways mit Stopp in Bangkok nach Ozeanien.
Der bisher unerreichte Rekordflug der Lufthansa fand am 19. Januar 2011 statt: Mit einer Nonstop-Flugzeit von 4:48 Stunden war ein Airbus A340-600 von München nach Honolulu auf Hawaii unterwegs.